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Du sollst nicht hassen

Titel: Du sollst nicht hassen
Autoren: Izzeldin Abuelaish
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Führungspersönlichkeiten der ganzen Welt. Das Verblüffende daran ist, dass ihn das kein bisschen verändert hat.
    In letzter Zeit höre ich öfter, dass Leute sagen, dies sei zu schön, um wahr zu sein. Wie kann er immer noch von Frieden und Liebe sprechen und mit Israelis befreundet sein, nachdem er seine Töchter verloren hat? Manche fragen sich sogar, ob er aus dieser Tragödie irgendwelchen Nutzen gezogen hat. Aber ich kenne ihn seit vielen Jahren und ich versichere, dass es nichts gibt, das der Wahrheit ferner läge. Seine Vision von einer Koexistenz ist tiefgreifend, solide und schlüssig – und unbeeinflusst von einer Tragödie solchen Ausmaßes, von der wir uns kaum vorstellen können, wie man sie übersteht. Und doch macht er weiter.
    Izzeldin konzentriert nun all seine Bemühungen auf die Gründung einer Stiftung, die nach seinen Töchtern benannt ist; sie hat das Ziel, Freundschaften zwischen jüdischen und palästinensischen Mädchen zu stiften und einen Beitrag für ihre Bildung zu leisten. Dazu gehört auch die Gründung einer Schule, die diesem Zweck gewidmet ist. Wo immer er hingeht, mit wem auch immer er in diesen Tagen spricht – sein Hauptanliegen ist es, die Kluft, die unsere Region durchzieht, zu überwinden. Es ist ihm gelungen, viele einflussreiche Persönlichkeiten mit seinem Schmerz ebenso wie mit seinen Visionen für die Zukunft zu erreichen, und ich weiß, dass er nicht lockerlassen wird. Wenn es überhaupt einen Menschen gibt, der das bewerkstelligen kann, dann ist er das. Ich kann nur hoffen, dass er Erfolg haben wird.
    Professor Marek Glezerman, Leiter der Frauenklinik und stellvertretender Direktor des Rabin Medical Center in Israel. (Bearbeitung eines Interviews mit Sally Armstrong)

EINS
    Der Himmel über dem Meer
    An diesem Tag war ich dem Himmel so nah und der Hölle so fern, wie es nur irgend geht, an diesem einsamen Stück Strand nur vier Kilometer von dem Elend in Gaza-Stadt entfernt, wo Wellen an das Ufer schwappten, als wollten sie das Gestern fortwaschen und dem Morgen einen frischen Neubeginn bereiten.
    Wir sahen vermutlich aus wie jede andere Familie am Strand – meine beiden Söhne und meine sechs Töchter, ein paar Cousins, Cousinen, Onkel, Tanten. Die Kinder tobten im Wasser, schrieben ihre Namen in den Sand und riefen über den Seewind hinweg einander etwas zu. Doch der Schein der Bilderbuchfamilie trog. Ich war mit den Kindern zum Strand gefahren, um ein wenig Frieden zu finden. Es war der 12. Dezember 2008, nur zwölf kurze Wochen nachdem meine Frau Nadia an akuter Leukämie gestorben war und unsere acht Kinder ohne Mutter zurückgelassen hatte; das jüngste unter ihnen, unser Sohn Abdullah, war gerade mal sechs Jahre alt. Zwischen der Diagnose und ihrem Tod hatten nur zwei Wochen gelegen. Wir standen unter Schock, wie betäubt und taumelnd unter dem plötzlichen Verlust des Gleichgewichts, für das sie immer gesorgt hatte. Ich wollte fort aus dem Lärm und dem Chaos von Jabaliya, an einen Ort, wo wir uns darauf besinnen konnten, dass wir zusammengehörten.
    Es war ein kühler Tag, der Himmel wurde von der blassen Wintersonne in ein fahles Licht getaucht, das Mittelmeer leuchtete in reinem Azur. Aber als ich meine Söhne und Töchter dort in der Brandung spielen sah, so fröhlich wie spielende Kinder anderswo auch, dachte ich an unsere Zukunft und an die Zukunft unserer Heimat. Ich wusste nicht, um wie Vieles größer unsere persönliche Tragödie noch werden sollte.
    Es schien etwas in der Luft zu liegen. Schon seit einigen Jahren hatten die Israelis die Schmugglertunnel zwischen dem Gazastreifen und Gaza bombardiert, aber in jüngerer Zeit hatten die Angriffe zugenommen. Seit der israelische Soldat Gilad Schalit im Juni 2006 von einer Gruppe militanter Islamisten gefangen genommen worden war, bestand die Blockade. Das palästinensische Volk sollte im Ganzen für die Taten einiger Weniger bestraft werden. Doch nun war die Blockade sogar noch strenger, und die Tunnel waren der einzige Weg, auf dem die meisten Güter in den Gazastreifen gelangten. Jedes Mal, wenn sie zerbombt worden waren, wurden sie neu gebaut und dann wieder von Israel bombardiert. Zusätzlich zu dieser Isolierung wurden die drei Grenzübergänge von Israel und Ägypten in den Gazastreifen sechs Monate lang für die Vertreter der Medien gesperrt. Man konnte die Spannung in der Luft spüren.
    Der Großteil der Welt hat vom Gazastreifen gehört. Aber nur wenige wissen, was es heißt, hier zu
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