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Dreimal Liebe

Dreimal Liebe

Titel: Dreimal Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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für ein paar Tage durch die Gegend«, antwortete er. »Louis veranstaltet jedes Mal ein riesengroßes Drama, und abends steht sie dann in der Tür, den Bauch so vollgefressen, dass er auf dem Boden aufschleift.«
    »Sie geht zu Leuten?«
    »Keine Ahnung. Sie frisst sich halt irgendwo durch. Wo und wie, weiß keiner.«
    »Hm«, machte Cathy und schwieg. Joel entging nicht, dass ihr Blick trotzdem immer wieder zu Louis wanderte.
    Eine Stunde später passierte genau das, was alle die ganze Zeit schon befürchtet hatten. Der stotternde Junge hievte sich energisch auf die Beine und stampfte auf die Tür zu. »I-Ich werde sie jetzt su-suchen gehen!«
    »Louis«, seufzte Joel, »das wirst du nicht.«
    »D-D-D-Doch!«
    »Du verläufst dich nur wieder, bleib hier.«
    »A-Aber ich muss sie doch s-suchen!«
    Joel erhob sich von den Kartons und ging auf Louis zu. »Hör mal, wenn sie bis morgen früh nicht hier ist, werde ich sie suchen gehen. Versprochen. Aber die Nacht warten wir noch ab.«
    »Ich-Ich-Ich kann nicht mehr warten!« Kleine salzige Tropfen perlten über Louis’ Wangen, rannen sein Kinn hinunter. Er machte einen Schritt nach vorne, umklammerte Joel und drückte ihn so fest, dass dieser fast keine Luft mehr bekam. »Vi-Vi-Vielleicht hat sie sich v-v-v-verletzt und wehgetan und liegt irgend-irgendwo«, schniefte er in Joels Pullover. Letzterer versuchte mit Mühe, sich ein bisschen aus dem Klammergriff zu lösen. »Ach Quatsch, Louis. Bestimmt geht es ihr gut. Du wirst sehen, heute Abend schläft sie wieder an deiner Seite.« Louis schüttelte den Kopf und rieb mit der Stirn gegen Joels Brust.
    »Louis?«, fragte Cathy, die auf einmal neben den beiden auftauchte. »Joel und ich werden Cecile jetzt suchen gehen. Das werden wir doch, stimmt’s Joel?«
    Auch wenn Joel versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, so verrieten ihn wie so oft seine Augen, die den wahren Zustand seines Gemüts wie klares Wasser widerspiegelten. Die Hände in den Hosentaschen, lief er schweigend neben Cathy her und kickte stetig ein kleines Steinchen vor sich hin. Erst auf der Höhe Greenpoint Avenue brach das Mädchen mit den goldroten Haaren die Stille.
    »Darf ich dich was fragen?«
    »Frag.«
    »Ist Louis …?« Sie brach ab.
    »Was, behindert?«
    Cathy senkte den Blick gen Boden und zuckte mit den Schultern.
    »Ja, das ist er wohl. Ganz normal ist er jedenfalls nicht mehr.«
    »Nicht mehr?«, fragte Cathy und sah auf. »Was soll das bedeuten?«
    Joel nahm einen tiefen Atemzug. »Ich kenne Louis von früher, aus dem Heim. Er war nie dauerhaft dort, sondern immer nur für ein paar Wochen. Seine Familienverhältnisse waren ziemlich krass, das Jugendamt ist ständig eingeschritten. Als ich ihn kennenlernte, war noch alles in Ordnung bei ihm.«
    Cathy schob die Hände in die Ärmel ihres Pullovers. »Aber wie kann das sein? Man wird doch nicht einfach von heute auf morgen … so .«
    »Nein, einfach so wird man das sicher nicht. Vielmehr war sein Vater ein ziemlicher Wichser und hatte sich oftmals nicht unter Kontrolle, wenn er was gesoffen hat. Verstehst du?«
    Cathy verstand und brachte kein Wort mehr hervor.
    Als die beiden fünf Straßen weiter an eine Kreuzung gelangten, blieb Joel stehen und drückte den Knopf der Ampel. »Lass uns noch die nächsten vier Seitenstraßen abklappern und dann wieder nach Hause gehen. Wir finden sie ja doch nicht.«
    »Glaubst du wirklich, dass Cecile von allein zurückkommt?«
    Er hob die Schultern. »Bisher hat sie das immer getan. Außerdem tun mir die Füße weh.«
    »Aber dann lass uns auf dem Heimweg wenigstens eine andere Strecke nehmen, okay?«
    Joel seufzte.
    Wie nicht anders zu erwarten, fehlte von Cecile jede Spur. Und auch das Einschlagen des längeren Rückwegs schien völlig umsonst gewesen zu sein. Allmählich wurde es dämmrig, die ersten Straßenlaternen schalteten sich ein und die Temperatur sank merklich ab. Es war bereits nicht mehr weit zur Halle, vielleicht noch zehn Minuten, da fiel Joel auf einmal etwas ins Auge. Es war in einer schmalen, von hohen Hausmauern umringten Gasse, neben Mülltüten und stehengelassenen Einkaufswägen. Ohne ein Wort zu sagen, verlangsamte Joel seine Schritte und ging wie ferngesteuert darauf zu. Angezogen von dieser Farbe, die er so gut kannte, die er so oft gesehen hatte. Weiß wie frisch gefallener Schnee.
    Mit einem Meter Abstand blieb er stehen. Der Wind wehte durch das Fell, brachte die feinen Härchen in sanfte Bewegung. Nur der Körper selbst

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