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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition)
Autoren: Alexandra Bullen
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Morgen tat Olivia etwas, was sie nicht mehr getan hatte, seit sie zehn Jahre alt war: Sie ließ sich von ihren Eltern zur Schule fahren.
    Bridget und Mac saßen vorne, Olivia auf dem Rücksitz, eingeklemmt zwischen Kisten und Tüten. Violets Kleider – Kleidung, die sie beschlossen hatten wegzugeben.
    Olivia hatte ihren Eltern von Callas Kleidersammlung erzählt, während sie die Wände von Violets Zimmer strichen – das, egal welche Farbe es hatte oder wie viele Bücher darin standen, immer Violets Zimmer sein würde.
    »Bist du sicher, dass du die Sachen nicht doch eines Tages haben möchtest?«, hatte Bridget gefragt, als sie sich mit einer Paprika-Zwiebel-Pizza zusammen vor den Fernseher setzen, um sich die Wiederholung einer alten Sitcom anzusehen.
    Olivia nahm sich noch ein Stück Pizza und nickte. »Das bin einfach nicht ich«, antwortete sie und tat so, als würde sie nicht merken, wie ihre Eltern einen Blick wechselten.
    Es war ein ganzer Abend voller verstohlener Blicke, vorsichtiger Fragen und zurückhaltender Zuneigung zwischen den dreien gewesen. Manchmal war es auch so still gewesen, dass Olivia am liebsten geschrien hätte, aber sie wusste, es würde eine Weile dauern, bevor alles wieder normal sein konnte.
    ***
    Die morgendliche Spendenabgabe wurde stärker genutzt als die nach der Schule. Schick gekleidete Mütter, die ihre Kinder zur Schule brachten, nutzten die Gelegenheit, um ihre modischen Errungenschaften des letzten Jahres zur Schau zu stellen und sich begeistert darüber auszulassen, welch wertvolle Sachen sie für das Projekt beisteuerten. Olivia stand geduldig zwischen ihren Eltern in der Schlange und versuchte, unbefangen zu lächeln, während ihre Eltern ihr aufmunternde Blicke zuwarfen.
    Calla trug alle Spenden auf einer Liste ein und lächelte dankbar ein spendendes Elternpaar nach dem nächsten an. Schließlich waren sie an der Reihe, und jeder von ihnen reichte Calla eine Kiste.
    Die Veränderung in Callas Gesicht, als sie die Larsens eintrug, war so dezent, dass Olivia überzeugt war, ihre Eltern merkten nicht, dass irgendetwas nicht stimmte. Doch Olivia spürte eine ausgeprägte Kälte von der anderen Seite des Tisches, ein harter Ausdruck von Ablehnung stand in Callas Augen.
    Mac nahm das Klemmbrett und beugte sich über den Tisch, um ihren Namen und Adresse einzutragen, während Bridget ihm ihre neue Festnetznummer diktierte.
    Calla vermied den Augenkontakt mit Olivia und begann den Inhalt ihrer Kiste durchzusehen. Sie holte nacheinander erst Violets Lieblingsjeans heraus, dann ein kurzes Sommerkleid und einen breiten Ledergürtel. Verblüfft legte sie die Stirn in Falten, als sie über den Tisch sah.
    »Aber das sieht alles ziemlich neu aus«, sagte sie zu Olivia. »Sind das deine Sachen?«
    Olivia schüttelte den Kopf, räusperte sich und wollte es schon erklären, als Callas Gesichtsausdruck wechselte.
    »Bist du sicher, dass du das tun willst?«, fragte sie leise. »Ich meine, diese Sachen … die haben ihr gehört, oder?«
    Olivia nickte. »Ich bin sicher«, erklärte sie. »Es ist Zeit.«
    Calla sah zurück in die Kiste, holte das Kleid mit dem kaputten Reißverschluss heraus und fuhr mit den Händen über den glatten Stoff. »Das ist ja hübsch«, sagte sie, und Mac reichte ihr das Klemmbrett zurück.
    »Ich kann Ihnen gar nicht genug danken«, sagte Calla zu ihnen allen dreien. »Das ist sehr, sehr großzügig.«
    Mac und Bridget nickten und verabschiedeten sich, und Olivia folgte ihnen durch die Menge.
    »Olivia, warte.«
    Olivia blieb stehen und drehte sich dann langsam um. Calla griff in ihre Tasche, die neben ihr auf dem Boden stand.
    »Ich habe etwas für dich«, sagte sie und wühlte in ihrer Tasche, bis sie einen Stoß neongelber Flyer fand. Sie nahm einen Stift und schrieb etwas auf die Rückseite eines Flyers und reichte ihn Olivia.
    »Das ist für eine Lesung von Farley am kommenden Wochenende in diesem Café in The Haight«, sagte Calla schnell, und Olivia hörte den vertrauten Klang von Begeisterung in Callas Stimme.
    Olivia nahm den Flyer, schloss die Hand darum und lächelte Calla zu.
    »Komm doch auch«, sagte Calla, bevor sie ihr noch einmal zunickte und hinter den Spendentisch zurückeilte.
    Olivia drängte sich durch die Menge, um ihre Eltern einzuholen, der Flyer brannte förmlich in ihrer Hand. Als sie die Türen erreicht hatte, blieb sie stehen und drehte das zerknitterte gelbe Papier um.
    In Callas perfekter Handschrift stand dort das eine Wort, das
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