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Drei Seiten für ein Exposé

Drei Seiten für ein Exposé

Titel: Drei Seiten für ein Exposé
Autoren: Hans Peter Roentgen
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Exposés, die ich kenne, müssen nicht. Lektoren und Agenten wissen eine ganzeMenge über Hintergründe.
    Natürlich gibt es Ausnahmen. Wenn Ihre Geschichte die Verschwörung des Jugurtha in der römischen Antike als Hintergrund hat, sollten Sie etwas dazu sagen. Aber nicht im Exposé. Sondern auf einer eigenen Seite, die die Welt Ihrer Geschichte vorstellt. Am Schluss dieses Buches finden Sie dazu Näheres, und zwar im Kapitel „Was Sie Agenten und Verlagen schicken“.
Die Heldin scheitert
    Dann geht Valcrish nach Clunyath. Sie will sich dem Bösen, der Hexe stellen. Gut. Offenbar scheitert sie, aber auch das steht nicht im Exposé, stattdessen wieder Erläuterungen des Autors. Die Hexe ist durch Blutopfer zu mächtig geworden.
    Woher weiß Valcrish das? Greift sie die Hexe an, wird geschlagen, kann nur mit knapper Not und der Hilfe des Wolfs entkommen? Dann sollte das auch so da stehen.
    Jedenfalls ist der erste Befreiungsversuch gescheitert. Valcrishs Magie reicht auch mit Wolfshilfe nicht aus. Gut so. Geschichten, in denen gleich alles gelingt, sind langweilig.
    Was kommt dann? Ein Kristall könnte die Lösung sein. Und wie erfährt Valcrish das? Sie ist zunächst mal geschlagen, wir dürfen annehmen, verzweifelt, ohne Hoffnung. Irgendetwas muss ihr wieder Hoffnung geben, irgendetwas muss sie auf die Spur zum Kristall bringen. Auch das gehört ins Exposé.
    Valcrish gelangt mit Vaylon ins Land der Drachen. Doch die Drachenkönigin lehnt es ab, ihr den Kristall zu leihen. Verständlich, wer würde so einen Schatz einer hergelaufenen Menschin anvertrauen? Mit Menschen hat die Königin sowieso schlechte Erfahrungen gemacht.
    Wer garantiert ihr, dass Valcrish ihn zurückgibt? Dass sie ihn nicht für eigene Zwecke nutzt? Sich damit zur Nachfolgerin der Hexe aufschwingt?
    Im Exposé steht:
in zähen Verhandlungen gelingt es Valcrish, sie zu überzeugen
. Tja, wie überzeugt man eine Drachenkönigin? Gibt sie ihr ein Pfand? Zeigt sie ihr, dass die Hexe auch die Drachen bedroht? Befreundet sie sich mit dem Lieblingsneffender Königin, und der legt bei der Tante ein gutes Wort für sie ein? Hat sie gar etwas, das sie selbst gering schätzt, den Drachen aber sehr wichtig ist?
    Auch das sind Fragen, die das Exposé beantworten muss.
Gleichlautende Namen
    Valcrish und Vaylon klingen sehr ähnlich. Überlegen Sie sich genau, wie Ihre Personen heißen. Vor allem eins sollten Sie bedenken: Wenn Sie sich Namen ausdenken, ist die Gefahr groß, dass Sie zunächst ähnliche wählen. Namen, die mit dem gleichen Anfangsbuchstaben anfangen und bei denen dann auch der zweite Buchstabe übereinstimmt. Martin und Manfred, Valcrish und Vaylon. Unser Gehirn arbeitet assoziativ. Es wählt gerne Ähnliches aus, als Erstes fallen uns nicht die neuen, sondern die bekannten Lösungen ein.
    Bei Namen wird es zum Problem, wenn die ersten zwei Buchstaben gleich sind. Der Leser verwechselt sie leicht. Achten Sie darauf. Gönnen Sie Ihren Figuren unterschiedliche Namen, die der Leser leicht unterscheiden kann. Vielleicht Narja statt Valcrish? Namen sind wichtig, es lohnt sich, darüber nachzudenken und nicht zum erstbesten zu greifen.
Übung
    Welche Bücher haben Sie zuletzt gelesen? Suchen Sie sich eines heraus, das Ihnen besonders gefallen hat und an das Sie sich gut erinnern. Dann entwerfen Sie den Anfang eines Exposés dafür. Lesen Sie möglichst nicht den Klappentext, auch nicht, was auf dem Schutzumschlag steht. Im ersten Schritt dürfen Sie so umfangreich schreiben, wie Sie mögen. Jetzt geht es erst mal um den Anfang.
    Dann kommt der schwierige Teil. Streichen Sie alles, was überflüssig ist. Wenn Sie Zweifel haben, erstellen Sie eine Version mit der gestrichenen Stelle und eine ohne. Ist die kürzere noch verständlich? Wenn ja, gut; wenn nein müssen Sie etwas anderes streichen. Hören Sie mit dem Kürzen erst auf, wenn Sie nur noch zwei Sätze auf dem Papier haben. (Na gut, wenn es wirklich nicht anders geht, dürfen es auch dreisein. Aber wirklich nicht mehr).
Beispiel: Humor und Hausverstand erwünscht
    Als alleinerziehende Mutter eines an der Schwelle der Pubertät stehenden Sohnes hat es Thessa nicht immer einfach. Auch ihr neuer Job als Referentin einer Hausverwaltung birgt weitere Herausforderungen – und das nicht nur wegen des etwas unnahbaren, aber ziemlich attraktiven Chefs, Michael Hausner, der allerdings ihren legeren Stil nicht in jeder Hinsicht billigt
.
    Umso mehr schätzt er ihren Verstand, ihre Loyalität und ihren
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