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Drei Seiten für ein Exposé

Drei Seiten für ein Exposé

Titel: Drei Seiten für ein Exposé
Autoren: Hans Peter Roentgen
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genau dieses und kein anderes Ende nimmt. Dazu gehören die wichtigsten zwei Personen eines jeden Romans. Nämlich der Protagonist und der Antagonist, traditionell auch Held und Bösewicht genannt. Letzteres heißt nicht, dass der Protagonist ein Held oder der Antagonist böse sein muss – auch wenn das oft der Fall ist. Das sind die beiden wichtigsten Figuren in Ihrem Plot. Der Protagonist ist der, der die Geschichte bestimmt, der Antagonist der, der die Ziele des Protagonisten verhindern will. Manchmal spricht man auch von antagonistischen Kräften, weil der Antagonist nicht unbedingt eine Person sein muss.
    Protagonist und Antagonist bestimmen Ihren Plot. Was sie tun, was sie erreichen und worin sie scheitern, legt fest, wie die Geschichte verläuft. Andere Personen können helfen oder hindern, aber sie stehen nicht im Zentrum der Geschichte.
    Und den Plot schildern Sie im Exposé.
Der Pitch bringt die Geschichte auf den Punkt
    Der Begriff ‚Pitch’ kommt wie so vieles aus Amerika. Sie treffen zufällig einen Verleger im Fahrstuhl und haben genau eine Minute Zeit, ihm Ihre Geschichte vorzustellen. Bevor er aussteigt, müssen Sie ihn überzeugt haben.
    Das ist die Theorie. Ich kenne viele veröffentlichte Autoren, aber keinen, der im Fahrstuhl seinen Verleger getroffen hat. Das ist die Praxis.
    Der Pitch ist dennoch nicht nutzlos, ganz im Gegenteil.Denn auch ohne Fahrstuhl müssen Sie erst mal neugierig auf Ihre Geschichte machen, im Anschreiben an einen Literaturagenten zum Beispiel. Warum soll er Ihre Geschichte vertreten? Warum sollte ein Verlag sie kaufen?
    Natürlich kauft niemand ein Buch allein aufgrund des genialen Pitchs. Aber aufgrund des Pitchs werden Agenten neugierig darauf, sich die Leseprobe und das Exposé anzusehen.
    Ein Pitch ist also kein Wundermittel. Er ist ein kondensiertes Exposé. Dort sollte stehen, was das Besondere an Ihrem Projekt ist. Wodurch es sich von anderen unterscheidet, warum Leser es kaufen sollten.
    Das ist die berührende Liebesgeschichte von Jana, die ihre große Liebe findet, sie aber auf tragische Weise verliert. Eine Geschichte voller Emotionen, Tragik und Liebe!
    Ein Lektor, der das liest, wird denken, dass die Geschichte nicht berührt, keine Emotionen hat und die Tragik behauptet wird. Warum? Weil sich nirgendwo etwas findet, das diese Behauptungen belegt. Auch ein Pitch muss konkret einen Unterschied benennen.
    Der Widerstandskämpfer Rick wurde von seiner Geliebten beim Einmarsch der Deutschen in Paris verlassen, jetzt hockt er zynisch und verbittert in seinem Café in Casablanca. Da betritt seine ehemalige Geliebte das Café – am Arm eines anderen Mannes
.
    Das allein ist kein Beweis, dass die Geschichte gut ist oder sich verkaufen lässt. Aber es wäre zumindest interessant genug, dass es sich lohnen könnte, das zugehörige Manuskript anzufordern – das ‚Casablanca’ heißt.
    Im Pitch soll man nichts über das Wie sagen. Nicht, wie gut der Stil ist, nicht wie spannend die Verwicklungen. Da geht es nur ums Was. Was würden Sie jemandem erzählen, dem Sie das Buch empfehlen?
    Deshalb ist der Pitch, genau wie das Exposé, nicht nur wichtig, um einen Verlag zu finden. Er ist auch wichtig, umzu prüfen: Worum geht es in meiner Geschichte eigentlich?
    Exposé und Pitch sind wichtig für Autoren. Als Selbstkontrolle, weil Sie damit Ihre eigene Geschichte prüfen und verbessern können – und sie können auch bei der Entwicklung eines Stoffes, eines Textes helfen.
    Gehen wir also an die Arbeit. Sehen wir uns die Beispiele an und wie wir sie verbessern können.

II. Beispielexposés
Wo fängt die Geschichte an?
    Alle Geschichten müssen irgendwo anfangen. Doch wo genau? Die Frage ist nicht nur fürs Exposé wichtig, dort aber ganz besonders. Verscheuchen Sie den Leser nicht durch unnötige Vorbemerkungen, durch eine Vorgeschichte, die zwar für Sie als Autor wichtig ist, nicht aber für die Geschichte selbst. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Wenn Sie mit einem Buch anfangen, wissen Sie oft noch nicht viel über Ihre Geschichte. Sie fangen vielleicht mit einer interessanten Figur an. Oder einem Bild, einer Szene, die Sie fasziniert. Oder mit einem spannenden Hintergrund. Um mehr über die Geschichte zu erfahren, schreiben Sie die ersten Szenen.
    Sie schreiben sich warm. Sportler wärmen sich vor dem Wettkampf auf, Musiker stimmen ihre Instrumente. Aber das Aufwärmen gehört so wenig zum Spiel wie das Stimmen der Instrumente zum
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