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Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)

Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)
Autoren: Pia Stein
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Treppenhaus in die Nase. Im Frühstücksraum erwartete uns ein liebevoll gedeckter Tisch mit strahlend weißem Tischtuch, Stoffservietten, Kaffee, Orangensaft, Croissant, Baguette, Marmelade, Wurst und Käse. Wir ließen uns alles gut schmecken und konnten es nicht erwarten, zu starten.
    Pünktlich um acht Uhr ging es los. Das Örtchen San Paio ließen wir schnell hinter uns und wanderten eine dreiviertel Stunde über eine Anhöhe dem Ort Lavacolla entgegen. Larissa lief heute in Sandalen, das war ungewöhnlich, aber spätestens jetzt wusste ich, dass auch ihr die Füße schmerzten. Hinter Lavacolla ging es wieder ganz schön bergauf. Damit hatte ich heute nicht mehr gerechnet. Aber auch diese Hürde würden wir meistern. Nach dem Dörfchen Villamaior wanderten wir weiter über eine lichte Hochebene dem Ort San Marcos entgegen, um anschließend auf den Monte de Gozo zu gelangen. Hier stand eine kleine Kapelle, wir betraten sie und dankten wieder allen unseren Schutzheiligen, dass sie uns bis hierher gebracht hatten. Wir zündeten eine Kerze an und holten uns unseren Pilgerstempel. Mittlerweile war auch unser zweiter Pilgerpass fast voll. Am höchsten Punkt des Monte de Gozo konnten wir bereits die Türme der Kathedrale von Santiago sehen. Jetzt konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich stand tatsächlich hier und konnte gemeinsam mit meiner Familie, den liebsten Menschen, die ich habe, von Weitem die Kathedrale sehen. Lieber Gott, ich danke Dir.
    Vom Monte de Gozo ging es nur noch bergab. Wir erreichten das Ortsschild Santiago und schlenderten glücklich weiter in Richtung Kathedrale. Da die Pilgermesse immer mittags um zwölf Uhr stattfindet, beschlossen wir den Besuch auf morgen zu verschieben, da wir ohnehin eine Nacht in Santiago bleiben wollten. Jetzt ließen wir uns in einem Café nieder und genossen eine Tasse Kaffee und dazu die berühmte Tarta de Santiago. Sie schmeckte köstlich. An jedem Eck spielte ein Musikant sein Instrument. Ob Geige oder Dudelsack, alle wirkten wie in Trance, jedenfalls gelöst und locker. Unsere Franzi war so glücklich. Sie tanzte und drehte sich zur Musik, ihre Haare wehten im Wind und glänzten golden im Sonnenlicht. Sie erntete von den Damen und Herren der Nachbartische sehr viel Applaus und sie verbeugte sich ganz selbstverständlich. Sie war ganz stolz.

    Nach dieser kleinen Stärkung machten wir uns auf den Weg ins Pilgerbüro, um unsere Pilgerausweise mit all ihren Eintragungen, sprich Stempeln, vorzuzeigen und damit unsere Compostela – die Pilgerurkunde – zu erhalten. Die Pilgerurkunde erhält nur derjenige, der anhand seiner Stempel belegen kann, dass er mindestens 100 Kilometer zu Fuß oder 200 km mit dem Rad zurückgelegt hat und angibt, aus religiösen Gründen gepilgert zu sein. Was hier wohl unser Manfred angab? Ich glaubte kaum, dass er zugeben würde auf den Spuren von Hape Kerkeling gewandert zu sein. Als wir im Pilgerbüro ankamen, warteten bereits an die 30 Pilger, brav in einer Reihe stehend, auf ihre Compostela. Franzi saß auf den Schultern ihrer Mami und strahlte mit dieser um die Wette. Jetzt zeigte sich aufs Neue, wie geduldig sie ist. Am Schalter angekommen staunte der junge Mann nicht schlecht, als er unsere Franzi sah. Natürlich hatte auch sie mittlerweile zwei Pilgerausweise mit den gleichen Eintragungen wie wir. Allerdings erhielt sie keine Compostela, sondern »nur« ein Willkommensschreiben, obwohl sie viel gelaufen war, aber halt auch zwischendurch gefahren worden war. Dem netten jungen, deutsch sprechenden Mann tat es fast leid. Aber wir waren keinesfalls enttäuscht, wir kannten ja die Regeln. Wir übernahmen einer nach dem anderen unsere Compostela und fielen uns, wieder im Freien angelangt, um den Hals, gratulierten uns zu unserem Erfolg und wollten diesen im Anschluss ein bisschen feiern. Ich war sehr stolz auf meine Tochter und so zollte ich ihr größten Respekt vor ihrer Leistung. Wir wussten alle, dass sie es alleine mit Kind nicht geschafft hätte, aber nicht aus Mangel an Kondition oder Willensstärke, nein, aufgrund der vielen Widrigkeiten des Weges mit einer Kinderkutsche. Peter schloss sich meinen Worten an, gratulierte Larissa und Franzi ebenfalls und meinte, dass auch sein Wunsch, seine drei Damen gesund nach Santiago zu bringen, in Erfüllung gegangen sei. So ist er mein Mann, bescheiden und großartig. Immer zuerst auf uns bedacht.
    Jetzt war es an der Zeit, unser Hotel, welches gleich in der Nähe der Kathedrale
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