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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau
Autoren: Irvine Welsh
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Moment, in dem sie begreifen, daß etwas im Gange ist, und zwar ganz bestimmt nichts Gutes.
    – Sie behaupten also, der Briefbeschwerer sei auch nach dem zur Anzeige gebrachten Einbruch noch hier gewesen und erst zu einem späteren Zeitpunkt verschwunden, der mit dem Eintreffen der ermittelnden Beamten, also uns, zusammenfällt? Ich möchte, daß Sie sich da ganz unmißverständlich ausdrücken.
    – Nun ja ... doch ... ich meine ...
    Ich gehe ans Fenster und schaue in den Garten. Ich stelle fest, daß der Escort, den ich gesehen habe, immer noch da ist. Der, der halb verlassen aussieht. Halb verlassen? Was in Drei-ScheißTeufels Namen soll das gottverdammt bedeuten? Hier läuft irgendn linkes Ding ab, soviel ist klar. Ich räuspere mich und drehe mich wieder zu der alten Schabracke um. – Ich möchte, daß Sie sich konzentrieren, Mrs Dornan. Ich möchte, daß Sie sich absolut sicher sind, was Sie da behaupten und was daraus folgt. Also, Sie haben einen schlimmen Schock erlitten, belehre ich sie. – Ein Eindringling im eigenen Heim: keine sehr angenehme Erfahrung. Ich möchte, daß Sie sich ganz sicher sind, ehe ich die sich daraus ergebenden nächsten Schritte in Betracht ziehe. Das hieße, ein zweites Ermittlungsverfahren einzuleiten, das sich auch auf die beiden Beamten erstreckt, die hergekommen sind, um den Tatbestand aufzunehmen. Ich deute mit dem Kopf zu Ray und gucke dann nach unten auf meine eigene Brust. – Das Gesetz gilt ohne Wenn und Aber, auch in solchen Fällen. Was ich Ihnen damit sagen will: Sind Sie ganz sicher, daß der Briefbeschwerer nicht schon beim ursprünglichen Einbruch entwendet wurde?
    An der Stelle kommt Ray dazu und gibt mir Rückendeckung. – Ich denke, wir greifen hier ein wenig vor, D.S. Robertson.
    – Tja, D.S. Lennox, die Dame hier macht sich anscheinend Sorgen wegen des Briefbeschwerers und ist vielleicht ein klein wenig verunsichert, was bei dem Einbruch tatsächlich gestohlen wurde.
    – Ja ... ich meine stottert sie.
    – Sie scheint den Eindruck zu haben, er sei erst abhanden gekommen, während wir hier den Tatbestand aufnahmen, sage ich mit leicht betretener Miene. Ray verzieht noch immer keine Miene.
    – Ich wollte ja nicht sagen ..., winselt die alte Kuh.
    – Ich denke, es ist vielleicht das Beste, wenn wir unsere Taschen ausleeren, D.S. Robertson, lacht Ray etwas ungeduldig.
    – Nein! Ich meinte damit nicht... Ich glaube nicht, daß Sie ihn genommen haben, nicht einen Momentplärrt sie tödlich verlegen. Das war dein Fehler, du dummes altes Aas.
    Ray reagiert mit einem geübten müden Kopfschütteln. – Was ich vorschlagen möchte ...
    Ich unterbreche ihn. Diese Kuh hat mich gereizt. Jetzt will ich's wissen. – Ich glaube, Sie verstehen nicht ganz, was die Dame hier behauptet, D.S. Lennox. Sie behauptet, der Briefbeschwerer sei nach dem Eintreffen der untersuchenden Beamten verschwunden, dabei zeige ich erst auf mich und dann auf ihn. – Das läßt nur den Schluß zu, daß die untersuchenden Beamten sich diesen Wertgegenstand widerrechtlich angeeignet haben.
    Ich fluche innerlich, das war ein Fehler, die Formulierung »angeeignet« zu benutzen. »Gestohlen« wäre selbstverständlich besser gewesen.
    – Aber ich wollte doch nicht entschuldigt sich die dumme Kuh. Sie sinkt in sich zusammen, kräuselt sich wie eine leere Chipspackung, die im Pub ins Kaminfeuer geworfen erst einschrumpft, ehe sie entflammt. Gleich wird sie uns finanzielle Wiedergutmachung anbieten, weil sie uns so gekränkt hat. Kriech weiter zu Kreuze, du schwachsinnige Alte. So gefällt mir das.
    – Wenn ich meinen Vorschlag zu Ende formulieren darf, sagt Ray betont sachlich, – würde ich dazu raten, daß Sie noch einmal Ihre Aufstellung der entwendeten Gegenstände durchgehen. Notieren Sie jeden Posten, und vergewissern Sie sich, daß Sie nichts übersehen haben.
    Mein Pager piept. Die Zentrale. Fuck, Toal will mich sprechen. – Entschuldigen Sie mich, sage ich lächelnd. Ich zeige auf das Telefon. – Darf ich? Ich wähle seine Durchwahl. Ich höre ihm nur mit halbem Ohr zu, gleichzeitig verfolge ich Rays Darbietung, die mir ausgesprochen gut gefällt.
Toal hier ...
Ist das eine Bitte oder eine
Hier D.S. Robertson.
Tja, ich ...
Bruce, gut. Ich brauche dich bei diesem Mordfall. Busby hat schon wieder n Schrieb eingereicht und seine Krankschreibung verlängert. Die Personaldecke wird dünn.
Ich möchte, daß Sie sich da klar ausdrücken, Mrs Dornan: ist das eine Bitte oder eine
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