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Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums

Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums

Titel: Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
Autoren: Walter Jon Williams
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ein so hervorragender Befehlshaber in einer so schwierigen Zeit …«
    »Ist Ihnen denn nicht klar, dass ich völlig unbedeutend bin?«, rief Enderby. »Absolut unwichtig. Begreifen Sie nicht diese wichtigste Tatsache des Dienstes? Wir alle und all dies hier …« Er machte eine ungestüme Geste zum Fenster hin, die alles da draußen umfasste, die Millionen in der Unterstadt und den großen Antimateriering, die Schiffe und die Wurmlochstationen dahinter. »Das ist alles nur Abfall! « Er flüsterte jetzt aufgeregt, als
hätten die überbordenden Gefühle seine Stimmbänder gelähmt. »Es ist Abfall im Vergleich zu dem Wahren, dem Ewigen und dem Einen, das unserem elenden Leben einen Sinn gibt …«
    Enderby hob eine Faust, und einen schrecklichen Augenblick lang fürchtete Martinez, der Flottenkommandeur werde ihn niederschlagen.
    » Die Praxis «, sagte Enderby. »Die Praxis ist alles, worauf es ankommt. Sie verkörpert alles, was wahr und schön ist.« Wieder hob Enderby die Faust. »Sie ist das Wissen, für das unsere Vorfahren gelitten haben. Dafür hat man uns gegeißelt. Millionen mussten qualvoll sterben, bis die Großen Meister uns die Wahrheit der Praxis ins Gehirn eingebrannt hatten. Und wenn Millionen oder gar Milliarden sterben müssten, um die gerechte Praxis zu erhalten, dann wäre es unsere Pflicht, sie zu töten .«
    Martinez wollte unwillkürlich vor den brennenden Augen des Flottenkommandeurs zurückweichen, beherrschte sich jedoch und blieb stehen. Er hob den Kopf und entblößte seine Kehle.
    Enderby tobte weiter und spritzte dabei sogar Speicheltröpfchen auf den Hals des Untergebenen. »Wir müssen alle sterben!«, sagte der Befehlshaber. »Der einzige Tod, der dem Leben einen Sinn verleiht, ist der im Dienst für die Praxis. Da ich die Ehre habe, in diesem Augenblick genau am richtigen Ort zu stehen, wird mir die Möglichkeit gewährt, für mich selbst und die Praxis ein ehrenvolles Ende zu finden. Wissen Sie, wie selten so etwas vorkommt?« Wieder deutete er zum Fenster und
den unsichtbaren Millionen da unten. »Wie viele von denen werden wohl in allen Ehren ihr Leben beenden? So gut wie niemand.«
    Flottenkommandeur Enderby trat näher an Martinez heran. »Beabsichtigen Sie wirklich, mir diesen ruhmvollen Tod zu nehmen? Den Tod, der eines Peers würdig ist? Wer sind Sie, dass Sie so etwas tun wollen, Leutnant Martinez?«
    Dem Instinkt gelang es, inmitten der Angst, die sich über Martinez’ Geist gelegt hatte, eine Antwort zu finden. Er hatte schon früh gelernt, dass es in solchen Fällen am besten war, den Fehler zuzugeben und so liebenswürdig wie möglich um Verzeihung zu bitten. Ehrlichkeit, so hatte er festgestellt, besaß einen ganz eigentümlichen Charme.
    »Ich bedaure meinen Vorschlag außerordentlich, Lordkommandeur«, sagte er. »Ich habe nur an meine eigenen selbstsüchtigen Wünsche gedacht.«
    Enderby starrte Martinez noch einen Augenblick an, dann ließ er von ihm ab. »In den nächsten Stunden werde ich mich sehr bemühen, die Tatsache Ihrer Existenz zu vergessen, Leutnant«, sagte er. »Sorgen Sie dafür, dass die Briefe ausgeliefert werden.«
    »Jawohl, Kommandeur.«
    Martinez machte kehrt und marschierte zur Tür. Er musste sich sehr beherrschen, um nicht einfach wegzurennen. Da kannst du lange warten, bis ich noch einmal versuche, dein elendes Leben zu retten, dachte er.
    Und zur Hölle mit der Praxis !

    Nach der Zerstörung von Delhi, Los Angeles, Buenos Aires und einem Dutzend weiterer Städte mit Antimateriebomben und der darauf folgenden Kapitulation hatten die fremdartigen Shaa, die Großen Meister, der Menschheit ihre absolutistische Ethik auferlegt, die sie die Praxis nannten. Die Menschheit war die zweite intelligente Rasse, die die Knute der Shaa zu spüren bekommen sollte. Als die Erde kapituliert hatte, war die erste - die an Zentauren erinnernden und mit schwarzen Schuppen bedeckten Naxiden - bereits weit genug gezähmt gewesen, um die meisten Schiffe der Shaa zu bemannen.
    Niemand wusste, woher die Shaa eigentlich kamen, und die Eroberer waren ohnehin nicht bereit, über sich oder irgendeinen Aspekt ihrer Geschichte Auskunft zu geben. Ihre Hauptstadt Zanshaa auf dem gleichnamigen Planeten war offensichtlich nicht ihr Ursprungsort, sondern vor langer Zeit als Regierungssitz ausgewählt worden, weil sie in bequemer Reichweite von acht Wurmlöchern lag, durch welche die Shaa ihr ganzes Territorium erreichen konnten. Das Jahr der Shaa, das 0,84 Erdjahren
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