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Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums

Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums

Titel: Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
Autoren: Walter Jon Williams
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die Treue geschworen hatte.
    Martinez jedoch genoss jedes Mal, wenn er das Büro des Flottenkommandeurs betrat, die wundervolle Aussicht. Enderby besaß offenbar die Gabe, alles außer den direkt vor ihm liegenden Aufgaben auszublenden, während Martinez sich leicht ablenken ließ. Er konnte den ganzen Tag vor diesem Fenster träumen.
    Als Kommunikationsoffizier des Flottenkommandeurs überwachte er die Befehlsübermittlung zwischen Enderby und seinen zahlreichen Untergebenen. Dazu zählten ein Dutzend Schiffe der Heimatflotte, die Einrichtungen auf Zanshaa selbst und an anderen Orten im System, der paramilitärische Antimateriedienst, der sich um den Beschleuniger kümmerte, die Einrichtungen, Trainingslager, Werften und Lager auf dem Ring selbst, die Aufzüge, mit denen Personal und Fracht vom Planeten zum Ring und wieder zurück befördert wurden, die Kommunikation mit dem Flottenausschuss, wo Enderbys Vorgesetzte saßen, und die Bewältigung der unzähligen Mitteilungen, die das Ganze zusammenhielten.
    Trotz seiner umfangreichen Pflichten hatte Martinez gewöhnlich viel Freizeit. Die Heimatflotte folgte ihrer
erprobten Routine, die sich in den Jahrtausenden unter der Herrschaft der Shaa herausgebildet hatte. Die meisten Botschaften betrafen Dinge, die Enderbys Aufmerksamkeit gar nicht bedurften: alltägliche Lageberichte, Informationen über Lagerbestände und Einkäufe, über Wartungen und Rekruten, die in die Trainingslager eintraten und sie nach der Ausbildung wieder verließen. Martinez archivierte die Meldungen gewöhnlich, ohne den Flottenkommandeur damit zu behelligen. Weiterzuleiten waren vor allem Mitteilungen von Freunden oder Klienten, Berichte über Todesfälle bei Übungen, die stets eine persönliche Kondolenzbotschaft vom Flottenkommandeur erforderten, und, noch wichtiger, die Einsprüche gegen Urteile, die nach Dienstvergehen oder Straftaten verhängt worden waren. Diese Fälle bearbeitete Enderby besonders gewissenhaft. Manchmal sandte er dem Offizier, der Anklage erhoben hatte, einige direkte und unbequeme Fragen zurück, was nicht selten dazu führte, dass dieser die Beschuldigungen fallenließ.
    Martinez war immer erleichtert, wenn dies geschah. Er kannte die Unzulänglichkeiten der Militärgerichtsbarkeit nur zu gut und wusste daher, wie faul ermittelnde Offiziere gelegentlich waren. Falls über ihn jemals eine der vom Gesetz vorgeschriebenen drakonischen Strafen verhängt werden sollte, hätte er gern jemanden wie Enderby als Berufungsinstanz gehabt.
    Während seiner gesamten Zeit als Adjutant des Flottenkommandeurs hatte es nur einen einzigen echten Notfall gegeben, der die alltägliche Routine gestört hätte.
Alle Prozeduren waren tausendfach erprobt. Der gemächliche Fortgang seiner alltäglichen Arbeit war allerdings nichts im Vergleich zu den privaten Angelegenheiten, mit denen Enderby sich an diesem Tag herumschlagen musste. Obwohl Martinez seit Monaten fast täglich mit Enderby zusammenarbeitete, hatte er bisher nicht bemerkt, wie kompliziert das Leben des Flottenkommandeurs war.
    Enderby musste tausend Einzelheiten erledigen und für Freunde, Kinder, Verwandte, Angehörige, Untergebene seinen Nachlass ordnen. Er war ungeheuer reich, was Martinez bisher entgangen war. Der Flottenkommandeur besaß in der Hohen Stadt einen Palast, den er nach der Scheidung offenbar geschlossen hatte. Jetzt lebte er in bescheidenen Gemächern in der Kommandantur. Den Palast vermachte er nun seiner ältesten Tochter, die im Fischereiministerium einen hohen Posten bekleidete. Einige Suiten darin gingen allerdings auf Lebenszeit an seine anderen Kinder. Auch sein übriges Vermögen auf Zanshaa und anderswo wollte verteilt werden, ebenso die Guthaben auf seinen Bankkonten und seine Wertpapiere, und eine verwirrende Vielzahl weiterer finanzieller Vorkehrungen waren zu treffen.
    Martinez setzte sich an seinen Schreibtisch in Enderbys Büro und verarbeitete diese Aufträge neben dem normalen militärischen Nachrichtenverkehr. Dazwischen verfasste er eine persönliche Mitteilung an Stabsfeldwebel Taen und bat sie, ihre Verabredung zu verschieben.

    Auch Enderbys Sekretär, ein älterer Unterleutnant namens Gupta, der schon seit Jahren für ihn arbeitete, war eifrig damit beschäftigt, verschiedene Aspekte eines langen, erfüllten und komplizierten Lebens zum Abschluss zu bringen.
    Flottenkommandeure waren berechtigt, eine gewisse Zahl von Untergebenen zur Beförderung zu empfehlen, wenn sie in den Ruhestand
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