Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Draussen

Draussen

Titel: Draussen
Autoren: Lachmann
Vom Netzwerk:
sich wie ein – zugegeben etwas angeschlagener – Schneekönig. »Mensch, das ist ja supernett! Du, da revanchier ich mich aber. Ich lade dich noch mal so richtig zum Essen ein. Ich hab da noch ’nen Gutschein für die Auberge Française, da ist das Essen eben echt toll. Da war ich immer mit Sarah, die mit dem Aquarium.« Ich wechselte wieder in den Stand-by-Modus und seufzte. Hatte ich einen Moment Mitleid mit diesem Schwätzer gehabt? Und überhaupt: Ich dachte, Antihistaminika machten müde. Georg faselte weiter: »Schnecken eben. Aber ich glaube, das ist gar nicht deren Häuschen, aus dem man sie dann isst. Das wäre doch unhygienisch. Ich glaube, die pulen die eben aus ihrem Originalhäuschen raus und waschen die erstmal und …« – »Dir geht’s ja schon wieder richtig gut. Soll ich wirklich mitfahren? MUSST du überhaupt ins Krankenhaus?«, unterbrach ich Georgs interessante Betrachtungen. »Uns wäre das schon lieber«, mischte sich der hübsche junge Mann ein. »Aber letztendlich müssen Sie das natürlich selbst entscheiden.« – »Also, lieber würde ich nach Hause, um ehrlich zu sein.« Georg wandte sich zu mir. »Bringst du mich mit meinem Wagen?« Ich seufzte. »O.k. In Ordnung. Mach ich.« Warum, zur Hölle, hatte ich nur ein so großes Herz? Georg bezahlte, ohne einen Cent Trinkgeld zu geben, hakte sich bei mir unter und wir gingen zu seinem Auto.

Kapitel 2 Muskeln, Muskeln, Muskeln
    Ich war wütend. Was dachte die sich eigentlich? Mich erst heißmachen und dann sitzenlassen! Mist, ich hatte kaum noch Saft in meinem Handy. Besser schreiben als anrufen. Ich tippte: »Hey, die Show fängt gleich an! Wo bist du???« Die blöde Kuh. Lag wahrscheinlich zuhause vor dem Fernseher und freute sich auf Dr. House. Auch ich hätte mir etwas Schöneres vorstellen können, als Dienstagabend nach einem nervigen Arbeitstag in der Agentur vor der Musikhalle zu stehen mit zwei Karten in der Hand. Ein Diavortrag in Überblendtechnik über »Wildwasser-Rafting in Alberta« – darauf hatte ich ungefähr soviel Bock wie ein Vampir auf eine Kruzifixausstellung. Allerdings hatte Connie Recht gehabt: Männer gab es hier. Ohne Ende. Und wirklich nur Männer. Wobei, das da vorne konnte auch etwas anderes sein. Die Person stand mit dem Rücken zu mir, hatte lange Rastalocken, war zierlich und in extrem indisch anmutende Klamotten gehüllt. Ich wollte mich gerade aufmachen, um einen Blick auf die Hände und den Kehlkopf zu erhaschen, als ich mir der Überflüssigkeit dieser Aktion bewusst wurde. Falls es tatsächlich eine Frau war, die sich hierher verirrt hatte, waren sie und ich wirklich die einzigen. Und von Konkurrenz konnte gar keine Rede sein. Schließlich lag mein Haar heute ausnahmsweise wirklich fantastisch und ich trug den Minirock, mit dem ich schon reihenweise Männer zum Äußersten getrieben hatte. Na ja, zwei. Immerhin. Na, anderthalb. Mit Manuel hatte ich nur geknutscht. Also, einmal. Also, ich hatte ihm einen Kuss gegeben. Auf die Wange.
    Jedenfalls gefiel ich mir in meinem Rock. Mit den derben Stiefeln dazu, schließlich ging es hier um Wildwasser-Rafting und nicht um einen Sektempfang. Und ich war gottfroh, dass es nur Dias waren. Eigentlich hatte Connie mich ja überreden wollen, mit ihr zum Kentertraining ins Hallenbad zu gehen. Weil »die Typen da alle in Badehose rumlaufen«. Das mochte wohl stimmen, schließlich ist die Badehose das Kleidungsstück der Wahl beim Schwimmbadbesuch, aber ich hätte selbst mit George Clooney, Brad Pitt und Jude Law in Badehose nicht üben wollen, wie man richtig kentert! Zumal in der Kursbeschreibung stand, dass hier nicht die gute alte Eskimorolle trainiert wurde. Die hätte ich mir ja noch gefallen lassen, die kannte ich doch schon seit Lassie und Flipper, den Outdoor-Serien meiner Kindertage, die lernte man schnell.
    Durfte man eigentlich noch Eskimorolle sagen? Oder hieß das jetzt »Inuitrolle«? So wie man zum Zigeunerschnitzel jetzt ja politisch korrekt Sinti-und-Roma-Schnitzel sagen musste. Dieser Gedanke heiterte mich einen Moment lang auf, dann erinnerte ich mich wieder daran, dass ich ja sauer war, weil diese blöde Connie-Kuh einfach nicht kam und auch nicht zurücksimste. In sieben Minuten fing die Diashow an. Und ich hatte ZWEI Karten. Ich entschied mich, auf jeden Fall reinzugehen. Vielleicht konnte ich die andere Karte ja noch loswerden. Eventuell sogar gewinnbringend. Das Wort Schwarzmarktpreise schoss durch mein Hirn. Vielleicht war das hier ja wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher