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Dragon Touch

Dragon Touch

Titel: Dragon Touch
Autoren: G. A. Aiken
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sonderbare Izzy. Ihre
Treue der Königin gegenüber stand außer Frage. Selbst jetzt trainierte sie
täglich mit den Soldaten, in der Hoffnung, in den Krieg geschickt zu werden,
damit sie ihre Loyalität mit Blut beweisen konnte. Warum irgendwer das
Bedürfnis zu so etwas hatte, ging über Gwenvaels Verstand. Er mochte es nicht
zu bluten oder auf sonst eine Art verletzt zu werden. Er hatte seine
Körperteile gern genau dort, wo sie hingehörten – und zwar funktionsfähig. Er
hatte es seinem Vater mehr als einmal sagen müssen: »Ich sagte, ich würde für
den Thron meiner Mutter kämpfen .
Ich habe nie gesagt, ich würde dafür sterben !« Einfach nur, um den alten Dummkopf
zu einem seiner schäumenden Wutanfälle zu provozieren, fügte er jedes Mal
hinzu: »Findest du nicht, ich sehe viel zu gut aus, um zu sterben?«
    »Ich dachte, du liebst mich!«, schrie Gwenvael Izzy an.
    »Nicht, wenn du gemein bist!« Ihre Herzensgüte war so
echt, dass ihm nur einmal ganz kurz – na ja, vielleicht auch zweimal – der
Gedanke kam, sie für diesen Verrat mittels eines Feuerballs aus seinem Leben zu
streichen.
    Große, grobe Hände schnappten Gwenvael bei den Haaren und
zerrten ihn von den Ställen fort.
    »Lass mich los, du Bastard!«
    »Du gehst wieder da rein, du Hurensohn«, knurrte Fearghus.
»Du gehst wieder da rein und entschuldigst dich, und wenn es das Letzte ist,
was du tust!«
    »Es gibt nichts, wofür ich mich entschuldigen müsste!«
    Als Beweis, dass er da anderer Meinung war, hielt Fearghus
kurz an, um ihm mit seinem Riesenfuß in den Magen zu treten.
    »Au!«
    »Du hast sie zum Weinen gebracht. Niemand bringt sie
ungestraft zum Weinen!«
    Sie durchquerten jetzt den Rittersaal des Schlosses auf
der Insel Garbhán. Einst war dies ein Ort des Schreckens gewesen, das
Machtzentrum von Lorcan dem Schlächter. Jetzt gehörte es der Frau, die Lorcans
uneheliche Halbschwester war und gleichzeitig diejenige, die ihn geköpft hatte.
    »Ich kann allein gehen«, erklärte er Fearghus, als ihm
klar wurde, dass die elende Echse nicht die Absicht hatte, in absehbarer Zeit
anzuhalten. Obwohl Gwenvael bei seinem Fluchtversuch seine natürliche – und
prächtige – Drachengestalt hätte annehmen können, hätte er damit nur unnötig
die Menschen verstört, die hier lebten.Und das tat er sehr ungern. Er mochte
Menschen … Nun, er mochte weibliche Menschen. Die Männer hätte er auch
entbehren können.
    »Ich jage dich nicht noch mal«, knurrte Fearghus und
schleppte Gwenvael die harte Steintreppe hinauf. Als Gwenvael anfing zu treten
und versuchte, sich aus Fearghus’ Griff loszureißen, schnappte der
Zweitälteste, Briec, Gwenvaels Beine und half Fearghus.
    »Du verräterischer Mistkerl!«
    »Was machen wir mit ihm?«, fragte Briec erwartungsvoll.
»Werfen wir ihn aus einem Fenster? Komm, lass ihn uns aus einem Fenster werfen!
Oder vom Dach!«
    »Wir bringen ihn zu Annwyl.«
    »Meinst du nicht, dass unsere Mutter es merkt, wenn er
keinen Kopf mehr hat?«
    »Sie wird es merken«, antwortete Fearghus, der Gwenvaels
Gezappel ignorierte. »Die Frage ist: Macht es ihr etwas aus?«
    Jetzt, vor dem Schlafgemach der Königin, trat Fearghus die
Tür auf und warf gemeinsam mit Briec den armen Gwenvael in den Raum hinein. Die
Tür knallte zu, und Gwenvael ging auf, dass ihn seine Brüder auf Gedeih und
Verderb der Königin der Dunklen Ebenen ausgeliefert hatten. Man nannte sie auch
die Blutkönigin der Dunklen Ebenen, die Köpfende, die Verrückte Schlampe von
Garbhán, oder noch markiger: Annwyl die Blutrünstige. Aus irgendeinem Grund war
die Menschenkönigin dafür bekannt, ein kleines bisschen aufbrausend zu sein.
    Sich innerlich wappnend, blickte Gwenvael zu der schönen
Königin Annwyl auf und sagte: »Meine liebe, süße Annwyl. Meine Seele sehnt sich
nach dir. Mein Herz verzehrt sich nach dir. Sag mir, dass du mir meine
vorschnellen, törichten Worte vergibst und dass unsere Liebe nie vergehen
wird.«
    Sie starrte ihn lange an, und dann, zu Gwenvaels größtem
Entsetzen, brach sie schon wieder in Tränen aus.
    In diesem Augenblick wusste er, dass er das seinen Brüdern
nie verzeihen würde.
    Sie nannten sie Die Reinholdt-Bestie. Oder kurz: Die
Bestie.
    Das gefiel ihr nicht, vor allem, weil ihr Name eigentlich
Dagmar war, aber sie tolerierte es. Es gab schlimmere Dinge in ihrer Welt als
einen Namen zu bekommen, von dem sie nicht glaubte, dass sie ihn verdiente.
    Na gut … vielleicht verdiente sie ihn ein bisschen .
    Dagmar
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