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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love
Autoren: Syrie James
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ist ein herrliches Fleckchen Erde!“
    Und wirklich, sobald wir vom Bahnhof losfuhren, bestaunte ich die hübsche Aussicht aus dem Fenster der Kutsche. Eine sanfte Brise wehte den salzigen Meeresduft zu uns, und über unseren Häuptern kreisten krächzend die Möwen. Unmittelbar unter uns hatte das Flüsschen Esk sich seinen Weg zwischen zwei grünen Tälern hindurch gebahnt und floss nun an einem geschäftigen Hafen vorbei ins Meer. Der strahlend blaue Himmel mit den bauschigen weißen Wolken bildete einen wunderschönen Kontrast zu den Häusern der alten Stadt mit ihren roten Ziegeldächern, die sich übereinander geschachtelt an der steilen Flanke des Berges drängten. „Was für ein reizendes Städtchen!“
    „Nicht wahr? Ich habe mich so gefreut, dass Mama beschlossen hat, diesen Sommer einmal an einen anderen Ort zu reisen. Ich war Brighton und Sidmouth wirklich leid.“
    „Es ist sehr nett von euch, dass ihr mich wieder eingeladen habt, mich euch anzuschließen.“ Ich ergriff eine von Lucys behandschuhten Händen und drückte sie liebevoll. „Nun, da ich den Lehrerberuf an den Nagel gehängt und meine Zimmer in der Schule für immer aufgegeben habe, hätte ich gar nicht gewusst, wohin ich mich diesen Sommer sonst hätte wenden sollen.“
    „Es würde mir nicht im Traum einfallen, diese Ferien mit irgendjemand anderem zu verbringen, meine liebe Mina. Wie viel Spaß wir haben werden! Es heißt, dass man hier überall wunderbare Spaziergänge machen kann, oder man kann ein Boot mieten und auf dem Fluss fahren.“
    „Oh! Ich bin immer besonders gern gerudert.“
    „Und schau nur ans andere Flussufer. Siehst du da drüben die lange Treppe, die sich nach oben windet? Sie führt wohl ganz hinauf zu der Kirche und der Abteiruine oben auf dem Berg. Ich brenne darauf, alles zu erkunden. Doch seit wir gestern hier eingetroffen sind, ist Mama zu erschöpft gewesen, um die Pension zu verlassen. Auf keinen Fall wollte sie versuchen, diesen Berg zu erklimmen. Nun, da du hier bist, können wir lange Spaziergänge machen und uns alles ansehen.“
    „Ist deine Mutter denn krank?“
    „Nein. Ich glaube es zumindest nicht. Sie scheint nur in letzter Zeit sehr schnell zu ermüden, und wenn wir einen steilen Weg hinaufgehen, wird sie leicht kurzatmig. Ich hoffe, dass ihr die Seeluft guttun wird. Nun“, fuhr Lucy aufgeregt fort, „wie findest du meinen Verlobungsring?“ Sie zog den Handschuh aus und streckte mir ihre Hand entgegen.
    Es verschlug mir beinahe den Atem, als ich den zarten, mit Perlen besetzten Goldreif erblickte, der ihren schlanken Finger zierte. „Er ist wunderschön, Lucy.“
    „Lass mich deinen sehen.“
    „Ich habe bisher noch keinen Verlobungsring“, gestand ich ihr ein. „Aber Jonathan hat kurz vor seiner Abreise ins Ausland erfahren, dass er seine Prüfungen erfolgreich abgelegt hat. Nun ist er kein einfacher Anwaltsgehilfe mehr, sondern wirklich und wahrhaftig Rechtsanwalt! Er hat mir sein Wort gegeben, dass er mir einen Ring kaufen wird, sobald er zurückgekehrt ist.“
    „Aber ihr habt doch zumindest eure Haarlocken ausgetauscht?“
    „Natürlich! Fürs Erste bewahren wir sie in kleinen Kuverts auf.“
    „Arthur und ich haben unsere in goldenen Amuletten verwahrt; seines hängt an seiner Uhrkette. Ich trage meines jedoch nicht mehr so oft, seit er mir dies hier geschenkt hat.“ Mit einem glückseligen Lächeln betastete sie das schwarze Samtband, das sie um den Hals trug und das mit einer Diamantbrosche als Schließe geschmückt war.
    „Ich bewundere dieses Halsband schon, seit ich aus dem Zug ausgestiegen bin. Es ist wirklich erlesen.“
    „Die Brosche hat Arthurs Mutter gehört. Ich habe sie so gern, dass ich das Halsband kaum ablege, außer wenn ich zu Bett gehe.“
    Wir fuhren vor einem schönen, weitläufigen alten Haus im Royal Crescent vor, das von der Witwe eines Kapitäns geführt wurde und in dem Lucy und ihre Mutter Zimmer angemietet hatten. Ich ließ mein Gepäck nach oben in das Zimmer bringen, das ich mir mit Lucy teilen sollte. Da Frau Westenra noch ruhte und es für das Abendessen zu früh war, nahmen wir beide unsere Hüte und Sonnenschirme zur Hand und machten uns auf, um Whitby zu erkunden.
    „Was für Neuigkeiten hast du von Jonathan?“, erkundigte sich Lucy, während wir die North Terrace entlangspazierten und den Meerblick und die angenehme Sommerbrise genossen. „Hast du wieder einen Brief erhalten?“
    Ich seufzte tief. „Seit einem ganzen Monat habe ich
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