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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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zieht Dad dir das Fell über die Ohren.«
    »Aber es ist noch nicht dunkel!«, wandte Kindan ein.

    Wie alle Wachwhere, besaß Dask übergroße Augen, die auf Tageslicht mit Schmerzen reagierten. Am besten sah Dask bei Nacht. Ein Wachwher vermochte selbst in tiefster Finsternis noch etwas zu erkennen. Es gab viele Bergleute, die ihr Leben dem Umstand verdankten, dass ein Wachwher sie nach dem Einsturz eines Stollens unter Felsen und Geröll entdeckt hatte.
    Eine hünenhafte Gestalt baute sich drohend vor den beiden jungen Burschen auf. Automatisch zuckte Kaylek zurück; er hatte sich seit jeher vor ihrem Vater gefürchtet, viel mehr als Kindan.
    »Ihr zwei stört mit eurem Gezänk die Mahlzeit«, verkündete Danil; von der jahrelangen Arbeit im Kohlen-bergwerk hatte seine Stimme einen tiefen, rauen Klang angenommen. Eine große Pranke legte er auf Kayleks Schulter.
    »Ich habe ihm gesagt, er soll Dask baden gehen«, erklärte Kaylek.
    Kindan hob den Kopf und schaute seinem Vater fragend in die Augen. Danil quittierte den Blick mit einem Nicken.
    »Na ja, das hat Zeit, bis du ein paar von den süßen Pasteten gegessen hast«, meinte er. Kindan drohte er mit dem Finger. »Ich verlasse mich darauf, dass ihr uns keine Schande macht. Morgen soll mich jeder von Brug Crom um meinen Wachwher beneiden.«
    »Jawohl, Sir!«, bekräftigte Kindan voller Enthusias-mus. Auf einmal kam ihm die verhasste Arbeit als ein Beweis dafür vor, dass sein Vater ihm voll und ganz vertraute. »Ich gebe mein Bestes.«
    Danils Hand ruhte immer noch auf Kayleks Schulter, als er vorschlug: »Komm mit, Junge, da ist ein Mädchen aus der Gilde, mit dem ich dich bekannt machen möchte.«
    Selbst im abendlichen Zwielicht sah Kindan, dass Kaylek rot anlief. Er war gerade vierzehn Planetenumläufe alt und kaum aus dem Stimmbruch heraus; nicht mehr ein Knabe, und noch kein Mann, verhielt er sich Mädchen gegenüber sehr schüchtern. Kindan musste sich beherrschen, um nicht schallend zu lachen, doch Kaylek sah ihm seine Schadenfreude an und bedachte ihn mit wütenden Blicken. Kindans Heiterkeit verflog schlagartig, denn Kayleks Mienenspiel verhieß nichts Gutes.
    Dann reizte der Duft von Pasteten Kindans Nase, und er flitzte los, um sich welche zu organisieren. Kayleks Rache lag noch in der Zukunft - die süßen Pasteten gab es schon jetzt.

    * * *

    Das Abendessen auf dem Platz des Camps war noch in vollem Gange, als Kindan sich auf den Weg zu dem Stall machte, in dem Dask hauste. Während er sich in gemächlichem Tempo von den feiernden Menschen und den Kochfeuern entfernte, löste sich aus der Dunkelheit ein kleiner Schatten und folgte ihm.
    »Gehst du jetzt den Wachwher baden?«, flüsterte Zenor, als er seinen Freund einholte. Er war so schnell gelaufen, dass er keuchte.
    »Ja.«
    »Warum hast du mich nicht geholt?«, fragte Zenor in vorwurfsvollem Ton, denn er fühlte sich verraten.
    »Du bist doch hier, oder?«, erwiderte Kindan. »Wenn ich dich in der Menge gesucht hätte, wäre Kaylek aufmerksam geworden und hätte mich zur Rede gestellt.«
    »Ach so.« Zenor hatte keine älteren Brüder und war es nicht gewöhnt, eine List anzuwenden, um seinen Willen durchzusetzen. Doch da er gern einen älteren Bruder gehabt hätte, und Kindan sich wiederum einen jüngeren Bruder wünschte, kamen die beiden Jungen prächtig miteinander aus - obwohl der Altersunterschied zwischen ihnen lediglich zwei Monate betrug. Auf halber Wegstrecke fiel Kindan auf, dass ihnen ein weiterer Schatten hinterher pirschte.
    »Was ist das?« Er blieb stehen und deutete mit dem Finger in die Richtung.
    »Was meinst du?«, fragte Zenor scheinheilig zurück.
    »Ich sehe nichts.«
    Aber Zenor war ein verflixt schlechter Lügner, und das war einer der Gründe, weshalb Kindan ihn so gern mochte.
    »Vielleicht liegt es am Licht der Monde, und es war eine optische Täuschung«, mutmaßte Zenor und zeigte auf die beiden Monde von Pern, Timor und Belior.
    Kindan zuckte die Achseln und marschierte weiter.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete er jedoch, dass der Schatten mit ihnen Schritt hielt. Er dachte einen Moment lang nach, dann erkundigte er sich:
    »Mit wem hast du dich heute in der Kate des Harfners unterhalten?«
    Jählings hielt Zenor im Laufen inne. Und mit einer gewissen Befriedigung bemerkte Kindan, dass auch der Schatten verharrte.
    »Wann soll das gewesen sein?«, fragte Zenor und riss die Augen weit auf.
    »Nachdem du Natalon Bericht erstattet hattest und zum Platz weitergehen
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