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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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vielleicht mehr von der Heilkunst als Jofri, der mittlerweile akzeptierte, dass Kindans älteste Schwester, Silstra, ihm in diesen Dingen weit überlegen war. Zenor schluckte krampfhaft, als ihm wieder einfiel, dass in der Handelskarawane Silstras künftiger Ehemann mitreiste, der den Beruf eines Schmiedes ausübte. Als seine Gemahlin würde Silstra Camp Natalon für immer verlassen.
    »Du hast gut reden, Jofri«, höhnte Tarik. »Wenn es soweit ist, bist du ohnehin längst weitergezogen.«
    »Onkel«, unterbrach Natalon den Wortwechsel, ehe er zu einem hitzigen Streit ausufern konnte, »ich habe die Entscheidungen getroffen und werde sie auch ver-antworten.«
    Natalon wandte sich wieder an Zenor. »Lauf rasch zu den Frauen, die an den Kochfeuern beschäftigt sind, und sag ihnen Bescheid, dass unsere Gäste eintreffen.«
    Zenor nickte und nahm die Beine in die Hand, denn er hatte keine Lust, sich noch mehr von Tariks gehässigen Sticheleien anzuhören. Als er losrannte, bekam er gerade noch mit, wie Danil mit lauter Stimme fragte:
    »Glaubst du, dass der Harfner, der dich ablösen soll, sich auch in der Karawane befindet, Jofri?«

    Oh nein! jammerte Zenor in Gedanken. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Jofri schon so früh abgelöst würde.

    * * *
    Von seinem Aussichtsposten aus beobachtete Kindan Zenor, bis sich der Junge in der Menschenmenge verlor.
    Nervös wartete er ab, um erleichtert aufzuatmen, als sein Freund wieder auftauchte. Offensichtlich hatte es keine Probleme gegeben, und das bedeutete, dass auch er keinen Rüffel würde einstecken müssen. Er sah, wie Zenor von dem Plateau zu den tiefer gelegenen Häusern und Feldern eilte, und dachte sich, dass man ihn losgeschickt hätte, um die anderen Campbewohner vom Nahen der Karawane in Kenntnis zu setzen. Zur Begrüßung gäbe es heute Abend ein großes Fest.
    Zenor verlangsamte sein Tempo, als er die Kate des Harfners erreichte. Zu Kindans Verwunderung blieb Zenor stehen, um kurz darauf zur Vorderseite des Häuschens zu flitzen - wo er sich Kindans Blicken entzog -, vermutlich, um hinein zu gehen. Was hatte Zenor im Sinn? Kindan mutmaßte, jemand, der sich drinnen aufhielt, hätte ihn gerufen. Er nahm sich vor, die näheren Umstände zu ergründen.
    Dann lenkten ihn die ersten vernehmlichen Geräusche der heranrollenden Wagen ab, und er widmete seine volle Aufmerksamkeit der Karawane.

    * * *

    Eine linde Brise trug den schwachen Duft von Kiefernharz in die Kate des Harfners. Das würzige Aroma war durchsetzt mit anderen Gerüchen, die Nuella in Gedanken mit einer bestimmten Person verband.

    »Zenor, bist du es?«, flüsterte sie.
    Durch das Fenster hörte sie deutlich, wie jemand mitten im Lauf innehielt und schlitternd zum Stehen kam. Gleich darauf zischte Zenor: »Was tust du denn hier?«
    Verärgert über den ruppigen Ton, furchte Nuella die Stirn. »Komm rein, dann erkläre ich dir alles«, antwortete sie gereizt.
    »Ist ja schon gut«, brummte Zenor. »Aber lange kann ich nicht bleiben. Ich muss etwas ausrichten.« Nuella entging nicht der Unterton von Wichtigkeit, und sie wusste, dass Zenor als Kurier unterwegs war.
    Ihre nächste Frage behielt sie für sich, bis sie Zenors Schritte auf der vorderen Treppe hörte. Von der im rückwärtigen Teil der Kate liegenden Küche ging sie durch die Diele zur Eingangstür. Als Zenor ins Haus trat, brachte er einen Luftschwall mit sich, der durchtränkt war mit der vom See aufsteigenden Feuchtigkeit.
    »Ich dachte, Kindan sei der Kurier und du würdest Wache halten«, sagte sie.
    Zenor seufzte. »Wir haben getauscht.« Hastig und mit freudiger Stimme fügte er hinzu: »Ich darf ihm helfen, den Wachwher zu baden.«
    »Wann?«
    »Heute Abend«, gab Zenor zurück. »Die Handelskarawane ist eingetroffen ...«
    »Das habe ich schon gehört«, fiel Nuella ihm stirn-runzelnd ins Wort. »Weißt du vielleicht, ob der neue Harfner dabei ist? Ich möchte ihn gern kennen lernen.«
    »Du willst mit ihm sprechen? Und was wird dein Vater dazu sagen?«, wandte Zenor ein.
    »Das ist mir einerlei«, gab Nuella unumwunden zurück. »Wenn ich mich schon die ganze Zeit über verstecken muss, dann möchte ich zumindest von dem Harfner etwas lernen. Er kann mir neue Stücke für meine Flöte beibringen ...«
    »Und wenn jemand etwas merkt?«
    »Die Karawane ist doch im Anmarsch, nicht wahr?
    Also gibt es heute Abend ein Fest, richtig? Und du bist unterwegs, um den Leuten auf dem Platz Bescheid zu sagen«, sagte Nuella. »Wenn ich
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