Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
Vom Netzwerk:
blaue Flecken.
    Man munkelte, Tarik sei wütend, weil der Bergwerksmeister der Burg Crom nicht ihn damit beauftragt hatte, nach neuen Flözen zu suchen. Und ein paar Buben aus dem Camp flüsterten sich hinter vorgehaltener Hand zu, Tarik unternähme alles in seiner Macht Stehende, um nachzuweisen, dass Natalon als Leiter des Camps ungeeignet sei, und dass dieser Posten von Rechts wegen ihm, Tarik, gebührte. Die letzte Prügelei zwischen Zenor und Cristov hatte damit begonnen, dass Zenor eine ungebührliche Bemerkung über dessen Vater von sich gab.
    »Wie lange dauert es wohl noch, bis die Karawane hier eintrifft, Zenor?«, wandte irgendjemand in wesentlich freundlicherem Ton ein. Es war Danil, Kindans Vater und der Partner des einzigen noch lebenden Wachwhers des Camps.
    »Ich entdeckte sie, als sie den Taleingang erreichte«, antwortete Zenor. »In ungefähr vier, höchstens sechs Stunden müssten die Wagen hier sein.«
    »Es ginge schneller, wenn die Straße gepflastert wäre«, murrte Tarik und bedachte Natalon mit einem vorwurfsvollen Blick.
    »Wir müssen unsere Arbeitskraft klug einsetzen, Onkel«, gab Natalon diplomatisch zurück. »Ich hielt es für wichtiger, Bäume zu fällen, um die Stämme zum Abstützen der Stollen zu verwenden.«
    »Noch mehr Grubenunfälle können wir uns nicht leisten«, pflichtete Danil ihm bei.
    »Und unseren letzten Wachwher dürfen wir auch nicht verlieren«, ergänzte Natalon. Zenor verbiss sich ein Grinsen, als er sah, wie Kindans Vater resolut nickte.
    »Wachwhere sind doch zu nichts nütze«, knurrte Tarik. »Früher sind wir auch ohne sie ausgekommen.
    Zwei sind mittlerweile fort, und bis jetzt hat uns der Verlust nicht geschadet.«
    »Wenn ich mich nicht irre, hat der Wachwher Wensk dein Leben gerettet, Tarik«, warf Danil mit einem bitteren Unterton ein. »Und das, obwohl du seine Warnung ignoriert hast. Ich für mein Teil glaube, dass dein schändliches Benehmen Wenser bewogen hat, seinen Wachwher zu nehmen und uns zu verlassen.«
    Tarik schnaubte verächtlich durch die Nase. »Wenn wir den Stollen mit ausreichend Strebebalken gesichert hätten, wäre die Decke nicht eingebrochen.«
    »Aha!«, trumpfte Natalon auf. »Dann gibst du mir also Recht, Onkel, wenn ich der Gewinnung von Holz Vorrang einräume.«
    Tarik strafte seinen Neffen mit einem bösen Blick ab.
    Das Thema wechselnd, herrschte er Zenor an: »Aus wie vielen Wagen besteht die Karawane, Junge?«
    Mit zusammengekniffenen Augen versuchte Zenor, sich zu erinnern. Sowie er die Antwort wusste, machte er die Augen wieder auf. »Es waren sechs Lastkarren und vier Wohnwagen.«
    »Hmmph!«, grummelte Tarik. »Also, Natalon, wenn der Junge sich nicht verzählt hat, fehlen der Karawane zwei Karren, um den gesamten Kohlenvorrat abzu-transportieren, der bei uns auf Halde liegt.« In nörgeln-dem Ton brummte er in seinen Bart: »Wir haben uns halb zu Tode geschuftet, um die Kohle zu fördern, die wir jetzt nicht los werden. Stattdessen hätten wir lieber eine massive Unterkunft für alle Campbewohner bauen sollen. Was passiert, wenn die Fäden fallen?«
    »Bergmann Tarik«, warf einer der Umstehenden ein.
    »Bis zum ersten Fädenfall vergehen noch sechzehn Planetenumläufe. Ich schätze, bis dahin haben wir dieses Problem gelöst.«
    Zenor schaute sich um, als sich eine Hand leicht auf seine Schulter legte. Hinter ihm stand Jofri, der Harfner des Camps. Zenor lächelte den jungen Mann an, bei dem er während der letzten sechs Monate jeden Vormittag zur Schule gegangen war. Auf Pern nahmen die Harfner die Stelle von Lehrern ein; außerdem fungierten sie als Archivare, Nachrichtenübermittler und gelegentlich Richter. Jofri war nicht nur ein guter Lehrer, sondern auch ein erstklassiger Musiker.
    Er stand im Rang eines Gesellen. Bald würde er in die Harfnerhalle zurückkehren, um dort seine Ausbil-

    dung fortzusetzen, bis er zum Meisterharfner avancierte.
    Danach wäre es vermutlich unter seiner Würde, in einer so unbedeutenden Ansiedlung wie dem Camp Natalon zu arbeiten. Wahrscheinlich, dachte Zenor, bekäme er einen Posten in einer großen Burg - vielleicht sogar in Crom -, um dort die Kinder und Jugendlichen zu unterrichten. Darüber hinaus unterstanden ihm sämtliche Harfnergesellen, die in den umliegenden kleineren Anwesen und Compounds ihren Dienst ableisteten. Denn indem sich die Bewohner der mächtigen Burg Crom über das Land verteilten, entstanden immer mehr kleine Siedlungen.
    Aber ein neuer Harfner verstand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher