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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
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nicht sehr nett gewesen sein konnte. Er fühlte sich getroffen, und er hatte noch nicht einmal die Genugtuung, eine seiner wohldosierten Erwiderungen anzubringen, denn es war ja nicht so, dass Bellusa selber etwas Unhöfliches gesagt hätte. Große Lust verspürte er nicht, ließ sich jedoch trotzdem auf den Paarungsakt ein. Er war entschlossen, geduldig zu sein, in allen Belangen die Ruhe zu bewahren und keinen Ärger zu machen. Ja, er würde sich in jeder Hinsicht gut benehmen.
     
    Temeraire gestattete sich nicht allzu oft, an Laurence zu denken, denn er traute sich selber nicht über den Weg. Es war schwer, das ständige Gefühl tiefer Sorge zu ertragen, das ihn so manches Mal zu überwältigen drohte, wenn er daran dachte, dass er nicht wusste, wie es Laurence ging und in welcher Verfassung er sich befand. Temeraire sorgte dafür, dass er stets wusste, wo sich seine Brustplatte und seine schmale, goldene Kette befanden, und so verwahrte er sie selbst. Seine Krallenscheiden hatte er bei Emily gelassen, und er war sich ziemlich sicher, dass man ihr zutrauen konnte, gut darauf aufzupassen. Gewöhnlich hätte er sich auch darauf verlassen, dass Laurence
auf sich selbst Acht gab, zumindest, solange er nicht ohne jeden ersichtlichen Grund etwas Gefährliches zu tun beabsichtigte, wozu er traurigerweise immer mal wieder neigte. Aber die Umstände waren nicht so, wie sie sein sollten, und es war schon sehr viel Zeit vergangen. Die Admiralität hatte versprochen, dass man Laurence nicht hängen würde, solange Temeraire sich gut benähme, aber man konnte ihr nicht vertrauen, kein bisschen. Jede Woche fasste Temeraire mindestens zweimal den Beschluss, sofort in Richtung Dover aufzubrechen, nur um Nachforschungen anzustellen und mit eigenen Augen zu sehen, dass man Laurence noch nicht aufgeknüpft hatte. Er wollte nur ganz sichergehen. Doch er nahm schweren Herzens immer wieder Vernunft an, noch ehe er aufgebrochen war. Er durfte nichts tun, was die Regierung zu der Überzeugung kommen lassen könnte, er sei nicht zu bändigen, was zur Folge hätte, dass Laurence für sie nicht mehr von Nutzen wäre. Also musste er sich so zuvorkommend und gefällig verhalten, wie es nur irgend möglich war.
     
    Dieser Vorsatz war jedoch am Ende der dritten Woche bereits arg auf die Probe gestellt worden, als Lloyd einen Besucher zu ihm brachte. Lauthals ermahnte er den Gentleman: »Denken Sie daran, das gute Tier nicht zu verschrecken, sondern liebenswürdig, langsam und mit sanfter Stimme zu ihm zu sprechen, wie Sie es bei einem Pferd tun würden.« Diese Bemerkung brachte Temeraire in Rage, noch ehe der Herr ihm als Reverend Daniel Salcombe vorgestellt worden war.
    »Oh, Sie sind es«, sagte Temeraire in einem Tonfall, der den Mann zusammenfahren ließ. »Ja, ich weiß nur allzu gut, wer Sie sind. Ich habe Ihren äußerst törichten Brief an die Königliche Gesellschaft gelesen, und ich nehme an, Sie sind gekommen, um sich davon zu überzeugen, dass ich mich wie ein Papagei oder wie ein Hund benehme.«
    Salcombe brachte stammelnd Entschuldigungen hervor; Temeraire hatte augenscheinlich recht gehabt. Mühsam las er Temeraire
eine vorbereitete Liste mit Fragen vor, von denen einige die Vorherbestimmung des Schicksals zum Thema hatten und recht wenig Sinn ergaben, doch Temeraire wollte keine von ihnen beantworten. »Bitte seien Sie still: Der heilige Augustinus hat das viel besser als Sie erklärt, und selbst dort war es ziemlich sinnlos. Auf jeden Fall werde ich keinerlei Vorführungen für Sie veranstalten, als wäre ich ein Zirkustier. Ich kann wirklich nicht meine Zeit mit jemandem verschwenden, der so ungebildet ist, dass er nicht einmal Augustinus’ Sentenzen gelesen hat«, fügte er hinzu und nahm im Hinterkopf schuldbewusst Laurence von dieser Regel aus. Aber Laurence spielte sich immerhin nicht selbst als Gelehrter auf und schrieb auch keine beleidigenden Briefe über Leute, die er gar nicht kannte. »Und was die Behauptung angeht, dass Drachen nichts von Mathematik verstünden, so kann ich Ihnen versichern, dass ich mehr als Sie darüber weiß.«
    Mit einer Kralle kratzte er ein Dreieck in die Erde und beschriftete die zwei kürzeren Seiten. »Bitte schön. Nennen Sie mir die Länge der dritten Seite, dann werde ich mich mit Ihnen unterhalten. Wenn nicht, hauen Sie ab und hören Sie auf, so zu tun, als ob Sie irgendetwas über Drachen wüssten.«
    Die simple Aufgabe hatte diverse Gentlemen in Schwierigkeiten gebracht, als
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