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Drachenruf

Drachenruf

Titel: Drachenruf
Autoren: C. Bertelsmann
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einflussreichen Baron umstimmen, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat. Außerdem war es nicht deine Schuld. Pona hat dich verleumdet. Ich bitte dich, Menolly, lass dich doch von diesen neidischen Mädchen nicht aus der Ruhe bringen! Schau, Baron Groghe braucht dich zum Abrichten seiner Echse.« Audiva lächelte. »Und da ist dein neues Lied. Talmor hat es uns vorgespielt und ich war begeistert! ﹥ Stößt euch etwas zu, geh ich in den Tod! Lasst mich nicht allein in Schmerzen und Not!‹« Audiva hatte eine weiche Altstimme, die besonders in den tiefen Lagen voll zum Tragen kam. »Ich hätte am liebsten losgeheult, aber ich kam mir albern vor.«
    »Unsinn, du bist doch nicht albern, Audiva. Ich fand es gestern ungeheuer mutig von dir, dass du mich in aller Öffentlichkeit gegen Pona verteidigt hast.«
    Audiva biss sich auf die Unterlippe. »Leider hatte ich beim ersten Mal geschwiegen...« Sie zögerte einen Moment lang und machte ein zerknirschtes Gesicht. »Ich wusste von Meister Domicks
Botschaft wie alle anderen. Und ich wusste auch, dass sie sich abgesprochen hatten, dich hinauszuekeln - wegen deiner Feuerechsen...«
    »Aber du hast Meister Domick erklärt, dass mir niemand die Nachricht ausrichtete.«
    »Was recht ist, muss recht bleiben.«
    »Siehst du, das gilt auch umgekehrt. Ohne deine Hilfe hätte ich gestern ernste Probleme bekommen. Aber ich schlage vor, wir lassen das Vergangene ruhen.« Menolly lächelte schüchtern. »Ich hatte mir immer schon eine Freundin gewünscht, weil ich so allein war.«
    Audiva schüttelte verständnislos den Kopf. »Hat man dich denn nie in Pflege auf eine andere Burg gegeben?«
    »Nein. Als jüngste Tochter hatte ich zuallerletzt Anspruch darauf. Und die Halbkreis-Bucht liegt so weit ab, dass man unterwegs immer mit Fädeneinfall rechnen musste. Außerdem besorgt im Allgemeinen der Burgharfner die Pflegestellen und Petiron sprach das Thema nie an...«
    »Nun, so wie die Dinge stehen, war es ein Glück, dass der alte Petiron dich behielt, nicht wahr?« Audiva lachte. »Und ab heute hast du eine Freundin!«
    Sie streckte Menolly die Hand entgegen.
    »Habt ihr wirklich mein Lied geübt?«, fragte Menolly nach einer Weile.
    »Ja, und du kannst dir denken, mit welchem Widerwillen das geschah!«, kicherte Audiva. »Talmor ließ nämlich keinen Zweifel daran, wer es geschrieben hatte. Sag mal, könntest du mir eine einfachere Begleitung beibringen als die im Original? Meine Finger sind einfach zu klobig...«
    »Das bildest du dir nur ein. Komm!« Menolly drückte Audiva ihre Gitarre in die Hand. »Du fängst mit einem einfachen E-Akkord an. Los!«
    Menolly merkte bald, dass sie nicht genug Geduld mit Audiva
hatte, obwohl das Mädchen jetzt ihre Freundin war und sich wirklich die allergrößte Mühe gab, ihre Anweisungen zu befolgen. Aber sie waren beide erleichtert, als Prinzessins Hungergeschrei die Übung unterbrach. Audiva erklärte, sie müsse noch rasch in die Pension und sich zum Abendessen umziehen. Sie verabschiedete sich mit einem herzlichen Händedruck von Menolly und rannte die Treppe hinunter.
    Camo und Piemur erwarteten Menolly bereits auf den Küchenstufen. Während sie die hungrigen Echsen fütterten, kam Menolly in den Sinn, dass sie erst eine Siebenspanne in der Harfnergilde weilte. Sie konnte das kaum glauben, denn so viel war inzwischen geschehen. Und doch hatten sich die Feuerechsen eingewöhnt, als wären sie von Geburt an in der Harfnerhalle gewesen. Sie selbst besaß einen festen Arbeitsplan und der Unterricht machte ihr Spaß.Vor allem aber hatte sie das Recht, das herrliche Recht - nein, es war sogar der ausdrückliche Befehl des Meisterharfners -, die Lieder zu schreiben, die man ihr einst strikt verboten hatte.
    Als sie sieben Tage zuvor erstmals in diesem Hof gestanden hatte, war sie den Tränen nahe gewesen. Was hatte T’gellan gesagt? Dass sie sich rasch eingewöhnen würde. Und er hatte recht behalten, auch wenn ihr damals Zweifel gekommen waren. Er hatte auch gesagt, dass sie nichts von den Harfnern zu befürchten hatte. Nun, ihr war Neid begegnet - und sie hatte ihn zu einem gewissen Grad besiegt. Sie hatte Freunde gewonnen, und die Leute in der Gildehalle, die ihre Zukunft mitbestimmten, respektierten sie.
    Es gab nicht nur eine, sondern gleich mehrere Aufgaben für sie bei den Harfnern: Man brauchte ihre Lieder, ihre Feuerechsen und - was sie zuallerletzt vermutet hätte - ihr Wissen über das Meer und seine Bewohner.
    Nur ein
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