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Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)

Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)

Titel: Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
Autoren: B. C. Bolt
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falsch und hämisch.
    „Immerhin ist deine Zunge nicht ganz stumpf geworden.“
    Sie nahm mich aus Lynfirs Maul und warf mich hoch. Der Schwung versetzte mich in Drehung, sodass mir übel wurde, während ich in den klaren Himmel hinaufflog. Blaues Firmament und graue Berge wurden eins mit dem Grün ferner Wälder.
    Dann pflückte sie mich aus der Luft wie eine fallende Frucht und setzte mich vor Lynfir ab.
    Die Drehung setzte sich in meinem Kopf fort, sodass ich stürzte. Ich hörte um mich herum brüllendes Gelächter und wünschte, diese Bestien würden endlich zur Sache kommen.
    Aber natürlich hatten sie nicht vor, mich innerhalb der nächsten Stunden umzubringen. Drachen spielen gerne, und einige ihrer Spiele sind recht hässlich. Sie nehmen sich viel Zeit, ihr Opfer zu zermürben, ehe sie ihnen auch nur ein wenig die Haut ritzen.
    Nun, Vergeltung stand ihnen zu. Ich wäre der Letzte gewesen, das zu bestreiten. Mühsam kam ich auf die Füße und sah zu den amethystenen Augen hinauf.
    „Warum hier, Veshira? Warum habt ihr mich herbringen lassen?“
    Sie schnaubte und es warf mich gegen Lynfirs Flanke.
    „Oh, du vorlauter Wurm“, zischte sie. „Du meinst also, mir Fragen vorlegen zu dürfen? Du hältst dich immer noch für den großen Helden, der sich Rededuelle liefert, ehe er zum Schwert greift?“
    „Da ich kein Schwert habe, ist meine Zunge die einzige Waffe, die mir bleibt. Ich gedenke, sie einzusetzen.“
    Drachen mögen Wortgefechte. Sie dünken sich schlau und redegewandt. Manchmal lassen sie sich auf diese Weise lange genug ablenken, bis man einen Durchschlupf entdeckt hat. Und genau danach hielt ich Ausschau: nach einem Spalt zwischen den Felsen, einem Ausweg aus meiner Lage – einem Wunder.
    Das Wunder blieb aus. Das überraschte mich nicht.
    Die Sonne wanderte über uns hinweg und verschwand hinter dem Gebirge.
    Veshira überzog mich immer noch mit Hohn und stupste mich halbherzig zwischen den hohen Wänden aus Reisig herum, hinter denen die Eier verborgen waren. Kurz dachte ich darüber nach, mich hinaufzuziehen, den Rand zu überspringen und jedes Ei in Reichweite niederzutrampeln. Aber ich habe nicht das Zeug zum Kindermörder. Der Gedanke daran, auf etwas Weiches zu treten, noch glitschig in seiner Eihaut, ließ mich schaudern.
    Ich konnte mir ein Ei greifen und es wie einen Schild vor mir hertragen …
    Leider hatte ich einmal jemanden gekannt, der meinte, man könne eine Drachenmutter auf diese Weise zum Rückzug zwingen. Seine gequälten Schreie hatten ein ganzes Tal für vier Tage und Nächte um den Schlaf gebracht.
    Ich verwarf den Gedanken sofort wieder.
    Selbst ein geschmähter und gestrauchelter Held lässt sich nicht so weit herab, Kinder als Geiseln zu nehmen. Nicht einmal Drachenkinder.
    Was blieb mir also?
    Ein letzter Kampf mit bloßen Händen.
    Ich bin im Geist der alten Zeit erzogen. Frauen eignen sich als Gegner genauso wenig wie Kinder. Also warf ich mich auf Lynfir.
    Er starrte mich erst an, dann lachte er.
    Einige Drachenmütter zischelten, andere fielen in Lynfirs Lachen ein. Nur Veshira betrachtete mich mit einem sonderbaren Ausdruck in den riesigen Augen. Lynfir hob einen krallenbewehrten Fuß und drückte mich auf den felsigen Untergrund.
    „Stell ihn hin“, befahl Veshira.
    Lynfir gehorchte. Für mich war das wenig angenehm. Seine Krallen lagen um meine Mitte wie Klammern aus Stahl.
    „Lass ihn los!“
    Mein Brustkorb konnte sich wieder ausdehnen, aber das Atmen war auf einmal sehr schmerzhaft. Wahrscheinlich hatte Lynfir mir versehentlich eine Rippe eingedrückt.
    „Was willst du, Veshira?“
    Eins ihrer Augen kam mir ganz nahe. Ich konnte mich auf dem Hintergrund der riesigen schwarzen Pupille gespiegelt sehen. Es war wie die Begegnung mit meinem Doppelgänger: eine unmissverständliche Ankündigung von Unheil.
    „Ich will“, sagte Veshira, „dass du bezahlst, was du uns angetan hast! Ich will, dass du mit Tränen, Schweiß und Blut bezahlst!“
    Ich seufzte nur.
    Sie beäugte mich aus einem Abstand von weniger als einer Armlänge.
    „Und nicht nur damit“, fuhr sie fort. „Sage mir, Anjûl: Habe ich das Recht, von dir zu fordern, was auch immer mir in den Sinn kommt?“
    „Nun, nicht alles, was dir in den Sinn kommt“, sagte ich. „Außerdem …“
    „Still! Ich weiß, was du sagen willst! Wenn du darüber nachdenkst, merkst du, wie falsch es wäre. Du hast meinen Onkel getötet. Ist es so?“
    Ich nickte.
    „Du hast meinen Schwager getötet. Ist es
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