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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
Autoren: Joanne Bertin
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sprang in den Himmel. Aber bei seinen ersten Flügelschlägen sackte er wieder auf den Boden.
    Erst jetzt bemerkte er, daß an einem seiner Flügel die Haut zerrissen war. Er saß in der Falle.
    Verzweifelt rief Jekkanadar: Lleld! Lleld! Hilf mir!
    Safrangewandete Priester und Schüler waren überall. Einige drängten sich in kleinen Gruppen und starrten aufgeregt zum Himmel, verängstigt, wie Amura bald klar wurde, daß die »Dämonen« zurückkehren und sie ebenfalls vernichten würden. Andere liefen hin und her wie Hühner, in deren Stall ein Fuchs eingebrochen ist. Ihre Schreie und Gebete waren überall zu hören. Einige – vor allem die sehr jungen und die sehr alten -rannten verstört umher. Amura sah einen alten Mann, der versuchte, drei weinende kleine Jungen zu trösten, die sich an sein Gewand klammerten. Der alte Mann sah, wie sie sich näherten, sein Blick war halb trotzig, halb ängstlich. Er schlang die dünnen, sehnigen Arme um die Kinder, als wollte er sie vor allem bewahren.
    Amura führte seine Männer um diese kleine Gruppe herum. Er führte keinen Krieg gegen Kinder und Alte. Er warf einen kurzen Blick zurück. Der alte Mann hatte den kleinsten Jungen – ein Kind von vielleicht vier Jahren – auf den Arm genommen und scheuchte seine anderen Schutzbefohlenen davon, wobei er immer wieder verängstigte Blicke nach den ehemaligen Sklaven warf. Neben der Angst stand Erleichterung in diesem Blick, Erleichterung, die noch nicht ganz glauben wollte, daß man ihn verschont hatte.
    Die Sklaventruppe marschierte weiter, berauscht von der neugewonnenen Freiheit. Die meisten Priester flohen vor ihnen. Manchmal versuchte einer der älteren Jungen oder der mutigeren alten Männer, ihnen den Weg zu verstellen. Sie wurden beiseite geschoben, nicht mit Schwert und Speer, sondern von einer Kraft so unwiderstehlich wie ein Fluß, der von einem Damm befreit ist.
    Einmal glaubte Amura das Orakel des alten Nira halb versteckt hinter einer der vielen Gebetssäulen zu sehen, die in dem riesigen Hof vor dem Tempel standen. Aber der Junge huschte davon wie ein verängstigter Käfer, als er sah, daß Amura ihn anschaute.
    Amura vergaß ihn sofort wieder. Denn nun gingen die Tempeltore auf, und sie standen einer kleinen Gruppe kräftiger Männer gegenüber, alle jung und stark, alle in Safran und Scharlachrot gekleidet. Flüstern drang durch die Sklaventruppe; das hier waren die Priestersoldaten des Phönix. Sie trugen keine Schwerter, denn es war verboten, auf dem Tempelgelände Blut zu vergießen, aber jeder hatte einen festen Stock in der Hand. Und jeder Sklave wußte nur zu gut, was diese Priester mit den tödlichen Stöcken tun konnten. Sie hatten gesehen, wie zum Tode verurteilte Gefangene unter dem wirbelnden Holz gestorben waren, bevor man sie an den Drachen verfütterte.
    Und das waren die glücklicheren von ihnen, dachte Amura. Er erinnerte sich an die Schreie der anderen, die man in den Brunnen des Todes geworfen hatte. Er holte tief Luft und hob sein Schwert. »Schilde nach vorn! Haltet die Speere bereit!« schrie er.
    Einen Augenblick später war sein Befehl befolgt. »Und jetzt greift die Mistkerle an! «
    »Hier sind sie, Erlauchte Phönixherrscherin.«
    Shei-Luin wandte sich vom Palast des Phönix ab. Sie hatte die kaiserlichen Gemächer im Tempel wieder verlassen, weil sie gehofft hatte, den großen Schatten noch einmal zu sehen.
    Murohshei lächelte sie an; an seiner Seite war Zyuzin, die Augen weit aufgerissen. Sie traten beiseite und machten dem Rest ihrer kleinen Gruppe Platz.
    Shei-Luin streckte die Arme nach Xahnu aus, nahm ihn seiner Kinderfrau ab und hielt ihn hoch, so daß er in den Krater schauen konnte. Xus Kinderfrau hob ihren Schutzbefohlenen ebenso hoch. Er gurgelte bei dem Anblick der schimmernden Kuppel.
    Dann sah Shei-Luin es wieder. »Seht! Seht! Seht ihr diesen Schatten? Das ist er …«
    Das Licht begann heftig zu schimmern. Goldene Blitze zuckten darüber, bildeten ein Muster von …
    … Rissen. Der Palast des Phönix löste sich vor ihrer Nase auf. Shei-Luin sah zu wie betäubt, als der schimmernde Schild sich auflöste und darunter ein riesiger goldener Vogel erschien. Gewaltige smaragdgrüne Augen blinzelten zu ihr auf, glitzerten vor wahnsinniger Wut.
    Shei-Luin hörte kaum die entsetzten Schreie, die rings um sie her ertönten. Nur ein Gedanke erfüllte ihren betäubten Geist: Xiane, du bist umsonst gestorben. Es tut mir leid.
    Dann zupfte etwas an ihrem Ärmel und nahm ihr Xahnu
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