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Drachenlanze - Der Bund der ...

Drachenlanze - Der Bund der ...

Titel: Drachenlanze - Der Bund der ...
Autoren: TINA DANIELL
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Unzufriedenheit, daß sie so
hoch über der Erde wohnen mußten, oder in dem endlosen
Ärger darüber, daß ihr Clan aus den Bergen vertrieben worden
war. Was auch immer der Grund war, ihre Ehe bestand aus
kalten Blicken und offenem Gekeife, obwohl sich der Ruf des
Wirtshauses dadurch immer noch weiter verschlechterte.
    Eines Tages stand der Mann vor allen anderen Bewohnern
von Solace auf, packte ein paar Sachen ein und verließ die
Stadt. Keiner vermißte ihn, am allerwenigsten seine Frau, die
das Haus Gerüchten zufolge »für einen halben Kenderpfennig«
an den nächstbesten Reisenden verscherbelte – nämlich Otik
Sandahl. Wo Otik hergekommen war oder wo er hinwollte, war
ziemlich unklar. Doch unabhängig von seinen ursprünglichen
Plänen, hatte Otik einen Punkt in seinem Leben erreicht, wo er
weniger reisen und endlich seßhaft werden wollte. Auf jeden
Fall war es ein glücklicher Zufall. Otik hatte seine wahre
Berufung gefunden.
    Zuallererst ging er daran, das Wirtshaus gründlich zu putzen
und den Vallenholzboden sowie die Einrichtung liebevoll auf
Hochglanz zu polieren. Dann nahm er sich die Küche vor. Über
seine würzigen Bratkartoffeln verriet Otik nur, daß das Rezept
zwei Grundzutaten hatte: Kartoffeln und Gewürze. »Wenn dich
das nicht satt macht, brauchst du nicht zu zahlen«, sagte Otik
gerne. Bald zweifelte keiner mehr an dieser Aussage.
    Nicht ganz so berühmt, aber ebenso lecker waren die
anderen Gerichte, deren Zubereitung er auf seinen Reisen
gelernt hatte
– geschmorte Forelle, Entenleberpastete,
Rehsuppe und Cranbeerenüberraschung.
    Seine Wanderzeit spiegelte sich auch in der Dekoration der
Wirtsstube wider. Otik schmückte die Wände mit zahlreichen
Mitbringseln, Kuriositäten und allem möglichen Zeug, an dem
sein Herz hing. Und diese Sammlung wurde ständig erweitert.
Trotz der Proteste seiner Gäste ließ es sich Otik nicht nehmen,
sein Wirtshaus jedes Jahr für einen Monat zu schließen – weil
er niemand anders zugetraut hätte, es ordentlich weiterzuführen
–, um seiner immer noch drängenden Wanderlust nachzugehen.
    Otik war fest entschlossen, in seinem Leben so viel wie
möglich von Krynn zu sehen, und er kam weit herum. Auf
einer groben Karte hinter dem langen Schanktisch, die er von
einem Kender gegen die Mahlzeit eingetauscht hatte, waren
alle Orte mit einem Kreuzchen markiert, an denen er gewesen
war. Otik kam immer mit Andenken zurück – einmal mit einer
furchterregenden Minotaurenstreitaxt, ein anderes Mal mit
einem feinbestickten Elfenschal.
    An seinem ersten Tag in Solace präsentierte er diese
Mitbringsel dann mit großem Tamtam seinen Stammgästen
und jedem, der zufällig im Gasthaus weilte. Anschließend fügte
er die Dinge stolz seiner Dekoration hinzu, machte viel
Aufhebens um den besten Ausstellungsplatz und ließ sich dabei
ausgiebig von seinen Gästen beraten.
    Inzwischen war das Wirtshaus »Zur Letzten Bleibe« zu
einem richtigen Museum mit Gegenständen aus den
verschiedensten Kulturen von Krynn geworden. Diese
Sammlung war einer der Gründe, weshalb Kitiara es liebte,
aber auch haßte, im Gasthaus herumzulungern. Dort starrte sie
die Sachen an und gab sich Tagträumen hin, woher sie wohl
stammten und was sie mitgemacht haben mochten. Aber solche
Tagträume führten Kit immer wieder zu der Tatsache zurück,
daß sie in Solace festsaß, fernab von allen Abenteuern. Bei
diesem Gedanken vergrub sie dann ihren Kopf in den Händen,
stöhnte vor Sehnsucht und verließ dann eilig das Gasthaus, in
dem sie sich eine gute Woche lang nicht mehr blicken lassen
würde.
    Doch Kitiara kam stets zurück. Da sie zu jung war, um an
Otiks Bier Geschmack zu finden, und zu knapp bei Kasse, um
sich seine herzhaften Gerichte leisten zu können, bestellte sie
meist nicht viel, sondern saß einfach allein an ihrem Tisch, wo
sie stundenlang an einem Glas Birnensaft nippte. Ihr
Lieblingsplatz war eine Ecke an der Eingangstür. Dort hatte sie
alle Reisenden gleich im Blick, die die lange Wendeltreppe zu
dem Haus in den Baumwipfeln hochkamen. Einer von ihnen
brachte vielleicht Neuigkeiten über ihren Vater. Einer von
ihnen konnte vielleicht das langweilige Leben in Solace
erträglicher machen.
    Kitiara war viel länger in dem Baumdorf geblieben, als sie
nach der Rückkehr von ihren Abenteuern mit Ursa und dem
Aufenthalt in Stumpfhausen erwartet hatte – über zwei Jahre.
Vergeblich hatte sie auf eine passende Reisegruppe gewartet,
der sie sich hätte anschließen
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