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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge
Autoren: Anne McCaffrey
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übernehmen.«
    »Aber die Leute hier kennen die Lehrballaden und Lieder«, hielt Merelan ihm entgegen. »Ich habe sie doch auch gelernt.«
    »Nur die gängigsten, das heißt, dass eine Menge an wichtigem Lehrstoff gar nicht erst vermittelt wird«, beschied ihr Petiron stirnrunzelnd. Wenn er so finster dreinblickte wie jetzt, zogen sich seine dichten Augenbrauen über dem Rücken seiner Adlernase zusammen.
    Merelan liebte seine buschigen Brauen, obwohl sie es nie vor ihm zugegeben hätte. »Zum Beispiel kennt hier niemand die Balladen, die von den Pflichten der Drachenreiter handeln.«
    Merelan unterdrückte einen Seufzer. Glaubten vielleicht nur die Leute, die in der streng konservativen Tradition der Harfnerhalle erzogen waren, an die pe-riodische Wiederkehr der Fäden? Angeblich wäre es dann in ungefähr fünfzig Planetenumdrehungen so
    weit.
    »Du und ich, wir beide unterrichten doch diese Lehrballaden. Außerdem könnte es nicht schaden, wenn du in der Burg anregst, ein paar der begabteren jungen Leute sollten es sich überlegen, den Beruf des Harf-38
    ners zu ergreifen. Jetzt, da man dich kennt und mich wiedergesehen hat, finden sich vielleicht ein paar Interessierte.«
    Petiron maß sie mit einem tadelnden Blick. »Mir
    scheint, du hast eine recht lasche Auffassung von diesem Stand.«
    Sie schürzte die Lippen. Er schlug einen trockenen, autoritären Ton an, den er sich normalerweise für Lehrlinge aufsparte, die seinen hohen Ansprüchen nicht genügten.
    »Wie du weißt, gab es hier eine Epidemie, und
    obendrein wütete noch ein schrecklicher Sturm. Beide Vorfälle kosteten die Burg viele Menschenleben«, erwiderte sie so gelassen wie möglich. »Diese Festung mag zwar nicht besonders groß sein, trotzdem be-nötigt man eine gewisse Anzahl von Personen, um sie zu bewirtschaften. Manchmal kann man keine Ar-beitskräfte entbehren.«
    »Aber zwei junge Burschen durften in den Weyr ab-wandern«, beschwerte sich Petiron.
    Nur mit Mühe verbiss sich Merelan ein Schmunzeln. Sein offenkundiger Neid blickte ihm aus den Augen.
    »Hättest du denn abgelehnt, wenn ein Weyr dich
    als Kandidat für eine Gegenüberstellung ausgesucht hätte?«
    »Keine Ahnung. Man hat mich nicht gefragt.«
    »Ich weiß. Aber stell dir vor, der Benden Weyr hätte dich gebeten, beim Schlüpfen der Jungdrachen anwesend zu sein. Wärst du nicht hingegangen?«
    »Nun ja«, wich er aus, »ich streite ja gar nicht ab, dass es eine große Ehre bedeutet, wenn man als Kandidat ausgewählt wird … aber nicht jeder vermag
    einen Drachen für sich zu gewinnen.«
    »Beide Jungen von hier konnten einen grünen Drachen auf sich prägen.«
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    »Sie haben halt Glück gehabt.«
    »Falls es dir ein Trost ist, aus ihnen wären nie gute Harfner geworden.« In Merelans Augen blitzte der Schalk.
    »Das war gemein, Merelan«, versetzte Petiron steif.
    »Denk mal ein bisschen darüber nach, Liebster«, riet sie ihm und fuhr fort, die Kleidung zusammenzufal-ten, die sie am Nachmittag gewaschen und getrocknet hatte.
*
    Petiron traf vor Angst beinahe der Schlag, als er hörte, dass Merelan Robinton Schwimmen beibrachte.
    »Aber er hat doch gerade erst angefangen zu laufen«, protestierte er. »Wie kann er da schwimmen?«
    »Hier lernen alle Kinder in ihrem ersten Lebensjahr schwimmen«, erklärte Segoina. »Es geht am besten, wenn sie noch nicht richtig laufen können, weil sie sich dann noch an ihre Zeit im Mutterleib erinnern. In der Gebärmutter schwimmen sie ja auch.«
    »Wie bitte?«
    Merelan legte eine Hand auf Petirons Arm, denn er war starr vor Schreck ob der Gefahren, die seinem Sohn drohten.
    »Es stimmt«, bekräftigte Segoina. »Frag in der Heilerhalle nach, wenn ihr zurückkehrt.« Petiron zuckte leicht zusammen, doch Segoina fuhr ungerührt fort:
    »Ein kleines Kind empfindet Schwimmen als etwas
    ganz Natürliches. Und wir brauchen uns dann nicht ständig zu sorgen, wenn sie am Strand spielen.« Sie deutete nach unten, wo die Treppe im weißen Sand mündete, der von einer sanften Dünung stetig benetzt wurde.
    Dann zeigte sie auf eine steile, felsige Landzunge, die weit ins Meer hineinragte. »Von dort aus springen unsere jungen Burschen ins Wasser, um zu beweisen, 40
    dass sie zum Mann gereift sind. Es ist eine Art Initia-tionsritus.«
    Petiron schluckte krampfhaft und blinzelte nervös.
    »Kannst du schwimmen?« fragte Segoina ihn rundheraus.
    »Ja, allerdings. Unweit von Burg Telgar gibt es einen Fluss, in dem wir schwimmen lernten.«
    »Im Meer
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