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Drachenblut 01 - Die Väter

Drachenblut 01 - Die Väter

Titel: Drachenblut 01 - Die Väter
Autoren: Thomas Herzberg
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Gurgel hervor und ließ keinen Zweifel daran, dass der Aufsässige nun
seinen letzten Atemzug täte.
    »Gibt
es noch jemanden, dem die höheren Steuern missfallen?«, erkundigte sich Edward
ganz ruhig, »so sollte er es jetzt sagen.« Der junge Graf schaute in die Runde,
konnte jedoch niemanden ausmachen, der noch etwas sagen wollte. »Ich habe
jederzeit ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte meiner Untertanen, seid
versichert«, fuhr er höhnisch fort.
    Edward
umrundete weiter die Tafel. Hier und dort blieb er kurz stehen und legte einem
Pfaffen oder Kaufmann seine Hand auf die Schulter. Wie vom Blitz getroffen
zuckte manch einer zusammen und war heilfroh, wenn sich der Graf sein nächstes
Opfer suchte.
    »Wer
sich auf meiner Burg nicht mehr am rechten Platze fühlt, den werde ich
keinesfalls aufhalten«, begann er abermals in ruhigem Ton. »Aber merkt Euch
eines: wer diese Burg verlässt, der hat bis zu seinem letzten Tage nichts mehr
auf ihr verloren!« Mit diesen Worten entschwand Edward und hinterließ eine
Runde, der jegliche Fröhlichkeit genommen schien.

Kapitel 28: Auf zur Burg
     
    Ein
paar Tage waren vergangen. Wider Erwarten verbesserte sich Gunthers Zustand
zunehmend. Als Siegfried an diesem Morgen seine Kammer betrat, da wurde sein
Knappe sogar schon wieder aufsässig. »Edler Herr, Ihr wirkt, als ob die Nacht
Euch keine Erholung geschenkt hätte.«
    »Schweig,
du Narr. Du selbst weißt doch am besten, wie beharrlich unsere Lucy sein kann.
Schlussendlich verdankst du nur ihr dein armseliges Leben!«
    Gunther
lachte ausgelassen. Es tat gut ihn in dieser Verfassung zu sehen, dachte
Siegfried zufrieden.
    »Wie
sind Eure weiteren Pläne, Herr?«
    »Du
schöpfst noch ein paar Tage Erholung. Wenn du wieder bei Kräften bist, dann
brechen wir zur Burg auf - gemeinsam. Dort wird sich auch ein Zimmermann
finden, der fingerfertig genug ist, dir ein Bein aus Holz zu schnitzen.«
    »Ihr
wollt doch keinen Knappen, der nicht einmal in der Lage ist Euer Schild zu
tragen ...?«
    »Welchen
Knappen ich mir aussuche, das wirst du schön mir überlassen! Und jetzt schweig,
bevor ich mein Ross zäume und dich in den Wald zurückbringe.«
    »Ja
Herr!«
     
    Einige
Tage zuvor waren Siegfried und Lucy zu einem Spaziergang über die Felder
aufgebrochen. Fest und entschlossen hatte er ihre Hand gepackt und sie einfach
hinter sich hergezogen.
    »Was
habt Ihr mit mir vor?«, protestierte sie gleich zu Beginn lebhaft.
    »Lass
dich überraschen - du wirst schon sehen.« Siegfrieds Beine waren so weich, dass
er kaum gehen konnte. Trotzdem bemühte er sich um ein energisches Auftreten,
welches gerade in diesem Moment nötiger denn je war.
    »Du
hast wahre Wunder mit meinem Knappen vollbracht«, begann er ein wenig
zögerlich, »... wenn er überlebt, dann hat er diesen Umstand allein dir zu
verdanken.«
    »Das
habt Ihr schon einige Male erwähnt - worum geht es Euch wirklich?« Lucy schien
den Braten gerochen zu haben.
    Aber
wie hielt man um die Hand einer Frau an? Nahm man sie einfach? Fragte man nach
ihrer Zustimmung? Nie zuvor hatte Siegfried sich derart hilflos und dumm gefühlt.
    »Lucy«,
begann er stammelnd.
    »Ja
Herr?«
    »Ich
... also wir ... ich möchte ...«
    »Was
denn? Sprecht, Herr!«
    »Willst
du mein Weib werden?« Frontalangriff war in einer solchen Situation die beste
Wahl, dachte er.
    Lucy
begann fürchterlich zu weinen, was Siegfried umso mehr verunsicherte. »Was ist
denn? Was habe ich getan?« Sie wollte sich gar nicht wieder einkriegen. »Ich
möchte dich doch nur zu meinem Weibe machen. Und ich werde dir an keinem Tage
Leid zufügen - du hast mein Wort.«
    Lucy riss
sich von seiner Hand los und rannte eiligst weiter auf die Wiese, deren hohes
Gras sie fast zu verschlucken schien.
    »Warte!«,
schrie Siegfried ihr hinterher, »was ist denn mit dir?« Er hatte mit einigen
Reaktionen gerechnet, aber eine solche war nicht dabei gewesen.
    Als er
sie endlich zwischen den hohen Halmen fand, da lag sie auf dem weichen Boden
und lächelte ihn vielsagend an. Sie hatte ihre Zöpfe geöffnet, sodass ihr
strohblondes Haar nun neckisch auf ihre Schultern fiel.
    »Nimm
dein Weib«, begann sie kichernd, »nimm es und denk nicht an morgen.«
     
    Jetzt
stand er hier, bei seinem Knappen und dieser schien genau zu wissen, was
Siegfried in den letzten Tagen »durchgemacht« hatte. Keine Nacht war seither
vergangen, an dem Lucy nicht darauf bestanden hätte, die Ehe mit ihm zu
vollziehen. Er konnte kaum mehr laufen und es
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