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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge
Autoren: Anne McCaffrey
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er an seinen Platz zurück schlenderte, sah er, dass auf jedem Tisch Weinkühler standen. Voller Vorfreude rieb er seine beringten Finger aneinander, sodass die schwarzen Ista-Diamanten funkelten, während sich das 14
     
    Sonnenlicht in ihnen fing. Hauptsächlich war er des Weines wegen zu dieser Versammlung gekommen, und
    halb und halb hatte er einkalkuliert, dass Hegmon hier wieder seine intriganten Neigungen ausspielte. Ein perlender Wein, wie der berühmte Champagner von der
    alten Erde, sollte heute zum ersten Mal ausgeschenkt werden. Das Essen würde natürlich vom Feinsten sein, selbst wenn der Wein die hohen Erwartungen nicht
    erfüllte, die man in ihn setzte.
    Paulin, der Gebieter über Burg Fort, hatte einen der berühmtesten Küchenchefs des gesamten Kontinents
    angeheuert, und die Abendmahlzeit versprach ein Fest für Schlemmer zu werden – falls er kein Sodbrennen bekam, wenn er hinterher das obligatorische gesellige Bei-sammensein über sich ergehen lassen musste. Chalkin hatte sich bemüht, den Küchenchef in seine Dienste zu stellen, doch Chrislee verschmähte sein Angebot, und diese Abfuhr wurmte Chalkin noch immer.
    In Gedanken probte der Burgherr von Bitra verschiedene Ausflüchte, um sich gleich nach dem Dinner ver-drücken zu können; die Ausrede musste so einleuch—
    tend klingen, dass man sie allgemein akzeptierte. So kurz vor dem angeblichen Fädenfall sollte er sich besser hüten, bestimmte Leute zu verprellen. Und wenn er
    sich vor dem Festmahl verabschiedete … doch dann verpasste er die Chance, von diesem champagnerarti-gen Wein zu kosten, und diese Gelegenheit zum
    Schnorren wollte er um jeden Preis ausnutzen. Er hatte sich die Mühe gemacht, sich nach Benden zu Hegmons
    Weinkellerei zu begeben, in der erklärten Absicht, ein paar Kisten dieses edlen Tropfens zu erstehen, doch Hegmon hatte sich geweigert, ihn zu empfangen.
    Oho, sein ältester Sohn, war nicht um wortreiche Ent-schuldigungen verlegen gewesen – irgendeine kritische Phase im Reifungsprozess erfordere Hegmons Anwesenheit in den Kellergewölben – doch letzten Endes durfte Chalkin nicht mal seinen Namen auf die Kun-15
     
    denliste setzen, um sich als Käufer dieses perlenden Ge-tränks vormerken zu lassen.
    Da der Benden-Weyr vermutlich den Löwenanteil
    dieses Weins erhalten würde, war es ratsam, sich mit den Weyrführern auf guten Fuß zu stellen, damit man ihn zur Feier anlässlich des in wenigen Wochen stattfin-denden Schlüpfens einlud. Dann konnte er sich nach Herzenslust an deren Weinvorräten gütlich tun. Hah, es gab mehr als einen Weg, sich schadlos zu halten!
    Er hielt inne und befingerte eine Weinflasche, die in einem Eiskübel ruhte. Beinahe die perfekte Temperatur.
    Die Drachenreiter mussten für Paulin das Eis aus dem Hochland herbeigeschafft haben. Wenn er selbst hingegen die Hilfe der Reiter brauchte, fand sich nie jemand bereit, dem Burgherrn von Bitra auch nur den einfachs-ten Dienst zu erweisen. Hmpf! Aber sicher, gewisse Blutslinien genossen immer noch alte Privilegien. Rang und Status bedeuteten längst nicht so viel wie ein
    Stammbaum, das stand eindeutig fest.
    Verstohlen entzifferte er das Etikett auf einer Flasche, als die Zuschauer unvermittelt wie im Chor erschrocken den Atem einsogen, um dann in frenetischen Jubel auszubrechen. Hochblickend bemerkte er, dass ihm soeben irgendein riskantes Flugmanöver entgangen
    war … Ah ja, richtig, man hatte wieder einmal eine Rettung mitten in der Luft geprobt.
    Ein Bronzedrache schwenkte unter einem blauen
    Drachen hervor, der eine verletzte Schwinge vortäuschte. Nun saßen beide Reiter sicher zwischen den Nackenwülsten des Bronzedrachen. Vermutlich war einer der beiden der Weyrführer von Telgar, dem man einen Hang zur Tollkühnheit nachsagte.
    Die Hochrufe wurden von Applaus begleitet, in
    den ein Trommelwirbel einstimmte. Das Getrommel
    stammte von der Kapelle auf dem Podium, das man auf dem weitläufigen Burghof errichtet hatte. Der Vorplatz der Felsenfestung reichte von der Eingangstreppe bis 16
     
    hin zu den beiden im rechten Winkel angelegten Anbauten. Dem aufgestellten Gerüst nach zu urteilen,
    wurden das Krankenhaus und das Lehrerkollegium
    schon wieder vergrößert.
    Angewidert schnaubte Chalkin durch die Nase; die
    Bauten schienen nach außen hin erweitert zu werden, wo es keinen Schutz vor den Fäden gab, die doch angeblich bald vom Himmel regnen sollten. Das hielt er für inkonsequent. Gewiss, neue Höhlungen in das Fel-senkliff zu
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