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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge
Autoren: Anne McCaffrey
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der anderen Gäste zur Kenntnis.
    »Mir schmeckt er auch«, bekräftigte Zulaya, nachdem sie den Wein über die Zunge hatte rollen lassen.
    »Sehr süffig.«
    »Hegmon könnte ruhig noch ein Glas spendieren«,
    warf Chalkin ein, der an den Tisch geschlendert kam und dem Winzer sein Glas entgegenhielt.
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    Doch Hegmon traf keine Anstalten, einzuschenken;
    stattdessen fasste er den Burgherrn kühl ins Auge. »Be-dienen Sie sich an Ihrem eigenen Tisch, Chalkin.«
    »Aber ich möchte gern aus verschiedenen Flaschen
    trinken.«
    Hegmon erstarrte, und Salda schritt rasch ein.
    »Bitte gehen Sie, Chalkin. Als ob Hegmon irgendjemandem eine Flasche mit minderwertigem Wein an—
    bieten würde«, sagte sie und wedelte verächtlich mit der Hand.
    Chalkin wusste nicht recht, ob er lächeln oder finster dreinblicken sollte; aber dann setzte er eine nichtssa-gende Miene auf und rückte katzbuckelnd vom Tisch
    ab. Indessen begab er sich keineswegs an seinen Platz zurück, sondern scharwenzelte um eine andere Gruppe von Gästen herum, die gerade ihre Gläser füllte.
    »Ich könnte ihn …«, zischte Hegmon.
    »Beliefern Sie ihn ganz einfach nicht, Hegmon.«
    »Er verfolgt mich bereits mit dem Ansinnen, ihm
    Rebstöcke zu verkaufen, damit er seinen eigenen Wein ziehen kann«, ereiferte sich Hegmon, empört ob dieser Dreistigkeit. »Obwohl er mit diesem Plan genauso
    Schiffbruch erleiden würde wie mit allen anderen Pro-jekten, die er in Angriff nimmt.«
    »Lassen Sie ihn links liegen«, schlug Zulaya vor und schnippte mit den Fingern. »M'shall und Irene nehmen gar keine Notiz von ihm. Er ist ihnen zu schleimig.«
    »Leider«, warf Tashvi mit grimmiger Miene ein, »findet er immer wieder Gleichgesinnte …«
    »Auf der Versammlung werden wir ihm die Leviten
    lesen«, prophezeite K'vin.
    »Hoffentlich«, erwiderte Tashvi. »Obwohl ein Mann
    seines Schlages vernünftigen Argumenten nicht zugänglich ist. Und er hat seine Anhängerschaft, das lässt sich nicht abstreiten.«
    »Aber nicht in Angelegenheiten, die wirklich wichtig sind«, meinte Zulaya.
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    »Wir wollen das Beste hoffen. Ah, das Essen wird aufgetragen. Wir brauchen eine gute Grundlage, wenn uns der Wein nicht zu Kopf steigen soll.«
    Zulaya deutete auf den Weinkühler. »Viel von dem
    guten Tropfen ist nicht mehr da, für einen Schwips wird es wohl kaum reichen.« Andächtig nippte sie an ihrem Glas. »Hegmon ist zwar großzügig, aber so freigebig nun auch wieder nicht. Da kommt ja das Dinner …«
    Sie lehnte sich zurück, als eine Schar von Männern
    und Frauen, in den Farben von Burg Fort gekleidet,
    Schüsseln und Platten voller Köstlichkeiten verteilten.
    Dazu gab es Rotwein.
    »Vielleicht können wir uns doch noch einen Rausch
    antrinken, Zulaya«, witzelte K'vin, während er seiner Weyrherrin Bratenscheiben auf den Teller legte, ehe er die Servierplatte weiterreichte.
    Erst als alles aufgegessen war und man die Weinfla—
    schen geleert hatte, stand Paulin auf und bedeutete den Gästen auf dem Oberen Burghof, ihm in die Burg zu folgen. Auf dem Vorplatz wurde bereits eifrig getanzt, und die fröhliche Musik begleitete die Prozession derjenigen, die zu dem anberaumten Treffen in die Festung pilgerten.
    K'vin hoffte, dass nach der Konferenz immer noch
    zum Tanz aufgespielt würde. Trotz ihrer Größe bewegte sich Zulaya so leichtfüßig, dass sie die ideale Tanzpart-nerin abgab; und weil er einen Kopf größer war als sie, tanzte sie am liebsten mit ihm. Außerdem war ein Be-rufsorchester nicht mit den laienhaften, wenn auch pas-sionierten Musikern zu vergleichen, die im Weyr ihre Künste zum Besten gaben. Stücke, wie die hier aufgeführten, überstiegen ohnehin ihre Fähigkeiten.
    »Aha«, staunte Zulaya, als sie in die Große Halle der Burg einzogen, »sie haben die Wandmalereien restau-rieren lassen. Wunderschön.«
    »Hmm«, pflichtete K'vin ihr bei, während er stehen
    blieb um zu schauen und dabei Chalkin im Weg stand.
    »Entschuldigung.«
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    »Hmpf!«, grunzte Chalkin als Antwort. Im Vorbei—
    gehen warf er Zulaya einen giftigen Blick zu und achtete demonstrativ darauf, dass er sie nicht versehentlich streifte.
    »Nichts drum geben«, flüsterte K'vin ihr zu, als ihm schien, Zulaya läge eine bissige Bemerkung auf der
    Zunge.
    »Ich möchte in Bitra sein, wenn der erste Fädenschauer seine Burg trifft«, meinte sie.
    »Er hat Glück, dass er nicht uns, sondern Benden verpflichtet ist«, kommentierte K'vin trocken.
    »Da hast du Recht«,
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