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Doppeltes Spiel (German Edition)

Doppeltes Spiel (German Edition)

Titel: Doppeltes Spiel (German Edition)
Autoren: Franziska Hille
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erstaunlich großer Bau, zweistöckig und kantig, aus den gleichen Bruchsteinen errichtet wie das Mas, das Philippe gehörte. Das Haus wirkte wie eine Mischung aus Bauernhof und herrschaftlichem Wohnhaus, wenn auch etwas heruntergekommen. Die Bezeichnung ›Château‹ erschien ihr reichlich übertrieben.
    Nicholas musste ihr Gesicht beobachtet haben, denn er sagte: »Das ist der alte Familiensitz der Gaillards. Er müsste längst einmal gründlich restauriert werden, aber ich habe einfach keine Zeit dafür. Das Äußere täuscht, innen ist es sehr gemütlich.«
    »Hm«, machte Lysette ein wenig enttäuscht.
    Inzwischen war der junge Mann herangekommen, der ihnen geöffnet hatte. »Haben sie dir den Jeep gestohlen, patron ?« Seine Augen blitzten vergnügt.
    »Sei nicht so frech, Charlot.« Nicholas grinste. »Sag schön ›Bonjour‹ zu unserem Gast.«
    » Bonjour , Madame.« Der junge Mann reichte Lysette galant die Hand, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Er musterte sie schnell, pfiff leise durch die Zähne und warf seinem patron einen anerkennenden Blick zu.
    »Charlot!«, mahnte Nicholas. »Das ist Madame Kelling aus Deutschland.«
    Der junge Mann neigte kurz den Kopf, er sah ein wenig enttäuscht aus. »Willkommen, Madame. Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
    »Danke, Charlot«, erwiderte Lysette amüsiert. Nicholas bedeutete ihr, einen Moment zu warten, und zog den jungen Mann beiseite. Lysette hörte, wie Nicholas ihn anwies, den Picpoul auszudünnen und dann damit mit dem Einstricken der Mourvèdre fortzufahren. Was auch immer das bedeuten mochte.
    Sie lehnte sich gegen das Auto und sah sich um. Der Hof, auf dem sie standen, war staubig und von Schlaglöchern übersät. In einem offenen Unterstand waren landwirtschaftliche Maschinen abgestellt. Männer in Arbeitskleidern liefen über den Hof, trugen Gerätschaften mit sich herum und riefen sich derbe Witze zu. Einige hohe Bäume spendeten Schatten und irgendwo murmelte Wasser. Sie hörte Vögel zwitschern und Bienen summen. Es war brütend heiß, und Lysette spürte, wie ihr ein kleines Schweißrinnsal kitzelnd über den Rücken lief.
    »Pardon«, sagte Nicholas, der unvermutet neben ihr auftauchte. »Ich habe dich einfach so stehen lassen - möchtest du drinnen etwas Kaltes trinken?«
    Im Haus war es dunkel und kühl. Lysette rieb über die Gänsehaut, die auf ihren Armen aufblühte, und genoss den Kontrast zu der Hitze, die draußen herrschte. Es dauerte einen Moment, bis ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, dann schälten sich die Umrisse schwerer, alter Möbel aus dem Schatten. Dicke, dunkle Balken bildeten einen reizvollen Kontrast zu den weißgekälkten Wänden. Den hinteren Teil des Raumes dominierte ein riesiger Kamin, vor dem zwei große Lehnsessel und ein zerschlissenes Sofa standen.
    Nicholas deutete auf einen Tisch mit mehreren Korbstühlen. »Setz dich, ich hole etwas zu trinken aus der Küche.« Er durchquerte das Zimmer und verschwand durch eine Tür an der Seite.
    Lysette mochte sich nicht setzen. Sie ging zum Fenster und schaute hinaus. Hinter dem Haus lag ein großer, verwilderter Garten mit Obstbäumen. Am Haus lief eine rosenberankte Pergola entlang. Lysette konnte nicht verhindern, dass sie einen Vergleich mit Philippes luxuriösem Mas zog - und das Château Gaillard bei aller Romantik dabei verlor. Sie seufzte enttäuscht.
    Nicholas, der leise zu ihr getreten war, deutete den Seufzer richtig. »Es ist nicht so glanzvoll wie die Villa, hein ?«, sagte er. »Das hier ist kein Wochenendhaus, in das man sich nach der Arbeit zurückzieht. Hier wird gearbeitet, und zwar schwer.« Er zog die Brauen zusammen, was seinem Gesicht einen düsteren Ausdruck verlieh.
    Lysette legte unwillkürlich ihre Hand auf seinen Unterarm. »Ich wollte dich nicht beleidigen«, versicherte sie. »Es gefällt mir hier, wirklich. Ich habe ja noch nicht viel davon gesehen, aber es ist sehr romantisch. Und gemütlich.«
    Seine Augen musterten sie eindringlich. »Du lügst«, sagte er, aber er klang erheitert. »Ich habe dich wohl wirklich falsch eingeschätzt, Margo. Das erstaunt mich.«
    Lysette blinzelte schnell und verwirrt. »Inwiefern?«, fragte sie, um Beherrschung ringend.
    Er hob die Hände in einer abwehrenden Geste. »Das ist doch uninteressant. Komm, ich habe uns etwas zu trinken besorgt. Möchtest du einen Schluck von unserem Wein probieren?«
    Margo saß in dem Korbstuhl, hatte die endlos langen Beine übereinandergeschlagen und
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