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Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)

Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)

Titel: Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
Autoren: Perdita Klimeck , Brigitta Wullenweber
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Grete Meier natürlich Löcher in den Bauch gefragt. Kein Wort hat man gesagt, gar nichts? Auch nicht beim Essen? Was habt ihr denn da gemacht, habt ihr euch nur angestarrt?
    Das Lieschen hat geduldig alles beantwortet. Und hat auch erzählt, wie gut ihr das getan hat. Einfach mal nicht reden, nur lesen, spazieren gehen, meditieren und den eigenen Gedanken nachhängen. Selbst der Herrmann durfte sie nicht anrufen. Handy war ausgeschaltet.
    Die Grete war ganz schön irritiert. Schweigen ist ja so überhaupt nicht ihr Ding. Natürlich ist sie oft nach der Arbeit allein zuhause. Da redet sie mit niemandem. Aber das Radio läuft. Und dann ist da ja auch immer mal wieder der Herr Heinevetter nebenan auf dem Balkon. Mit dem hält die Grete fast jeden Tag ein Schwätzchen. Auch im Winter. Dann aber nur kurz. Oder sie telefoniert. So ist es auch am Wochenende. Bei schönem Wetter geht sie gerne in den naheliegenden Park. Da sitzt immer jemand den die Grete kennt. Auch wenn die Grete das mit dem Schweigen nicht so ganz nachvollziehen kann, sagt sie immer: Was dem Lieschen gut tut, ist für das Lieschen richtig.
    Irgendwie ging dem Fräulein Grete Meier dieses "freiwillige schweigen müssen" nicht mehr aus dem Kopf. Die letzte Arbeitswoche war recht anstrengend gewesen und so beschloss die Grete am Sonntag zu schweigen. Ganz für sich alleine. Einfach nur ihren Gedanken nachhängen, das wollte sie. So wie das Lieschen.
    Das Telefon wurde abgeschaltet, das Radio blieb aus. Die Balkontür (wegen dem Herrn Heinevetter) zu. Eine Weile schlich sie um den PC herum, schaffte es aber, ihn nicht anzuwerfen. In der Wohnung von der Grete war es still. Dass Stille so still sein konnte, verwunderte das Fräulein Grete Meier nun doch. Sie setzte sich in ihren bequemsten Sessel, nahm ein Buch und las … und las … und las. Und blieb still. Bis die Wörter vor ihrer Nase tanzten. Ein kleiner Snack und dann wurde die Nase in die Sonntagszeitung gesteckt. Das wurde ihr zum Verhängnis. So viel Neuigkeiten, das musste die Grete erst mal verdauen. Der belgische König dankt ab, Merkel stolpert jetzt wohl doch über die NSU-Affäre und am Bodensee bebt die Erde. Es brodelte im Gehirn von der Grete bis in die letzten Windungen. Geothermie, darüber muss sie sich unbedingt mit dem Lieschen austauschen.
    In letzter Sekunde (das Ohr war schon am Hörer!) rief die Grete sich zur Ordnung. Schweigen wollte sie doch, den ganzen Tag. Also wenn das Lieschen das ein paar Tage schafft, dann wirst du es doch mal einen Sonntag schaffen, machte sich die Grete Mut.
    Angespannt tigerte das Fräulein Grete Meier durch die Wohnung. Zur Küchentür, zur Schlafzimmertür und wieder zurück ins Wohnzimmer. Zur Zeitung zurück traute sie sich nicht mehr. Nach einer halben Stunde war ein frisch manikürter Fingernagel angeknabbert. Das ging ja gar nicht. Nägelkauen, das macht das Fräulein Grete Meier nie. Niemals. Nie nicht nie.
    Entschlossen riss sie die Balkontür auf. "Hamse schon gehört, die Merkel dankt ab, wegen den Geothermie-Bohrungen. In Belgien bebt die Erde und der Bodensee ist über die NSU-Affäre gestolpert." Das Fräulein Grete Meier war sichtlich erleichtert.
    Herr Heinevetter gab allerdings keine Antwort. Er starrte sie nur schweigend an. Sprachlos. 
    Gruß vonner Grete
     
    Lieschen lacht
    Jetzt liegt das Lieschen auf dem Boden, windet sich und schlägt vor Lachen auf ihren Sitzsack ein. Und das nur, weil sie gerade Gretes Tagesbericht gelesen hat. Sie kann sich gar nicht mehr beruhigen. Die Vorstellung, von der durch die Wohnung schleichenden Grete, lässt sie immer lauter lachen, sich nun auf die Schenkel hauen, und auch sie hat die Finger bald schon am Telefonapparat, der bei ihr noch mit der Wand verbunden ist, hält sich aber noch rechtzeitig zurück. Sie kostet den Spaß noch ein bisschen alleine aus.
    Die Grete ist halt nicht so verrückt wie die Liese, die immer alles extrem ausprobieren will. Hat auch seine Vorteile, einfach ganz normal zu sein. Und die Grete ist das. Wunderbar normal. Und lachen kann sie nicht nur über ihre Berichte, sondern auch mit ihr. Bei ihren Mittwochstreffen sind sie manchmal eine echte Attraktion im Café. Weil sie so viel reden und auch weil sie so viel lachen. Vielleicht sollte das Lieschen demnächst ein bisschen vorsichtiger sein und ihr nicht alles erzählen, was sie wieder ausprobiert und erforscht hat. Nicht, dass die Grete sich noch einen Sonntag versaut und letztlich Herrn Heinevetter
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