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DoppelherzTOD

DoppelherzTOD

Titel: DoppelherzTOD
Autoren: Henner Kotte
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Der ist von der Kriminalpolizei!«
    Rebecca war erschrocken. »Nein, Mutti, Kain ist Kellner im Waschsalon. Dort habe ich auf Annetta gewartet. So, wie du’s gesagt hast. Jeden Tag habe ich da gewartet. Der Kain ist auch immer da, der kann nicht von der Polizei sein. Du irrst dich. Das ist der Kellner.«
    »Quatsch! Alles Scheiße, was der erzählt. Das ist ein Bulle! Vielleicht haben die den extra für dich dort abgestellt. Du stehst im Verdacht, nur können sie uns nichts beweisen, obwohl sie es wollen. Und du blöde Kuh quatschst alles aus. Jetzt ist es vorbei.«
    »Mutti, der Mann ist ein Kellner. Die stellen doch keinen Polizisten ab, um Annetta zu finden. So viel Personal haben die gar nicht.«
    »Die wollen nicht Annetta finden, mein Herz. Die versuchen, dir einen Mord zu beweisen. Das hat dieser Herr schon bei meinem Nachbarn getan.« Sie zeigte mit dem Finger auf ihn. »Das ist eine ganz linke Sau.«
    »Woher willst du denn das wissen?«
    »Ich erkenne den Herren wieder. So einen vergesse ich nicht. Der hat Lutz Baader verhaftet. Du kennst ihn, der wohnte mir genau gegenüber.«
    Kain verfolgte dieses Gespräch. Er ahnte die Katastrophe, die auf ihn zukam. So ein Arschloch von Walter, er hätte sich nicht darauf einlassen dürfen. Jetzt saß er metertief in der Scheiße.
    »Kein Zweifel. Er ist es, der Herr Hauptkommissar. Du blöde Trine, lädst den noch zu dir ein. Gefallen dir seine Muskeln? Oder ist es sein Lächeln?«
    Kain stand wie erstarrt. Frau Loepki erkannte ihn wirklich wieder. Er konnte sich an Lutz Baader erinnern, und an die Nachbarn, die dieser Verhaftung beigewohnt hatten. Kain war überführt. Nur Rebecca glaubte es nicht. Noch nicht.
    »Der Bulle ist hier, weil er glaubt, dass du dein Kind umgebracht hast. Der hatte nie einen Zweifel daran, dass du das gemacht hast. Es werden doch überall Kinder von jungen, überforderten Müttern ermordet, warum nicht auch du? Der Bulle hat dir die ganze Zeit etwas vorgelogen. Jetzt will er uns ins Gefängnis bringen. Du hast ihm doch hoffentlich nicht alles erzählt?«
    Rebecca wandte ihr Gesicht Kain wieder zu. Der blickte zu dem Windspiel, das sich an der Decke bewegte. Er hatte keine Ahnung, wie er aus dieser Situation wieder herauskommen sollte.
    Rebecca griff nach seiner Hand. Kain wehrte sie ab, schaute gebannt aufs Metall des kleinen Windspiels. Die Federn waren rot, gelb, grün. Ein Traumfänger. Der Kopf von Rebeccas Mutter stieß fast daran. Kain wünschte sich einen Akkord der zarten Töne. Im Zimmer blieb’s still.
    Rebecca trat von ihm weg, dann schrie sie ihn an. »Ist das wahr? Ist das wahr, was meine Mutter erzählt? Rede! Rede endlich!« Sie schüttelte ihn.
    Kain konnte nicht lügen. Sein Blick suchte den von Rebecca. »Es stimmt, ich bin einmal bei der Polizei gewesen. Aber das ist Vergangenheit. Jetzt bin ich Kellner, kein Bulle.«
    Frau Loepki lächelte triumphierend. »Der will uns fertigmachen, glaub ihm kein Wort!«
    Rebecca schrie: »Du bist ein Bulle?«
    »Ich war einer.«
    »Einmal Bulle, immer Bulle!« Rebecca schlug ihm ins Gesicht. »Schwein! Und ich dachte, ich bedeute dir etwas.« Dann weinte sie still.
    Ihre Mutter zog Rebecca aus dem Zimmer. Sie drehten den Schlüssel im Schloss, sie sperrten ihn ein. Die Geräusche vom Flur hörten sich an, als schöben sie Möbel vor die Tür. Eingeschlossen. Es war wie im Film. Kain stieß an die Metallstücke des Windspiels. Es klang nach Sommer und Waldidyll. Ans Fenster klatschte der Schnee. Ihm war zum Kotzen.
    Er drückte mehrmals die Klinke. Die Tür war verschlossen. Er klopfte an das Holz. »Hören Sie, das ist doch keine Lösung. Schließen Sie auf! Ich werde nicht zur Polizei gehen. Ich erzähle niemanden, was mit Annetta passiert ist. Vertrauen Sie mir. Ich bitte Sie!«
    Rebecca schrie wieder: »Lüge! Lüge! Du Schwein! Dir habe ich vertraut! Dir habe ich alles erzählt! Und du bist ein Bulle! Da ist mir Dijamal tausendmal lieber.«
    Kains Handy klingelte. Es war Frederike, die fragte, wann er wieder zum Dienst erschiene. Sie konnte die Arbeit alleine nicht schaffen. Und Kain sei eingeteilt bis um zehn.
    »Kannst du den Bruno bei Rebecca Loepki vorbeischicken?«
    »Das kann ich nicht!«
    »Dann schicke den Walter. Ich sitze hier fest. Du musst Ihnen Bescheid sagen, damit ich hier rauskomme. Dann Protokoll und so weiter, du kennst ja unsere Arbeit…«
    »Also kann ich nicht mit dir rechnen?«
    »Jedenfalls nicht heute. Zumindest nicht sofort, Frederike.«
    Frederike
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