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DoppelherzTOD

DoppelherzTOD

Titel: DoppelherzTOD
Autoren: Henner Kotte
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Schlussfolgerungen wurden logischer und noch präziser. Meta hatte ihre Freundin Brigitta gebeten, Hans-Jürgen das Gift zu geben, falls er zu sehr an ihrem Tod litt. Warum war er nicht eher auf diesen Gedanken gekommen? Auch Brigittas Verhalten war so einfach erklärbar. Diese Frau kämpfte, kämpfte für ihr beschissenes Stückchen eigenes Glück oder für das, was sie dafür ansah.
    Ehrlicher redete weiter. Natürlich, so war es. »Meta wollte nicht, dass Hans-Jürgen leidet. Sie sorgte vor. Und wenn er es einmal nicht mehr aushalten sollte, dann konntest du ihm das Gift einfach bringen. Ein Marmeladenbrot ist schnell geschmiert. Herzversagen würde der Arzt in den Totenschein schreiben. Neritoxin; hat der arme Alte eben nach der falschen Tablette gegriffen. Pech, aber einfach erklärbar.«
    »Und du glaubst wirklich, ich vergifte die Männer, weil es ihre Frauen so wollen?« Brigittas Lachen klang schrill.
    Ehrlicher hielt noch immer das Glas Marmelade in seiner Hand. Erdbeere-Himbeere in Sütterlinschrift. »Du warst doch Metas Freundin. Du würdest ihr auch diesen letzten Dienst erweisen. Sie hat dich gebeten, das Leid ihres Mannes, wenn’s sein muss, zu beenden. Aber du hattest ganz andere Ziele. Du wolltest Hans-Jürgen für dich. Dir sollte er gehören. Nur ist er Margot begegnet, und für dich war es aus.«
    »Lächerlich!« Brigitta lächelte nicht mehr. Sie kam mit dem Messer auf Ehrlicher zu. »Herr Kommissar, wer soll Ihnen denn diese abstruse Geschichte glauben? Sie sollten Schriftsteller werden.«
    »Warum sollte man diese Geschichte nicht glauben? Mein Kollege hat mich ja erst auf diese Lösung gebracht.«
    »Ach was, du hast keine Kollegen. Kollegen und Arbeit, das ist gewesen. Das kommt auch nicht wieder.
    Ein Rentner fristet ein einsames Leben. Kein Mensch interessiert sich für einen. Du kümmerst dich ja nicht mal um dich. Ich hab’s doch eben gesehen, nichts ist im Kühlschrank, nicht einmal Bier hast du im Haus. Besuch hast du nie. Die Kinder haben eigene Sorgen. Und im Heim vegetieren nur solche, die das Leben nicht mehr begreifen.« Sie kam auf ihn zu, als wollte sie ihn küssen. »Bruno, wir gehören zusammen, wehre dich doch nicht dagegen.«
    Ehrlicher war auf dem Rückzug. Diese Frau hatte nichts mehr zu verlieren, sie wollte ihn mit Haut und mit Haar, sie wollte ihn ganz. Und Brigitta Johannsen schreckte vor Mord nicht zurück, um an ihr Ziel zu gelangen. Er war sich sicher, vor ihm stand eine Mörderin.
    »Ja, du hast recht, Bruno.« Sie sprach eiskalt. Ihr Gesicht zeigte keine Regung. »Der Hans-Jürgen hätte zu mir gepasst. Ich habe mich um ihn gekümmert. Ihn aufgepäppelt, als wir Meta zu Grabe getragen haben. Er gehörte zu mir. Er hat mich geliebt.«
    »Offensichtlich hat er das anders gesehen.«
    »Offensichtlich hatte er gar nichts begriffen. Wofür habe ich denn meine Zeit und meine Liebe geopfert und diesem Mann seinen Lebensmut wiedergeschenkt? Dass ihn sich so eine Schrulle einfach schnappt? Nein, so einfach geht’s nicht, Bruno, so einfach geht’s nicht! Wenn man viel Zeit gemeinsam verbringt, geht man damit auch Verpflichtungen ein, übernimmt Verantwortung füreinander.«
    »Nur wenn es beide Seiten so sehen. Du kannst von deinen Gefühlen nicht auf die der anderen schließen!«
    »Was soll ich schließen? Liegst du in meinem Bett, weil du für mich gar nichts empfindest? Hast du mit mir geschlafen einfach mal so nebenbei? Ich bin keine Nutte! Nein, Bruno, ich weiß genau, du hast es aus Liebe getan. Deswegen bin ich ja hier. Unser gemeinsames Leben wird so schön. Ich freue mich drauf.«
    »Du bist verrückt! Du gehörst in Behandlung!«
    »Ich irre? Selten hatte ich all meine Sinne so beisammen wie jetzt.«
    Ehrlicher trat rückwärts aus der Terassentür. Das Zimmer maß keine vier Meter und sie kam mit dem Messer in der Hand immer näher.
    Brigitta schrie. »Was du einmal besitzt, gib es nie wieder her! Du gehörst zu mir, Bruno, zu mir!«
    Sie kam auf ihn zu mit ausgebreiteten Armen. Das Messer blitzte wie in der Sonne trotz des verhangenen Himmels. Ehrlicher lief rückwärts auf die Terrasse. Brigitta lachte. Schneeflocken fielen. Ehrlicher stand am Geländer und ging in die Hocke.
    »Ich liebe dich, Bruno. Ich habe mein Leben lang auf dich gewartet.«
    Er müsste nur nach ihrem Bein greifen, sie über das Geländer heben, und Brigitta würde zwei Meter nach unten in den Gartenteich fallen.

19.
     
     
     
    »Wo hast du deine Tochter begraben? Sprich mit mir,
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