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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition)
Autoren: Sonja Silberhorn
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ein Jahr.«
    »Alles klar«, antwortete Raphael lächelnd. »Verraten Sie mir doch noch den Namen dieser Sache mit den Produkttests. Meine Freundin ist ganz heiß auf so was.«
    Das war ich nicht. Aber irgendeinen Sinn würde seine Nachfrage schon haben. Besser, als wenn er sich nach dem Rezepte-Portal erkundigt und mich zum Kochen verdonnert hätte.
    »›Produktpionier‹«, antwortete Hoyer und sah nicht gerade glücklich aus. Kein Wunder. Das war ja auch ein selten dämlicher Name.
    Raphael machte den Anschein, fürs Erste zu wissen, was er wissen musste, und so erhob ich mich halb aus dem Stuhl. »Herr Hoyer, die Obduktion ist bereits für morgen Vormittag angesetzt. Ihnen ist klar, dass wir in Ihrer Firma weitere Befragungen durchführen müssen, wenn Herr Wahlner, wovon wir derzeit ausgehen, wirklich am Abend der Weihnachtsfeier zu Tode gekommen ist?«
    Hoyer nickte nur. Er stand nicht auf, als wir ihm zum Abschied die Hand reichten. Als ich beim Schließen der Tür einen letzten Blick zurückwarf, stand der mittlere Monitor schon wieder an seinem ursprünglichen Platz.
    Kaum war auch die Glastür hinter uns ins Schloss gefallen, schlich sich schon wieder das süffisante Grinsen zurück auf Raphaels Gesicht.
    »Warum grinst du denn ständig so?«
    »Ganz einfach.« Raphael nickte zufrieden. »Online-Spiele und so, alles mit Registrierung, kostenpflichtig und im Abonnement. Und zufälligerweise steht von diesen tollen Dienstleistungen kein einziges Wort auf der offiziellen Firmenhomepage. Klingelt’s?«
    Ja, endlich klingelte es wirklich. »Abofallen?«
    »Wenigstens so was in der Richtung. Und damit macht man sich ja durchaus den einen oder anderen Feind, oder? Wenn die da also mit ihren ach so tollen Angeboten nicht in Wahrheit massenweise naive Leute abzocken, dann rasier ich mir eine Glatze.«
    Zu meinem Bedauern drohte er das in letzter Zeit ständig an, nachdem ihm die langen Haare zunehmend auf den Geist zu gehen schienen. »Das würd dem Schwingshackl bestimmt gefallen«, antwortete ich betont gleichmütig. »Der hat auf deine Haare geschaut, als wären sie die Tentakel Satans.«
    »Ach, echt? Dann bleiben sie noch dran.«
    * * *
    Celia Kleingrün starrte auf den Monitor, ohne auch nur ein einziges der gelesenen Worte zu verstehen.
    Die Geier hatte sie ja wieder mal auf äußerst liebenswürdige Art abgewimmelt. Verdammter Mist! Das konnte sie aber auch wirklich zu gut. Dabei versuchte Celia seit Tagen, zu Sascha durchzudringen, um endlich einmal Klartext zu reden. Darüber, was sie in der Firma tun wollte, was sie wirklich tun konnte und was ihr einfach nicht lag und dauerhaft sicher keine Option war – nämlich das, was man ihr derzeit ständig aufbrummte.
    Eigentlich war der Nachname »Geier« wirklich unpassend für Simone – »Wachhund« wäre treffender gewesen, so verbissen, wie sie Sascha jedes unliebsame Gespräch vom Hals hielt. Natürlich wusste Celia, dass das auf Saschas Geheiß hin passierte, schließlich war jedem in der Firma bekannt, wie ungern er sich mit Personalangelegenheiten herumschlug. Lieber verbarrikadierte er sich zwölf Stunden täglich hinter seinen riesigen Monitoren und tüftelte irgendeinen überflüssigen Schwachsinn aus, als dass er auch nur fünf Minuten lang Kontakt zu den Leuten pflegte, die diese unnütze, aufgeblasene Maschinerie namens HEUREKA am Laufen hielten. Das hatte er immer großzügig Jan überlassen. Verdammt, Jan! Wo steckte er bloß?
    Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, musste sie sich eingestehen, dass sie nicht nur die schützende Hand vermisste, die er über sie gehalten hatte. Oder die angenehme Arbeit, die er ihr zugeschanzt hatte. Nein, tatsächlich vermisste sie auch ihn – und wunderte sich jeden Tag aufs Neue darüber, dass niemand in der Firma mehr über ihn sprach, obwohl er doch erst seit einem Monat weg war. Wo auch immer.
    Wie ein schwerer Mantel hatte sich das Schweigen über die Firma gelegt, ganz so, als hätte es Jan nie gegeben. Aber das war hier schließlich oft genug so, eigentlich sollte sie sich darüber nicht wundern. Was auch immer passierte, egal welcher Kollege entlassen wurde, egal wer bei seinem Vorgesetzten in Ungnade gefallen war – es wurde höchstens still und heimlich in kleinen Grüppchen darüber getuschelt, während nach außen weiterhin mit Begeisterung die glückliche Wir-sind-ja-so-unglaublich-dynamisch-und-erfolgreich-Familie gemimt wurde. Warum sollte es also dieses Mal anders sein?
    Am Anfang hatte sie
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