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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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der Schenke) alles übrige im großen Überflusse.« Als Don Quixote die Unterwürfigkeit des Kommandanten der Festung sah (denn dafür hielt er den Schenkwirt und die Schenke), antwortete er: »Für mich, Herr Kastellan, ist alles Ding genug, denn mein Schmuck sind die Waffen, meine Ruhe ist Streiten.« – Der Wirt dachte, da er sich Kastellannennen hörte, jener hielte ihn für einen Gauner, die man wohl feine Kastilianer nennt; er war aber ein Andalusier, ein Eingeweihter in die falschen Künste der Karten, ein Schelm wie Cacus, und ein Spottvogel wie ein Student oder Page, er antwortete daher: »So werden also Eure Gnaden Betten harte Steine und Euer Schlaf ein beständiges Wachen sein, und wenn es sich so befindet, so dürft Ihr nur kecklich absteigen, denn Ihr trefft in diesem Hause Gelegenheit und Anstalt, ein ganzes Jahr nicht zu schlafen, geschweige denn eine Nacht.« Indem er dies sagte, hielt er Don Quixote den Steigbügel, der mit vieler Mühe und Beschwer abstieg, wie ein Mann, der noch den ganzen Tag nüchtern geblieben war. Er sagte sogleich dem Wirte, daß er für sein Pferd große Sorgfalt tragen möge, denn es sei das schönste Tier auf der ganzen Welt, das Brot äße. Der Wirt beschaute es, aber es schien ihm nicht so trefflich, als es Don Quixote beschrieb, ja nicht einmal auf die Hälfte so gut. Er führte es in den Stall und kam dann zurück, um zu sehen, was sein Gast befehle, den indes die Jungfrauen entwaffneten, mit denen er sich wieder versöhnt hatte. Sie lösten den Brust – und Rückenharnisch ab, konnten es aber mit aller Arbeit nicht dahin bringen, die Kehle frei zu machen und den nachgeahmten Helm abzunehmen, der mit grünen Bändern unter dem Halse festgebunden war und von denen sie die Knoten ohne Schnitt nicht aufzulösen vermochten. Darin aber wollte er keineswegs einwilligen, er blieb also den ganzen Abend in seinem Helme und stellte die anmutigste, seltsamste Figur dar, die man sich nur einbilden kann. Er meinte, daß diejenigen, die ihn entwaffneten, vornehme Damen und Gebieterinnen aus einem Schlosse wären, und sagte daher mit vielem Anstande:
»Niemals ward ein edler Bote
So bedient von Damen süß,
Wie der große Don Quixote,
Als er seine Heimat ließ.
Zarte Mädchen pflegten ihn,
Prinzessin’n sein Rösselin.«
    »O Rosinante! dies, meine Gebieterinnen, ist der Name meines Pferdes, und ich heiße Don Quixote von la Mancha. Ich sollte mich nicht zu erkennen geben, bis meine Tathandlungen in Eurem Dienste mich kenntlich machten, aber diese alte Romanze von Lanzarote, die sich auf meinen gegenwärtigen Zustand schickt, hat mich bewogen, meinen Namen vor der Zeit zu nennen, aber es wird die Zeit kommen, wann Eure Hoheit mir gebieten und ich gehorchen soll, wann die Tapferkeit meines Armes, den Willen Euch dienstbar zu sein, beurkunden wird.« Die Mädchen, die solcher rhetorischen Figuren ungewohnt waren, antworteten nicht darauf, sondern fragten ihn nur, ob er nicht etwas zu essen begehre.«Wann ich etwas zu genießen haben kann«, antwortete Don Quixote, »denn soviel ich einsehe, bedarf ich dessen ungemein.« Es war gerade Freitag und in der ganzen Schenke nichts als etwas Stockfisch, den die Leute in dieser Gegend Föhr nannten. Man fragte ihn also, ob er vielleicht beliebe, Förchen zu speisen, denn man könne ihm keinen anderen Fisch zu essen reichen. Don Quixote, der an Forellen dachte, antwortete: »Wenn es viele Forellchen sind, so können sie eine Forelle vorstellen, denn es läuft auf eins hinaus, ob mir jemand acht Realen einzeln gibt oder ein einziges Stück von achten; es kann überdies wohl zutreffen, daß es sich mit einem Forellchen verhält wie mit einem jungen Kalbe, welches dem Rinde vorzuziehen, sowie auch das Zicklein zarter ist als der Bock, aber es sei, was es wolle, so erscheine es sogleich, denn die Beschwer und Waffenlast können nur durch Erquickung des Inneren ertragen werden.« – Sie setzten also den Tisch, der Frische wegen, vor die Tür der Schenke, und der Wirt führte ein Stück des schlecht geweichten und übel gekochten Stockfisches auf, nebst einem Brot, schwarz und schmutzig wie seine Waffen. Es war ungemein lächerlich, ihn essen zu sehen, denn da ihn der Helm und das Visier hinderten, konnte er mit den Händen nichts zu Munde führen, wenn es ihm nicht ein anderer gab und hineinsteckte. Eine der Damen bediente ihn auf diese Weise. Ihm aber zu trinken zu reichen war unmöglich, und wäre unmöglich geblieben, wenn der Schenkwirt
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