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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens
Autoren: Carlos Castaneda
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ich, mit Hilfe einer pragmatischen und experimentellen Methode, die Lehre eines kohärenten Systems von Anschauungen. Schon im allerersten Treffen, an dem ich teilgenommen hatte, war mir klargeworden, daß Don Juans Lehren einen inneren Zusammenhang besaßen. Als er sich einmal endgültig entschieden hatte, mir sein Wissen mitzuteilen, setzte er die Darstellung seiner Erklärungen schrittweise methodisch fort. Jene Ordnung zu entdecken und zu verstehen, stellte sich für mich als die schwierigste Aufgabe heraus.
    Meine Unfähigkeit zu verstehen, läßt sich wohl auf die Tatsache zurückführen, daß ich nach vier Jahren der Lehre noch immer in den Anfängen war. Es war klar, daß Don Juans Wissen und seine Methode des Vermittelns die seines Lehrers waren; so mußten meine Schwierigkeiten im Verstehen seiner Lehren die gleichen sein, denen er begegnet war. Don Juan spielte in auffälligen Bemerkungen auf unsere Ähnlichkeit als Anfänger an, wenn er über seine Unfähigkeit sprach, seinen Lehrer während seiner eigenen Lehre zu verstehen. Solche Bemerkungen brachten mich zu der Annahme, daß für jeden Anfänger, Indianer oder NichtIndianer, das Wissen der Zauberei unverständlich gemacht wurde durch die fremdartigen Eigenschaften der erlebten Phänomene. Ich persönlich, als Westländer, fand diese Eigenschaften so bizarr, daß es mir praktisch unmöglich war, sie in Begriffen meines eigenen täglichen Lebens zu erklären, und ich war zu dem Schluß gezwungen, daß jeder Versuch, meine
    ArbeätsnctizEn in meinen eigenen Begriffen zu klassifizieren, zwecklos sein würde.
    So wurde mir klar, daß Don Juans Wissen in den Begriffen, in denen er es selbst verstand, untersucht werden mußte; nur in diesen Begriffen konnte es evident und überzeugend werden. In dem Versuch jedoch, meine eigenen Ansichten mit denen Don Juans in Einklang zu bringen, erkannte ich, daß er dann, wenn er mir sein Wissen zu erklären suchte, Begriffe gebrauchte, die es für ihn »verständlich« machten. Der Versuch, sein Wissen so zu verstehen, wie er es verstand, brachte mich erneut in eine unhaltbare Lage, da mir jene Begriffe fremd waren. Darum war meine erste Aufgabe die Bestimmung seiner Begriffsordnung. Während ich in dieser Richtung arbeitete, bemerkte ich, daß Don Juan selbst besonderen Nachdruck auf ein bestimmtes Gebiet seiner Lehren gelegt hatte -insbesondere auf den Gebrauch von halluzinogenen Pflanzen. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis veränderte ich mein eigenes Schema der Kategorien. Don Juan benutzte, getrennt und zu verschiedenen Gelegenheiten, drei halluzinogene Pflanzen: Peyote (Lophophora williamsii), Jimson weed (Datura inoxia syn. D. metoloides) und einen Pilz (möglicherweise Psilocybe mexicana). Noch vor ihrem Kontakt mit Europäern haben die Indianer die halluzinogenen Eigenschaften dieser drei Pflanzen gekannt. Dieser Eigenschaften halber war die Verwendung jener Pflanzen weithin verbreitet, zur Heilung, zur Hexerei und zur Erreichung eines Zustands der Ekstase. Im spezifischen Kontext seiner Lehren brachte Don Juan den Gebrauch von Datura inoxia und Psilocybe mexicana mit dem Erreichen von Macht in Zusammenhang, einer Macht, die er einen »Verbündeten« nannte. Den Gebrauch von Lophophora williamsii verband er mit dem Gewinn von Wissen oder der Kenntnis einer richtigen Lebensweise.
    Für Don Juan bestand die Bedeutung der Pflanzen in ihrer Fähigkeit, im Menschen Zustände merkwürdiger Wahrnehmung hervorzurufen. Zu dem Zweck, sein Wissen zu enthüllen und zu bestätigen, führte er mich zu der Erfahrung einer Reihe jener Zustände.. Ich habe sie »Zustände nichtalltäglicher Wirklichkeit« genannt, d. h. nichtalltägliche Wirklichkeit im Gegensatz zur alltäglichen Wirklichkeit des tagtäglichen Lebens. Diese Unterscheidung beruht auf der inhärenten Bedeutung der Zustände nichtalltäglicher Wirklichkeit. Im Kontext von Don Juans Wissen wurden sie als wirklich angesehen, obwohl ihre Wirklichkeit von alltäglicher Wirklichkeit unterschieden wurde. Don Juan hielt die Zustände nichtalltäglicher Wirklichkeit für die einzige Form pragmatischen Lernens und die einzige Methode, Macht zu gewinnen. Er vermittelte den Eindruck, daß andere Teile seiner Lehren für die Erlangung von Macht nebensächlich waren. Dieser Standpunkt bestimmte Don Juans Haltung in allem, was nicht direkt mit den Zuständen nicht-alltäglicher Wirklichkeit verbunden war. Durch meine Arbeit^otizen ziehen sich verstreute Hinweise auf Don Juans
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