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Dolph Heyliger (German Edition)

Dolph Heyliger (German Edition)

Titel: Dolph Heyliger (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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kreuze bei Point-no-point. Leute, die längs des Flusses leben, beharren dabei, daß sie es bisweilen im Sommer bei Mondschein sahen, und daß sie bei tiefer, stiller Mitternacht den Gesang des Schiffsvolkes hörten; aber Ansichten und Töne sind längs gebirgiger Küsten und in der Gegend weiter Buchten und langer Landesstriche an diesem Flusse so täuschend, daß wir bekennen müssen, über diesen Punkt noch große Zweifel zu hegen.
    Nichtsdestoweniger ist es gewiß, daß bei Stürmen in den Hochlanden seltsame Dinge gesehen worden sind, die man mit der alten Geschichte von dem Schiff in Zusammenhang zu bringen sucht. Die Schiffskapitäne des Flusses sprechen von einem kleinen, wie eine Zwiebel geschichteten holländischen Gespenst, in Pluderhosen, mit zuckerhutförmigem Hut und ein Sprachrohr in der Hand, von dem sie sagen, daß es sich an dem Dunderberg aufhalte. Sie erzählen, daß sie es bei stürmischem Wetter mitten im Sturm gehört hätten, wie es Befehle in holländischer Sprache ertheilt habe, während ein frischer Windstoß gekreischt oder der Donner gerasselt habe. Ferner, daß es bisweilen, umgeben von einem Haufen kleiner Teufelchen in weiten Hosen und kurzem Kamisol, die sich kopfüber in den Wolken und im Nebel wälzten und tausend Luftsprünge machten, oder gleich einem Schwarme Fliegen um Anthony’s Nase schwärmten, gesehen worden sei; und daß zu solcher Zeit das Wüthen des Sturmes immer am ärgsten gewesen sei. Einmal wurde eine Schaluppe, als sie bei dem Dunderberg vorbeilief, von einem Gewitter überfallen, das um das Gebirg herumzog und gerade über das Fahrzeug herein zu brechen schien. Obgleich tüchtig und gut mit Ballast versehen, hatte sie doch furchtbar zu arbeiten, und das Wasser reichte bis über die Kanonen. Der ganze Haufe war in Bestürzung, da entdeckte man, daß sich ein kleiner weißer, zuckerhutförmiger Hut an dem Mastbaum befand, der einst der Hut des Herrn von Dunderberg gewesen war. Niemand jedoch wagte es, den Mastbaum zu erklimmen und den schrecklichen Hut wegzunehmen. Die Schaluppe fuhr fort zu arbeiten und zu schwanken, als wollte sie ihren Mast über Bord wälzen, und schien in beständiger Gefahr, entweder umzustürzen oder gegen die Küste zu rennen. Auf diese Weise segelten sie durch die Hochlande hindurch, bis sie die Polopols-Insel passirt hatten, wo, wie man sagt, die Gerichtsbarkeit des Herrschers vom Dunderberg aufhört. Kaum hatten sie diese Gränze erreicht, als der kleine Hut in die Luft flatterte wie ein Kreisel, die Wolken alle in einem Wirbel zusammentrieb und sie zurück nach der Spitze des Dunderbergs warf, während die Schaluppe selbst sich in die rechte Stellung brachte und nun so ruhig dahinsegelte wie in einem Mühlgraben. Nur allein der glückliche Umstand rettete sie von gänzlichem Schiffbruch, daß sie ein Hufeisen an den Mast genagelt hatten, eine weise Vorsicht gegen böse Geister, die seitdem von allen holländischen Kapitänen angenommen worden ist, welche diesen verrufenen Fluß beschiffen.
    Noch eine andere Geschichte von diesem Wettergeist wird von dem Schiffer Daniel Ouslesticker von Fishhill erzählt, von dem man noch keine Lüge gehört hat. Er berichtete, daß er ihn bei einem heftigen Windstoß mit ausgespreizten Beinen auf seinem Bugspriet sitzen und die Fregatte aufs Land zu, direkt nach Anthony’s Nase hin, steuern gesehen, und daß ihn der Geistliche van Gieson von Esopus, der glücklicher Weise an Bord war, bannte, indem er die Hymne des St. Nicolas sang, worauf sich der Geist wie ein Ball in die Luft schwang und in einem Wirbelwind verschwand, zugleich aber die Nachtmütze von der Frau des Geistlichen mitnahm, die man am nächsten Sonntag Morgen an dem Wetterhahn des Esopus-Kirchthurms, wenigstens vierzig Meilen davon entfernt, hängen sah. Mehr Ereignisse dieser Art kamen vor, und die Schiffer des Flusses wagten es lange Zeit nicht, vor dem Dunderberg vorbei zu passiren, ohne als Zeichen der Huldigung gegen den Herrn des Gebirgs ihre Segel herab zu lassen, und man bemerkte, daß alle die, welche diesen Tribut der Ehrfurcht brachten, unbelästigt ziehen durften.
    »Dieß sind«, sagte Anton van der Heyden, »einige von den Geschichten, die Selyne, der Dichter, in Bezug auf das Sturmschiff niedergeschrieben hat. Nach seiner Versicherung hat es eine Menge von boshaften Teufelchen aus einem alten, von Geistern besessenen europäischen Lande nach der Provinz gebracht. Ich könnte Euch noch eine Menge mittheilen, wenn es nöthig
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