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Doktor Haus (House) - Der Heiler (Wahre Geschichten aus dem Alltag eines Arztes)

Doktor Haus (House) - Der Heiler (Wahre Geschichten aus dem Alltag eines Arztes)

Titel: Doktor Haus (House) - Der Heiler (Wahre Geschichten aus dem Alltag eines Arztes)
Autoren: Georg Galus
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    Solche Drohungen aussprechen kann sie, aber die Ohren putzen kann sie nicht - da faellt mir gerade auf, vielleicht hat sie meine Argumente gar nicht gehoert und deshalb nicht verstanden. :-). Oder ist Abzocke in ihrem Wortschatz ein Lob? Vielleicht versteht sie darunter, dass man ihr mit bestem Wissen und Gewissen helfen wolle. Eher nicht.
    Ungefaehr einen Monat spaeter, es war April, kam die Patientin erneut in meine Sprechstunde. Ein Augenarzt habe ihr empfohlen, eine Allergieabklaerung vorzunehmen. Diesen habe sie selbstaendig infolge geroeteter Augen aufgesucht. Dass sie zusaetzlich noch einen Schnupfen hatte ist ja nicht der Rede wert. Auch das Jucken der Nase und der Augen und der leicht kratzige Hals ist gemaess der Patientin wahrscheinlich nebensaechlich. Im Volksmund oder auch in den medizinischen Buechern wird dieses Krankheitsbild mit Konjunktivitis 15 , Rhinitis 10 und Pruritus 16 ganz einfach unter dem Begriff: ALLERGIE zusammengefasst, zumal es Fruehling und der Pollenflug besonders intensiv war! Jeder normale Mensch haette auf Heuschnupfen getippt und waere wohl kaum zum Augenarzt gerannt.
    Jetzt mal zurueck zu den Gesundheitskosten. In unserem Gesundheitswesen ist es so, dass der Augenarzt die wesentlich hoeheren Tarife verrechnen wird, als der Hausarzt.
    Was hat sie, Frau S., dafuer gemacht, dass die Gesundheitskosten steigen? Alles nur Erdenkliche!
    Was hat sie gemacht, dass diese zumindest gleich bleiben? NICHTS!
    Tipp an Patienten : Da wahrscheinlich die meisten von Euch in der ersten Klasse der Primarschule sehr gut aufgepasst haben, wird dieser Tipp wahrscheinlich nicht vielen helfen. Ich verrate ihn trotzdem: Dienstleistungen sind nicht gratis!
    Tipp fuer Aerzte : Tief durchatmen, auch, wenn es bei mir nicht geklappt hat - denn ich atme immer noch TIEF durch, wenn ich daran denke.

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    15 Konjunktivitis: Augenbindehautentzuendung
    16 Pruritus: Juckreiz

Reden

    Ich mache gerade Praxisvertretung bei einem alteingesessenen Dorfarzt. Meine naechste Patientin ist eine 80jaehrige Frau vom Alters- und Pflegeheim, welches sich gleich neben der Praxis befindet.
    Nun, ich stelle ihr eine der Standardfragen, wie zum Beispiel: So, Frau D., wo drueckt denn der Schuh? - eeh, nein das ist ja der Spruch des Schuhmachers von nebenan. Auf jeden Fall wollte ich wissen, weshalb sie zu mir komme. Zunaechst stand das Thema Rueckenschmerzen auf der Traktandenliste. Ich ging natuerlich darauf ein und versuchte die Art, Lokalisation und Situation in welcher die Schmerzen schlimmer seien zu erfahren. Eines haute mich aber um ... folgendes: Die Schmerzen plagten Sie bereits seit ueber 5 Jahren und nein, sie haben sich nicht veraendert. Sie sind seit 5 Jahren immer gleich geblieben. Nun gut, vielleicht kann man etwas dagegen machen. Aber es kam noch besser: Sie hat sich damit abgefunden und wollte es nur gesagt haben!
    Okay, wahrscheinlich wartete der naechste Patient schon ungeduldig draussen, aber ich fragte nochmals hoeflich und anstaendig, indem ich jedoch erneut einen Kardinalfehler machte. Ich stellte eine offene Frage (im Gegensatz zur geschlossenen Frage): Frau D., weshalb sind sie eigentlich heute bei mir? . Sie entgegnet: Aha, ich habe immer wieder diese graesslichen Kopfschmerzen. Ich : Und seit wann? Sie: Ach das geht schon seit 10 Jahren so, der Herr Doktor weiss auch schon davon. Nun sitzt diese Patientin schon 30 Minuten bei mir und ich habe nicht herausgefunden weshalb sie hier ist. Langsam zweifle ich an mir.
    Ich starte also zur letzten Offensive: So, Frau D. ich kann Ihnen leider keine Zeit mehr schenken - Sie muessen mir nun sagen, weshalb Sie HEUTE hier sind!
    Da hab ich den wunden Punkt getroffen - Sie sind gleich wie der Doktor - nie hat er Zeit und Sie offenbar auch nicht. Kann man denn nicht einfach vorbeikommen und reden - muss es immer gleich einen Grund haben?!
    Und weg war sie.
    Tipp fuer Patienten : Es gibt auch andere Gespraechspartner als Aerzte, glaubt mir. Da waeren Psychologen, die Sozialhilfe, die Mitarbeiter und sogar die Mitbewohner des Altersheimes.
    Tipp fuer Aerzte : Offene Fragen sind bei Patienten mit einer Logorrhoe - oder, auf gut Deutsch; mit einem Wasserfallmundwerk- absolut problematisch.
    > gezielte Fragen stellen!
    Dabei immer schoen nett bleiben, wie ein Kellner in einem Gault Millau Restaurant.

Spritzen

    In derselben Praxis habe ich nochmals etwas dazugelernt. Die im Folgenden beschriebene Patientin habe ich genau dreimal gesehen.
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