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Dog Boy

Dog Boy

Titel: Dog Boy
Autoren: Eva Hornung
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Bewegungen das Gesicht, schnappte geradezu nach ihm. Romotschka streichelte seinen weißen Kopf. Dann merkte er, dass die anderen drei Welpen jetzt nicht mehr spielten, sondern im Nest saßen und sich an ihn drückten. Sie beobachteten den Kellereingang und wedelten erwartungsvoll mit den Schwänzen.
    Die Hündin kam herein, und die Welpen wurden plötzlich ganz wild, wackelten vor Freude mit dem ganzen Hinterteil, winselten und hüpften auf und ab. Dann liefen sie um ihre Mutter herum und sprangen hoch, um sie am Maul zu lecken, während sie zum Nest herüberkam. Der weiße Welpe unter seinem Mantel strampelte so heftig, dass er ihn nicht mehr festhalten konnte.
    Auch Romotschka wusste, dass es jetzt Frühstück gab, und streckte seiner Mamotschka freudig die Hände entgegen.
     
    An jenem Morgen gab Romotschka den Welpen Namen. Stolz betrachtete er sie. Braun, schwarz, weiß, grau. Und sie alle gehörten ihm! Am nächsten Tag gab er ihnen andere Namen. Irgendwann vergaß er diese Namen und auch, dass er sie jemals mit den Augen eines Menschenkindes betrachtet hatte. Ihr Atem erfüllte die Luft ringsum, ihre Körper wärmten ihn, und sie kämpften mit ihm um ihren Platzan der Mutterbrust. Sie drückten sich an ihn, und ihre Zungen hinterließen eine milchige Spur auf seiner Haut. Seine Hände griffen nach warmen Mäulern und Bäuchen, warmen Nacken – wenn er sie von sich schleuderte, sie sich balgten, ihre Zungen sich berührten.
    Neben den Welpen bestand die Familie nur noch aus den drei ausgewachsenen Hunden. Sobald diese hereinkamen, beherrschten ihre schwereren, knochigeren Gestalten die Höhle. Seine Mamotschka, die reinliche, starke Milchgeberin, war die Anführerin. Die Vertrautheit und die unaufdringliche Ehrfurcht der beiden anderen sagten ihm, dass sie ihre ausgewachsenen Kinder waren.
    Die beiden großen Hunde waren so kräftig, dass sie Romotschka ohne Mühe herumschubsen konnten, und sie gingen auch nicht gerade zärtlich mit ihm um. Er lernte rasch, dass es seinen Geschwistern genügte, wenn die großen Hunde sie in ihrer Nähe duldeten, und so genügte es auch ihm.
    Seine Säuglingsgeschwister rochen alle nach Milch, doch die drei älteren Hunde hatten einen strengen Speichel und einen stinkenden Atem. Jeder von ihnen roch anders. Sie trugen ihren Körpergeruch auf der Zunge, ihre Signatur im nur schwach riechenden Urin, in den Pfoten, der Haut und am After – und ihre Autorität in den Zähnen, sauber und scharf. Ihre Gesundheit und ihre Gene trugen sie in ihrem Kuss. Auch Romotschka stolperte über die Welpen, küsste die Hunde bei ihrer Rückkehr in die Höhle und roch dann an ihrem Nacken und den Schultern, um zu sehen, was sie an diesem Tag wohl getan, was sie entdeckt hatten. Wie die Welpen fand er den Geruch an ihren Mäulern und Körpern unwiderstehlich, doch er verstand die dazugehörigen Geschichten nicht.
    Mamotschka war erfahrener als die anderen beiden. Ihre Zähne regierten die Höhle. Wenn sie den Kopf und die Schultern über ihre Welpen erhob, genügte das, um einen Kampf oder einen schwelenden Streit um Nahrung zu beenden. Mit nur einem Blick brachte sie Schwarzer Rüde und Goldene Hündin zum Schweigen, wenn die beiden sich zankten.
    Mamotschka wusste, wie man sich zwischen Risiko und Gefahr entscheidet, und ihre Klugheit und Erfahrung offenbarten sich in den immer neuen Geschichten, die ihr Maul und ihre Schultern erzählten. Sie gab nicht jeder Faszination für eine Jagdmöglichkeit nach, folgte nicht jeder kalten Spur, bloß um zu sehen, was jemand anderem zugestoßen war. Sie wälzte sich nicht in allem Wunderbaren, das sie entdeckte, sondern trug nur einen einzigen Geruch als Tarnung oder Deckmantel. Mamotschka ging dorthin, wo sie glaubte, Nahrung zu finden, ohne ein zu großes Risiko eingehen zu müssen. Und sie kannte die Menschen und trug die Narben ihrer Liebe und Grausamkeit.
    Die beiden jüngeren Hunde waren kerngesund und strotzten nur so vor Energie und Übermut, ihrem Geruchssinn und ihren Launen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Es war aufregend, an ihnen zu riechen, aufregend, mit ihnen zusammen zu sein. Die Welpen schwelgten in ihren Erlebnissen, bis die älteren Hunde sie davonjagten. Goldene Hündin zeigte Anzeichen von Mamotschkas Mut und Geschick. Ihr grau-gelbes Fell war dunkler als das ihrer Mutter, und sie hatte eine cremefarbene, golden und grau gesäumte Gesichtsmaske. Schwarzer Rüde, ihr Bruder, war der Größte von allen. Er hatte einen breiten,
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