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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
Autoren: Lesley Pearse
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Seiten an ihm. Er war mit Sicherheit nicht der anhängliche Bursche, der ihr wie ein junger Hund nachlief, wie sie bei ihrer Ankunft in England zunächst befürchtet hatte.
    Annie stupste sie an, und Belle, die merkte, dass sie Tagträumen nachgehangen hatte, schrak zusammen. Mog und Garth hatten ihr Gelübde gesprochen, und alle Anwesenden knieten nieder, um zu beten.
    Belle schloss sich hastig an, spähte aber durch ihre Wimpern verstohlen zu Noah und Lisette und dem sechsjährigen Jean-Pierre, die auf der anderen Seite saßen. Jean-Pierre trug einen weißen Matrosenanzug und sah hinreißend aus. Lisette war strahlend schön in ihrem silbergrauen Kleid und dem passenden Hut, den Belle fürsie angefertigt hatte. Sie hatte Arbeit als Pflegerin in einer kleinen Klinik in Camden Town gefunden und liebte ihr neues Leben in London. Es war nicht zu übersehen, dass sie genauso verliebt in Noah war wie er in sie, und Belle war überzeugt, dass es nur noch eine Frage von Tagen war, bis er ihnen mitteilte, dass sie heiraten wollten.
    Noah war ein sehr erfolgreicher Journalist geworden. Er hatte sich in diesem Jahr mit seinen schonungslosen Artikeln über den Menschenhandel einen Namen gemacht. Dank seiner Hartnäckigkeit waren drei der Mädchen auf seiner Liste in Belgien aufgespürt worden und mittlerweile wieder mit ihren Familien vereint. Jetzt schrieb er gerade eine Artikelserie über die Überlebenden der Titanic . Vor Kurzem hatte er Jimmy anvertraut, er arbeite außerdem an einem Roman, sich aber nicht entlocken lassen, worum es ging.
    Die anderen zwanzig Anwesenden waren die solideren von Mogs und Garths Freunden aus Seven Dials: Ladeninhaber, andere Gastwirte, ein Anwalt und ein Arzt mitsamt ihren Ehefrauen. Vor einer Woche hatten Garth und Jimmy im Ram’s Head eine fulminante Abschiedsfeier gegeben, sodass keiner ihrer alten Stammkunden daran Anstoß nehmen konnte, heute nicht eingeladen worden zu sein.
    Vor zwei Tagen waren ihre Möbel und anderen Besitztümer zum Railway Inn gebracht worden, und Mog und Belle hatten alles in ihrem neuen Zuhause aufgestellt. Heute und in den folgenden vier Tagen würde Jimmy allein das Haus hüten, während Mog und Garth in Folkestone Flitterwochen machten. In dieser Zeit sollte Belle noch in Lee Park bleiben. Sie lächelte in sich hinein, als sie daran dachte, wie hartnäckig Mog darauf bestanden hatte, dass sie und Jimmy nicht allein unter einem Dach bleiben durften. Angesichts Belles früherer Profession erschien das absurd, aber seit ihrem Umzug nach Blackheath nahm es Mog sehr genau mit Anstand und Sitte. Es wäre nötig, um Belles guten Ruf zu schützen, behauptete sie.
    Nachdem der letzte Choral »Liebe, komm herab zur Erde« gesungen worden war, gingen Mog, Garth, John Spratt und Jimmy in die Sakristei, um sich ins Kirchenbuch einzutragen. Der Organist spielte eine sanfte Melodie, und leises Raunen erhob sich.
    »Ich muss dir etwas sagen«, verkündete Annie. »Und zwar, bevor der ganze Zirkus mit der Küsserei losgeht und Fotos gemacht werden. Ich möchte, dass du am Montag oder Dienstag zur Kanzlei Bailey und Macdonald in der Montpellier Row gehst und den Mietvertrag für diesen Laden unterschreibst.«
    Belle runzelte die Stirn. »Ich habe dir doch gesagt, dass das nicht geht, weil ich alleinstehend bin.«
    Sie hatte das leere Geschäft in der Tranquil Vale, der Hauptstraße von Blackheath Village, vor ein paar Wochen entdeckt und inzwischen mit dem Makler besichtigt. Es war perfekt, ein kleiner Laden mit einem hübschen Erkerfenster und einem Hinterzimmer, das groß genug für eine Werkstatt war, und einem WC im Hinterhof. Auch die Miete war recht günstig. Aber Belle war als Mieterin glatt abgelehnt worden.
    Annie lächelte. »Jetzt sieht es anders aus. Ich habe die Leute überredet, mich als Bürgen zu akzeptieren. Da ich Hausbesitzerin bin und sie mich für eine Witwe halten, konnten sie nicht gut Nein sagen.«
    Wenn nicht gerade Braut und Bräutigam strahlend vor Glück den Mittelgang heruntergekommen wären, hätte Belle beide Arme um ihre Mutter geworfen. Stattdessen drückte sie nur kurz ihre Hand und flüsterte ihr zu, dass sie später weiterreden würden.
    Das Hochzeitsmahl fand im Railway Inn statt. Es war ein traditionelles altes Gasthaus mit Schieferboden, einem gewaltigen offenen Kamin und einer langen, geschwungenen Theke. In den letzten Jahren war es ziemlich vernachlässigt worden, aber nachdem Garth es übernommen hatte, schloss er es ein paar Tage vor
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