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Division der Verlorenen

Titel: Division der Verlorenen
Autoren: Alan Cole & Chris Bunch
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abschlachten ließ. Damals hatte Sten sich fast übergeben, eine Reaktion, die ihn für den normalen Infanteriedienst disqualifiziert hatte, andererseits zu einem idealen Anwärter für die im Grunde aus einsamen Einzelkämpfern bestehende Sektion Mantis gemacht hatte.
    Er ging zur Rückseite des Sessels und warf einen Blick auf das Band, das im Recorder steckte. Verschiedene Codes blinkten auf, dann erschien der Titel: SHAVALA, GARDIST JAIME, SCHLACHT/TOD, ANGRIFF AUF DEMETER.
    Es mochte ja triftige Gründe geben, mit einer solchen Auswahl zukünftige Infanteristen auszuwählen – aber Piloten?
    Sten untersuchte den Helm und fand den Input-Anschluss. Die Zeit für eine kleine Subversion schien gekommen.
    Er krümmte die Finger der rechten Hand, woraufhin das unter der Haut des Unterarms verborgene Messer herausglitt. Der doppelschneidige Dolch war eins von Stens bestgehüteten Geheimnissen. Er hatte ihn einst selbst aus einem unwahrscheinlich seltenen Kristall hergestellt. Das Messer war mit einem Skelettgriff versehen, die Klinge war nur 2,5 Millimeter dick und verjüngte sich zu einer Schneide von nur 15 Molekülen Dicke. Mit anderen Worten: diese Klinge konnte praktisch alles zerschneiden. In diesem Fall kam es Sten jedoch nicht auf die Schärfe der Klinge an.
    Vielmehr benutzte er die Nadelspitze des Messers, um einige winzige Drähtchen im Innern des Input-Anschlusses zu vertauschen. Dann schob er das Messer wieder zurück, ließ sich wie befohlen auf dem Sessel nieder und schob den Helm auf den Kopf.
    ›Mal sehen. Das Band ist gerade angelaufen. Ich sollte wohl Entsetzen ausdrücken. Angst. Aufregung. An meinen Fähigkeiten zweifeln. Der Schock der Landung. Entschlossenheit, zur Durchführung der Mission!
    Zu Stens Ausbildung bei Mantis hatte auch eine spezielle Schulung zur Beeinflussung aller Arten von geistigen Testmaschinen gehört, angefangen bei dem komplett unzuverlässigen Polygraph bis hin zu den fortschrittlichsten Gehirnchecks des Imperialen Geheimdienstes. Der Schlüssel dazu lag natürlich darin, selbst absolut an das zu glauben, was man in Gedanken oder Worten als Wahrheit ausgab.
    Das Training funktionierte. In Verbindung mit einer besonders konditionierten, beinahe eidetischen Erinnerung war Sten geistig gesehen testresistent.
    ›Also mal sehen … Shavala müsste jetzt diesen verdammten Panzer vor sich auftauchen sehen … Schrecken … mit ansehen, wie die Kameraden abgeschlachtet werden … Wut … jetzt rumpelt der Panzer weiter … mehr Entschlossenheit … jetzt um den Panzer herumhampeln und sich mehrere Körperteile abschießen lassen … Schmerz und noch größere Entschlossenheit … herrjeh, der Schwachkopf müsste inzwischen tot sein. Schock und so weiter …
    Sten schob den Helm an einer Seite von seinem Ohr und hörte, wie das Band hinter ihm am Ende abschaltete.
    ›Ein weiterer Schock. Stolz, ein Teil dieser Imperialen Dummheit zu sein.‹
    Sten entschied, dass das genug Input war, setzte den Helm ganz ab und stand auf. Er setzte eine Mischung aus Ekel und fester Entschlossenheit auf und verließ den Raum, wobei er kurz vor der Tür höchst artistisch fast gestolpert wäre.
     
    Sten keuchte zur Kuppe des Hügels hinauf, wo er Kompass und Armbanduhr überprüfte. Er beschloss, sich fünf Minuten zum Ausruhen zu gönnen.
    Die Übung war eine Abwandlung der beliebten Militärroutine namens »Langer Marsch« oder einfach nur »Marsch«. Logischerweise musste auch diese Geschichte in der Vorauswahl einen zusätzlichen Haken haben.
    Den Kandidaten wurde eine Landkarte ausgehändigt und ein Treffpunkt angegeben, an dem sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt einzufinden hatten. Das hieß aber nicht, dass die Übung auch wirklich vorbei war, wenn sie diesen Punkt erst erreicht hatten. In aller Regel erhielten die Kandidaten nämlich dort von einem Ausbilder einen weiteren Anlaufpunkt genannt und wurden erneut losgeschickt.
    Die Übung hatte nicht sehr viel mit Pilotenausbildung zu tun, dafür um so mehr mit Ausdauer und Willenskraft. Außerdem zeigte sich bei der Übung wahrscheinlich, wie Sten murrend feststellte, wer von ihnen inzwischen begriffen hatte, dass sein Hirn ein Idiot war, der dem Körper befahl, aufzuhören, wenn die körperlichen Ressourcen gerade mal anfingen, ordentlich zu arbeiten.
    Auch das war für Sten eine leichte Übung; bei Mantis machten die Teams so etwas zur Entspannung.
    Die Gruppe der Kandidaten schmolz jedoch unerbittlich zusammen. Von den gut dreißig
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