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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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Problem.“
    „Welches?“
    „Schau dir doch einfach mal den Leichnam genauer an. Besonders diese Platte, die den Körper der Frau durchdrungen hat.“
    Tannenberg warf die Stirn in Falten, bohrte seinen Blick in dieses unwirkliche Bild. „Ja und?“
    „Mehr fällt dir dazu nicht ein?“
    Nur stummes Kopfschütteln.
    „Zum Beispiel die Frage, wie wir die Tote in die Pathologie schaffen sollen?“
    „Versteh nicht, was du meinst.“
    Dr. Schönthaler ging zwei Schritte näher an den Stegosaurus heran und zeigte mit dem ausgestreckten Arm genau auf das, was ihm Sorgen bereitete. „Der Rückenstachel des Dinos hat, wie du anhand der anderen Stacheln unschwer erkennen kannst, die Form eines Widerhakens. Das heißt, er ...“
    „Mann, Rainer, ich weiß schon, wie ein Widerhaken aussieht!“, unterbrach Tannenberg genervt.
    „Was meinst du wohl, was das für eine Sauerei gibt, wenn wir den Leichnam hier an Ort und Stelle gewaltsam aus dem Stachel reißen? Schau dich doch mal um: Hinter der Absperrung stehen die Gaffer, viele Kinder darunter. Und die Pressegeier sind bestimmt auch schon da.“
    Betroffen blickte sich Tannenberg um, nickte zustimmend. „Und was schlägst du vor?“
    „Wir könnten ja den Dino mitsamt der Toten auf einen Tieflader schaffen und ihn ins Klinikum bringen. Durch die ganze Stadt, wie beim Maimarktumzug. Das wäre vielleicht ein Höllenspektakel“, gab Dr. Schönthaler einen erneuten Beweis seines makaberen Gerichtsmediziner-Humors zum Besten.
    „Du hast vielleicht irre Ideen!“, bemerkte Tannenberg, während ihm ein dezentes Schmunzeln über die Lippen huschte.
    „Schneidet doch einfach den Stachel mit einer Trennscheibe ab!“, mischte sich plötzlich einer der beiden Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens, die gerade mit einem Zinksarg am Stegosaurus eintrafen, in den Dialog ein.
    „Gute Idee“, lobte Mertel und klopfte mit dem Knöchel seines rechten Zeigefingers auf den ockerfarbenen Dinosaurierkorpus. Aus dem dadurch erzeugten helltönenden Geräusch zog er den Schluss, dass er sich bei dem Material um Fieberglas handelte. „Die Figur ist hohl. Das müsste gehen. Ich geh die Flex holen.“
    „So, Herr Rechtsmediziner, würden Sie nun endlich die Freundlichkeit besitzen und uns über die Todesursache informieren?“, provozierte Tannenberg seinen alten Freund.
    Äußerlich völlig unbeeindruckt begab sich Dr. Schönthaler seitlich neben den Kopf der toten Frau und deutete auf ihren Hals. „Da der Herr Hauptkommissar schon wieder so extrem mies gelaunt ist, machen wir’s kurz und bündig.“
    „Wirklich zu gütig.“
    „Also: Die Frau hat weder Selbstmord begangen, noch wurde sie von einem wildgewordenen Dinosaurier aufgespießt. Sie ist auch nicht erstickt, wie ein Laie vielleicht vorschnell aus dem Umstand schließen könnte, dass man ihr den Mund verklebt hat. Weit gefehlt, Herr Hauptkommissar, denn die Frau konnte ja noch durch die Nase atmen!“
    „Alter Klugscheißer!“
    Der berufserfahrene Gerichtsmediziner grinste, dann ergänzte er: „Nein: Sie wurde vielmehr erwürgt. Was sich zum einen aus diesen wunderschönen halbmondförmig im vorderen Halsbereich zu erkennenden Fingernägelabdrücken schließen läßt. Und was zum anderen aus den bilderbuchmäßigen Einblutungen in den Bindehäuten der Toten abzuleiten ist.“
    „Aha, erwürgt“, brummelte Wolfram Tannenberg kopfnickend leise vor sich hin.
    „Und dann hat sie jemand aller Wahrscheinlichkeit nach von dort oben runtergeworfen“, erklärte der Rechtsmediziner, während er seinen Kopf nach hinten warf und auf die direkt über ihnen, in etwa 25 Metern Höhe auf einem Felsüberhang gelegene Aussichtsplattform deutete, an deren chromfarbenem Metallgeländer die Oberkörper einiger Schaulustiger zu sehen waren.
    „Und dieser Sturz ist die Ursache dafür, dass der Stachel den Körper der Frau vollständig durchdringen konnte“, sagte Tannenberg, der seine Augen ebenfalls die senkrechte Felswand emporgeschickt hatte, mehr zu sich selbst.
    „Ja, mein lieber Wolf. Wie du übrigens den vor dir liegenden Fakten selbst entnehmen kannst.“
    Gleich nachdem der Leiter des K 1 die neugierigen Menschen oben auf dem Felsen entdeckt hatte, schritt er einige Meter rückwärts in Richtung des Tümpels und schimpfte ungehalten los: „Verschwinden Sie sofort! Sie vernichten ja alle Spuren!“
    Aber die Voyeure reagierten nicht, lehnten sich vielmehr noch ein wenig weiter über die Brüstung, damit sie auf diese Weise
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