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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose
Autoren: Danielle Hawkins
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war ihre Schwiegermutter für längere Zeit zu Besuch gekommen, um sie in die Geheimnisse der korrekten Kinderaufzucht einzuweihen, und somit war die arme Frau nicht in der Verfassung, schwierige Fälle mit mir zu besprechen.
    »Und wie ist die Wohnung?«
    Ich seufzte. »Soweit ganz in Ordnung. Aber ich denke, ich werde mir etwas anderes suchen, wenn meine Möbel jemals hier ankommen. Sara folgt mir auf Schritt und Tritt durchs Haus, knipst überall das Licht aus und achtet darauf, dass ich nicht mehr Wasser aufsetze, als ich für eine Tasse Tee brauche.«
    »Sie legt eben großen Wert auf Umweltschutz«, bemerkte Mum.
    »Gestern Abend habe ich mein Handy an die Ladestation angeschlossen und im Wohnzimmer liegen lassen, und sie hat den Stecker herausgezogen. Eine halbe Stunde nachdem ich heute das Haus verlassen hatte war der Akku leer.«
    »Ah, das erklärt alles. Graeme hat uns heute Nachmittag angerufen und gefragt, wie er dich erreichen kann. Er sagt, auf deinem Handy läuft nur die Mailbox. Ich habe ihm deine Festnetznummer gegeben – du hast doch hoffentlich nichts dagegen?«
    »Nein«, erwiderte ich traurig. Was wollte er wohl schon von mir? Dieser Tage rief mich mein Exfreund nur an, wenn eine größere Ausgabe anstand – die Raten fällig waren oder die Badezimmerdecke einen bedrohlichen Riss aufwies. »Was machen die Ziegen?«
    »Oh, denen geht’s gut«, sagte Mum. »Gestern ist allerdings eine mittelschwere Panik ausgebrochen, weil der Traktor liegengeblieben ist, aber zum Glück lag es nur an einem geplatzten Schlauch.«
    »Was macht ihr bloß, wenn er mal endgültig den Geist aufgibt?«, fragte ich.
    »Das weiß der Himmel. Vielleicht könnte ich mich bei einem Escort-Service bewerben.«
    »Ich glaube nicht, dass ich meine Mutter in Minirock und kniehohen Stiefeln an einer Straßenecke herumlungern sehen möchte. Ich kaufe euch einen neuen Traktor.«
    »Wir können von unserer einzigen Tochter doch kein Geld annehmen. Normalerweise läuft das andersherum.«
    »Das geht schon in Ordnung«, versicherte ich ihr. »Ich vertraue darauf, in ungefähr fünfzig Jahren eine Farm zu erben, die Millionen wert ist.«
    »Das wäre eine Lösung«, sagte Mum. »Vielleicht sogar schon früher, wenn dein Vater so weitermacht.«
    »Was ist denn mit ihm?«
    »Er spielt im Bett Gitarre, das ist mit ihm«, entgegnete sie grimmig. »Wenn ich noch ein einziges Mal ›Rhinestone Cowboy‹ hören muss, füge ich ihm eine ernsthafte Verletzung zu.«

    An diesem Abend entfloh ich den TV -Shows und dem Kampf im Wohnzimmer um genügend Licht zum Lesen und fuhr zu meiner alten Schulfreundin Clare zum Abendessen. Sie hatte vor fünf Jahren einen Anwalt aus Hamilton geheiratet, ihn in ihre Heimat mitgenommen und seitdem ein Kind nach dem anderen in die Welt gesetzt.
    Brett und Clare lebten auf einem Gehöft am Stadtrand. Sie hielten Hühner und Enten, Schweine, Alpakas, Miniponys und einen bösartigen Ziegenbock namens Alfred. Die Kinder waren alle weißblond, hatten große blaue Augen, rosige Wangen und waren reichlich anstrengend.
    Als ich ankam, wälzten sich die beiden großen Jungen in einem menschlichen Knäuel über den Rasen und versuchten offenbar, sich gegenseitig zu erwürgen. Da es ein ausgeglichener Kampf zu sein schien, griff ich nicht ein, blieb aber an der Hintertreppe stehen, wo die zweijährige Lucy sorgsam eine ganze Reihe frisch gepflanzter Stiefmütterchen an den Wurzeln aus der Erde riss. »Hey, Lucy, ich glaube, das ist keine gute Idee«, rief ich. »Komm, wir pflanzen sie lieber wieder ein.«
    Lucys schöne Augen wurden schmal, als sie mich ansah. Sie strich mit einer schmutzigen Hand ihre Locken zurück und erklärte kategorisch: »Nein.«
    »Das sollten wir aber besser tun«, beharrte ich. »Wenn du die Blumen ausreißt, können sie nicht wachsen und bekommen auch keine schönen Blüten.«
    »Neinneinneinneinnein nein ! Geh weg!«
    Clare kam zur Tür. Sie wirkte erhitzt und ein wenig verlegen. »Lucy«, sagte sie ohne große Hoffnung. »Lass meine Blumen in Ruhe und sag Josie hallo.«
    Lucy warf sich auf den Boden und schlug mit dem Kopf auf den Weg. Ich trat erschrocken einen Schritt vor, aber Clare hielt mich müde zurück. »Lass sie. Wir dürfen sie bloß nicht beachten, dann hört sie von selber auf.«
    »Okay«, erwiderte ich skeptisch und bückte mich, um die jungen Stiefmütterchen wieder in die Erde zu setzen.
    »Ach, lass sie liegen«, sagte Clare. »Ich weiß nicht, warum ich mir überhaupt die
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