Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose
Autoren: Danielle Hawkins
Vom Netzwerk:
ist Matt schon ein großer Junge, er kann ausgehen, mit wem er will.«
    »Hmm«, machte sie düster. »Das wird sich alles finden. Deine Shorts sehen übrigens super aus, Josie.«
    »Danke.«
    »Deine Schuhe auch. Ich wünschte, ich wäre so groß und blond und athletisch.«
    Ich lächelte, obwohl mir klar war, dass sie mit dieser Schmeichelei für den wahrscheinlichen Fall vorsorgte, mich für irgendetwas einzuspannen – vermutlich brauchte sie ein Alibi für ihre Treffen mit dem pickeligen Strohkopf. Kim hat te es schon immer ausgezeichnet verstanden, ihre Mitmenschen zu manipulieren.
    »Die korrekte Beschreibung für mich lautet wohl eher ›stramme Deern‹«, berichtigte ich sie. »Zu mir kommen große, fette Männer mit Rückenschmerzen und sagen: ›Schätzchen, wer soll es schaffen, mich wieder einzurenken, wenn nicht du?‹ Das ist ausgesprochen deprimierend.«
    In sehr optimistischen Momenten hoffe ich darauf, künftig einmal eine Art heitere Gelassenheit zu erlangen; zu anderen Zeiten tröste ich mich mit dem Gedanken, dass ich Leute, die mir auf die Nerven gehen, auch zu Boden ringen und auf ihnen herumtrampeln könnte, bis sie um Gnade winseln.
    »Matt findet dich hübsch«, murmelte Kim, dabei schielte sie durch die Wimpern zu mir herüber, um zu sehen, wie ich auf diese Mitteilung reagierte.
    »Wirklich?«
    »Aber du gehst nur mit Ärzten aus, nicht wahr?«
    » Wie bitte? «
    »Das hat er gesagt, als ich wissen wollte, warum er nicht einmal mit dir ausgeht?«
    »Er wollte dich vermutlich nur schnell zum Schweigen bringen. Schade, dass es ihm nicht gelungen ist.«
    »Aber du würdest mit ihm ausgehen, oder nicht?«
    »Nun … nein, das nicht.«
    Kim wirkte gekränkt. »Warum denn nicht?«
    »Menschenskind, Kim, lass mir doch Zeit, über den letzten Reinfall hinwegzukommen!«
    »Aber ihr wart euer ganzes Leben lang so gute Freunde«, wandte sie ein. »Ihr wärt das perfekte Paar.«
    »Ich denke, du verrennst dich da ein bisschen«, seufzte ich. »Wir haben uns früher ständig gestritten. Wie Hund und Katze. Außerdem hat der Mann schon die ideale Freundin.«
    »Viel Kampfgeist hast du nicht, oder?«
    Ich begann, Matts zahlreiche Teenagersünden an den Fingern abzuzählen: »Er hat meinen Nagellack umgekippt, er hat die Bänder aus meinen Kylie-Minogue-Kassetten gezogen, er hat meine BH -Träger verknotet und dann zu allem Überfluss noch behauptet, ich bräuchte gar keinen BH .« Was in meinem zarten Alter von dreizehn nicht ganz aus der Luft gegriffen war – aber er hätte es trotzdem nicht sagen sollen. »Und er hat mich jedes Mal links liegenlassen, sobald er einen Jungen zum Spielen da hatte …«
    Kim kicherte. »Er sagt, du hättest ihn einmal fast zum Eunuchen gemacht.«
    »Nicht mit Absicht«, protestierte ich.
    »Wie kann man jemandem unbeabsichtigt in die Eier treten?«
    »Es war ein Unfall«, beharrte ich. »So lautet meine Version der Geschichte, und dabei bleibe ich. Außerdem hat er angefangen.«
    Amber klopfte an die Tür und steckte den Kopf herein. »Dein Vier-Uhr-Termin ist da«, verkündete sie.
    »Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?«, fragte ich Kim.
    »Nein, ich habe Mums Auto. Schön, dass du wieder da bist, Josie.« Sie warf sich ihre Tasche über die Schulter und schlenderte aus dem Raum.
    Meinem nächsten Patienten und seinem steifen Hals habe ich bedauerlicherweise nicht meine komplette und ungeteilte professionelle Aufmerksamkeit widmen können; ich war zu sehr mit Nachgrübeln darüber beschäftigt, was Matt King wohl an der kleinen blonden Barbie-Puppe fand. Vermutlich hielt er sich für einen Glückspilz, aber ich fand, er sollte trotzdem lieber nach einer Frau Ausschau halten, die besser zu ihm passte. Nach einer Frau wie … wie …
    Mir , schlug eine leise Stimme tief in meinem Inneren vor.
    Nein. Nein!
    Der arme Ralph Godwin stieß zischend den Atem aus, und ich richtete meine Gedanken schuldbewusst wieder auf seinen Trapezmuskel, den ich unnötig fest massiert hatte.

Kapitel 4
    W IE LÄUFT ES bei der Arbeit?«, erkundigte sich meine Mutter, als sich mein erster Monat in der Praxis dem Ende zuneigte.
    »Gut.« Ich klemmte mir das Telefon zwischen Ohr und Schulter, um mir beim Sprechen die Nägel feilen zu können. »Es ist eine Umstellung, alleine zu arbeiten, aber ich kann jederzeit die Mädels im Krankenhaus anrufen, wenn ich nicht weiterweiß.«
    Cheryl hatte vor zwei Wochen endlich ihr Baby auf die Welt gebracht. Seitdem bekam sie kaum noch Schlaf. Außerdem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher