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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist
Autoren: Heather Jarman
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besser informiert als Militär und Sternenflotte zu halten?«
    »Schlechter Vorschlag.«
    »Meine Rede.«
    Kira fiel auf, dass die Menge ihr und Ro ein wenig zu spontan Platz machte. Sie hätte nie gedacht, dass sie die Rempeleien und das von allen Seiten gemurmelte »Tschuldigung« einmal vermissen würde, die ihren morgendlichen Gang über die Promenade nahezu geprägt hatten. Nun reagierten nur noch nicht bajoranisches Personal und Stationsbesucher normal auf ihre Anwesenheit. Die Bajoraner hingegen sahen schnell weg und schienen sich stets ganz dringend den Einkäufen in ihren Armen, den Padds in ihren Taschen oder den überall aushängenden Stationsplänen widmen zu müssen. Kira wusste, dass keinerlei böse Absicht hinter diesem Verhalten stand. Wäre sie in der gleichen Situation, würde sie sich wirklich anders verhalten? Doch sie vermisste die lächelnden Gesichter, die winkenden Hände und das Gefühl, Teil dieser Gemeinschaft zu sein.
    »Ensign Beyer erwähnte ein cardassianisches Schiff, das heute Nachmittag einträfe«, sagte Ro.
    Kira nickte, dankbar für die Ablenkung. »Ein cardassianisches Kriegsschiff namens Trager . Es befördert eine diplomatische Delegation, die die Station besucht. Sein Kommandant ist Ghemor gegenüber loyal und hört auf den Namen Macet.«
    »Cardassianische Schiffe kommen und gehen hier nahezu regelmäßig. Dieses verdient eine Sonderbehandlung, weil …?«
    Wie drücke ich’s diplomatisch aus? , fragte sich Kira. »Sagen wir so: Macet ist seinen Verwandten mütterlicherseits wie aus dem Gesicht geschnitten. Den Dukats.«
    »Verstehe«, erwiderte Ro. »Und wie dukatisch sieht er …«
    »Nahezu identisch«, sagte sie grimmig. »Bei seinem letzten Besuch blieb er vorsorglich an Bord seines Schiffes.«
    »Wie rücksichtsvoll.«
    »Geben Sie eine Sicherheitsmeldung raus. Informieren Sie die Stationsbewohner über Gul Macets Besuch, und fügen Sie ein Bild aus seiner Akte bei. Sagen Sie, dass er in offiziellem Auftrag kommt.« Vor ihrem geistigen Auge sah Kira panische Bajoraner in Ros Büro stürmen und unnötige, unschöne Gerüchte verbreiten.
    »Unsere Bevölkerung ist in aller Regel sehr besonnen. Dennoch glaube ich, dass Macets Anblick sie überfordern könnte.«
    »Sehe ich ähnlich. Vielleicht lohnt es sich, die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken.«
    Ro schien den Vorschlag intensiv zu überdenken. »Deputys in Zivil. Speziell an den von Cardassianern genutzten Stationsorten.«
    »Das wäre ein Anfang.« Kira nickte. »Sobald Ensign Beyer den Quartierplan fertig hat, lasse ich ihn Ihnen zukommen.«
    Sie erreichten einen Turbolift. »Ihr Einverständnis vorausgesetzt, trennen sich hier unsere Wege, Colonel.«
    »Wegtreten, Lieutenant«, sagte Kira und sah Ro nach, wie sie zum Büro des Sicherheitsdienstes ging und dabei Quark zuwinkte, der gerade die neue Frühstückskarte neben dem Eingang zur Bar aufhängte. Warum die Frau sich auch noch privat mit dem Ferengi abgab, blieb Kira ein Rätsel. Vielleicht wollte sie ihre Feinde im Auge behalten.
    Oder nicht?
    Auch das war ein Gedanke, den sie an diesem Morgen noch nicht recht fassen konnte. Zumindest nicht, bis sie endlich einen neuen Raktajino bekam.
    Kira hatte die Ops kaum betreten, da drückte ihr Ensign Beyer schon ein Padd mit den Einzelheiten über Macets Besuch in die Hand und begann, dessen Inhalt laut herunterzubeten. Kira ließ sie gewähren, lobte sie für ihren Einsatz und eilte in Richtung …
    … meines Büros , dachte sie, abermals verblüfft über die Wendungen in ihrem Leben. Je mehr sie sich als Stationskommandantin versuchte, desto mehr gefiel es ihr. Verdammt, dieser Job wäre schon ein Traum, wenn sein einziger Vorteil darin bestünde, nicht den Launen der Egomanen an der Spitze der bajoranischen Regierung und ihres Militärs ausgesetzt zu sein! Meistens brachte ihr Posten es nämlich mit sich, dass sie die dummen Anweisungen all dieser Bürokraten schlicht ignorieren durfte. Auf Deep Space 9 war ihr Wort Gesetz.
    Entsprechend verblüfft beobachtete sie immer, wie schnell bei einigen ihrer ehemaligen Kampfgefährten Eigennutz an die Stelle der Sorge um das Allgemeinwohl getreten war. Personen, mit denen sie früher Nahrung und Werkzeug geteilt hatte, antworteten heute nicht einmal mehr auf Anfragen von ihr, sofern dabei nichts für sie selbst heraussprang. Die Zeit beim Widerstand war hart gewesen, doch die Bedürfnisse hatten sich einfacher gestaltet, ehrlicher … Die Ziele klarer. Seit
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