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Diese eine Nacht mit dir

Diese eine Nacht mit dir

Titel: Diese eine Nacht mit dir
Autoren: ABBY GREEN
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Gypsy, wie Rico erschüttert auf das Kind starrte.
    Lola sah jetzt unsicher von Rico zu Gypsy. Weil er so gar nicht auf sie reagierte, wackelte sie zurück zu ihrer Mutter und streckte ihr die Ärmchen entgegen. Gypsy hob das Kind hoch und drückte es an sich.
    „Wie heißt sie noch mal?“, fragte Rico nach einem schier endlosen Moment des Schweigens. Er wusste es. Er hätte blind sein müssen, um es nicht zu merken. Beide hatten sie diese einzigartigen grauen Augen und das energische Kinn. Lola war die weibliche Miniaturausgabe von Rico.
    „Lola“, erwiderte Gypsy schwach.
    „Wie alt ist sie?“, fragte er heiser, ohne den Blick von ihr zu wenden.
    Gypsy schloss verzweifelt die Augen. Es gab keinen Ausweg mehr. „Fünfzehn Monate …“
    „Ich habe dich nicht verstanden“, sagte er.
    Sein harter Ton ließ Gypsy zusammenzucken. „Fünfzehn Monate.“
    Zum ersten Mal sahen sie sich wieder in die Augen. Sein Blick verriet Argwohn, Erkenntnis, Panik, Entsetzen … ein Wirrwarr von Gefühlen.
    „Aber das ist unmöglich“, meinte er nachdenklich. „Wenn sie fünfzehn Monate alt ist und du nicht sofort nach mir noch mit einem anderen geschlafen hast … dann würde das ja heißen, dass sie meine Tochter ist. Du hast mir aber nichts erzählt. Sie ist also nicht meine Tochter, oder?“
    Gypsy klammerte sich haltsuchend an Lola. Sie durfte ihm die Wahrheit nicht verschweigen und schluckte schwer. „Ich habe mit keinem anderen Mann geschlafen.“ Es brachte sie fast um, aber sie musste es sagen. „Und kurz vor dir gab es auch niemanden.“
    „Willst du damit sagen, dass deine Tochter von mir ist? Das kleine Mädchen da ist meine Tochter?“
    Gypsy wurde heiß und kalt. Aber sie nickte tapfer. Mit einem untrüglichen Gefühl für das richtige Timing fing Lola genau in diesem Moment zu quengeln an.
    Und ihre Mutter war ihr dankbar für die Ablenkung. „Sie ist hungrig. Ich muss sie füttern“, meinte sie und flüchtete in die Küche. Dort setzte sie das Baby in seinen Kinderstuhl und redete mit ihm in einer Art Babysprache. Sie wurde von dem Gefühl überwältigt, verrückt zu werden. Kein Wunder, denn ein paar Schritte entfernt saß der Mann, der die Macht besaß, ihr und Lolas Leben völlig zu verändern.
    Rico fühlte sich wie vom Blitz getroffen. Noch nie war er von einer Nachricht derart überrascht worden. Seit seinem sechzehnten Lebensjahr bestimmte er selbst über sein Leben. Nichts konnte ihn erschüttern. Zumindest hatte er das noch vor ein paar Minuten geglaubt. Jetzt musste er erkennen, wie brüchig seine sorgfältig aufgebaute Fassade war.
    Als das kleine Mädchen zu ihm stapfte und ihn anstrahlte, hatte sein Herz einen Sprung getan. Ihm war, als würde er in diesen grauen Augen versinken. Etwas, von dem er gar nicht wusste, dass es ihm gefehlt hatte, war plötzlich wieder da und rutschte an seinen Platz.
    Es war alles zu viel für ihn. Er stürzte aus Gypsys Apartment und rannte zu seinem Wagen. Keuchend riss er die Wagentür auf, griff in der luxuriösen Minibar nach einer Flasche Whisky und nahm einen tiefen Schluck.
    Der Fahrer, der pflichtbewusst aus dem Wagen gesprungen war, als er ihn kommen sah, verschwand wortlos wieder hinter dem Lenkrad. Er spürte, dass er seinen Chef jetzt besser allein ließ. Rico stand mit der Flasche in der Hand da, und langsam wurde sein Kopf wieder etwas klarer. Diese Frau hatte ihn auf die gemeinste Art und Weise verraten.
    Als Kind hatte er geglaubt, sein richtiger Vater wollte nichts von ihm wissen. Das stimmte aber nicht. In Wirklichkeit taten seine Mutter und sein Stiefvater alles, um ihn in diesem Glauben zu lassen.
    Und jetzt wiederholte Gypsy die ganze Geschichte! Ohne ihm ein Wort zu sagen, zog sie seine Tochter groß. Sein eigenes Fleisch und Blut wollte sie ihm vorenthalten!
    Mit sechzehn hatte er sich geschworen, dass ihn niemand mehr verletzen sollte. Nachdem er dann seinen richtigen Vater endlich gefunden hatte und sah, wie sehr sie beide belogen worden waren, war dieser Vorsatz zu seiner Lebensmaxime geworden. Seitdem war „ Vertrauen“ nur noch ein leeres Wort für ihn.
    Wenn er nicht zufällig gestern Abend in dieses Restaurant gegangen wäre, hätte er seine Tochter nie kennengelernt! Der Gedanke machte ihn fast wahnsinnig. Entschlossen warf er die Whiskyflasche zurück ins Auto.
    Ab heute würde sich sein Leben gehörig verändern. Und auch das der beiden Menschen in dem Haus dort. Er würde Gypsy und ihre Tochter nicht mehr aus den Augen
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