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Diebesgeflüster - Band 3

Diebesgeflüster - Band 3

Titel: Diebesgeflüster - Band 3
Autoren: Lea Giegerich , Tanja Rast , Flo P. Schmidt , Susanne Haberland
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Entscheidung war. »Wir wissen noch nicht, ob wir ihm trauen können.«
    »Ich vertraue ihm. Er hätte uns im Winter auch an die Aufpasser verraten können. Egal was Constantino ihm erzählt hätte, nach spätestens einem Tag wäre Adalgiso wieder zur Vernunft gekommen. Und er hat es trotzdem nicht getan.«
    Elisa schwieg einen Augenblick. »Er war nervös. Sein Herz klopfte so schnell wie das einer Maus.«
    »Wer ist das nicht bei dem ersten Treffen mit uns? Constantino war auch so nervös, da hast du mir dasselbe erzählt, Elisa. Ich kenne dich, du brauchst einfach Zeit, um dich an jemanden zu gewöhnen.«
    »Das stimmt. Ich werde nun auch gehen – vor mir liegt etwas Arbeit. Ich weiß zwar nicht, wie du das mit der Nonnenkutte herausbekommen hast, aber du hast recht. Also werde ich mich wohl in ein Kloster verkriechen, bis du uns wieder zusammenrufst.« Sie seufzte.
    Ich lächelte.
    Sie stand auf und ging.
    Nun war ich wieder alleine. Die kühle, einsame Welt um mich herum tat gut, doch ich genoss sie nicht lange. Es musste noch viel getan werden.
    Madelena Tremante
    Mein Name war Madelena Tremante, aber Fabrizio nannte mich seit jeher Elisa. Unter diesem Namen kannten mich auch die anderen. Elisa … eine Kurzform von Elisabeth. Eigentlich gefiel mir der Name sogar richtig gut. Hier aber hatte ich mich mit meinem richtigen Namen vorgestellt: Madelena Tremante. Sie nannten mich aber nur Schwester Madelena. Und manchmal setzten sie noch ein aus Salzburg dazu.
    Ich hatte am Morgen nach unserem Treffen die Nonnenkutte aus ihrem Versteck geholt und war Richtung Norden gelaufen. Als die Sonne so heiß auf mich niederbrannte, dass ich glaubte, wie Butter zerfließen zu müssen, machte ich kehrt. Als ich im Kloster in Rom ankam, machte ich genau den Eindruck, den ich erreichen wollte. Vollkommen verschwitzt und müde von der Wanderung, flehte ich nach einem Glas Wasser.
    Die Nonnen nahmen mich herzlich auf und begrüßten mich freundlich. Sie wollten von allen Strapazen meiner Reise wissen, und ich jammerte über die Sonne, die Gott so gnadenlos auf mich herunterscheinen ließ. In einem Nebensatz fügte ich noch hinzu, dass nichts prächtiger wäre als die Sonne selbst, die alles zum Wachsen und Gedeihen brächte. Ihre Ohren saugten jede erfundene Neuigkeit aus Salzburg auf, die ich ihnen erzählte, während sie aufgeregt plappernd mir mein Zimmer zeigten.
    Doch dann kam die Äbtissin und zwang uns alle zur Ruhe. Was wären wir doch für ein Gänsestall, so laut und ungestüm wie diese Tiere. Wir sollten uns schämen und zu Gott beten, damit dieser uns unsere Sünde vergebe.
    Wir gehorchten demütig und ließen unsere Knie auf die harten Bänke der Klosterkapelle nieder. Während alle anderen ihre Köpfe senkten und beteten, überschlugen sich die Gedanken in meinem Kopf.
    Ich glaubte nicht an Gott – ich würde gerne. Ein Gott, der alle liebt? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Warum kannte ich meine Eltern dann nicht? Warum gab es einen Papst, der in seinem Reichtum beinahe erstickte, und jemand wie Ada, die auf der Straße leben musste?
    Nicht dass es Ada etwas ausgemacht hätte, aber sie sah so zerbrechlich aus. Ich hatte sie schon öfter stehlen sehen. Sie machte das geschickt. Niemand bemerkte sie, nur ich – weil sie es zuließ. Sie wusste, dass ich sie manchmal beobachtete, und ließ dann immer einen Teil ihrer Mahlzeit an der Stelle zurück, an der sie gegessen hatte. Für mich. Ich war keine ganz so geschickte Diebin wie sie. Das Wort Dieb gefiel mir überhaupt nicht, aber es gehörte zu mir. Es haftete an mir wie Pech. Zähflüssig und schwer wegzubekommen.
    Der Schweiß der Nonnen hing in meiner Nase. Er war so penetrant, dass ich mich beinahe übergeben musste. Hastig konzentrierte ich mich auf die Geräusche um mich herum. Das Klopfen der Herzen. Die Atemzüge der Nonnen rasselten. Eine Nonne flüsterte unaufhörlich ihre Gebete. Draußen im Garten wurden kleine, metallene Geräte in die Erde gerammt. Ich hörte sogar, wie einzelne Erdbrocken durch die Luft flogen und etwas weiter entfernt wieder landeten. Ich hasste es, mich auf meine Sinne zu konzentrieren. Wenn ich wollte, hätte ich sogar das leise Flüstern der Äbtissin im Garten hören können, aber es war einfach zu viel.
    Manchmal verfluchte ich Gott, den es wahrscheinlich gar nicht gibt, stumm dafür, dass er mir so gute Sinne geschenkt hatte. Es war eine Qual. Ich wollte die Herzen und das Flüstern nicht hören, den beißenden
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