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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)
Autoren: Justin Cronin
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Namen, den sie da hörte, und sie bekam ein ganz schlechtes Gewissen. Wie konnte ich so etwas Schreckliches tun?, dachte sie. Wie konnte ich Elizabeth entführen? Aber sie brachte es immer noch nicht über sich, aus dem Baum hinauszufliegen und Elizabeths Eltern zu sagen, wo ihr Kind war. Sie liebte das Mädchen zu sehr, um sie gehen zu lassen, weißt du. Sei ganz still, sagte sie zu Elizabeth, und mach kein Geräusch. Die Holzfäller kamen immer näher, und überall fielen die Bäume um. Alle Feen bekamen Angst. Gib sie zurück, sagten sie zu der Feenkönigin, bitte gib sie zurück, bevor sie den ganzen Wald zerstören.«
    » Wow.« Kate machte große Augen.
    » Ja, man kann wirklich Angst kriegen. Soll ich lieber aufhören?«
    » Nein, Peter, erzähl weiter!«
    Er lachte. » Ist ja schon gut. Also, die Holzfäller kamen schließlich zu dem Baum, in dem Elizabeth und die Feen wohnten. Es war ein besonders prächtiger Baum, hoch und dick und mit einem breiten Blätterdach. Ein Feenbaum eben. Aber als der Holzfäller mit der Axt ausholte, überlegte der König es sich plötzlich anders. Der Baum, weißt du, war einfach zu schön, um ihn zu fällen. Bestimmt ist den Geschöpfen des Waldes dieser Baum genauso lieb wie mir meine Tochter, dachte er. Es wäre nicht recht, ihnen diesen Baum wegzunehmen, nur weil ich etwas verloren habe, das ich liebe. Legt eure Äxte hin und geht nach Hause und lasst mich und meine Frau um unsere Tochter trauern, die wir nie mehr wiedersehen werden. Es war sehr traurig. Alle waren in Tränen aufgelöst, Elizabeths Eltern, die Holzfäller und auch die Feenkönigin, die alles gehört hatte. Sie wusste ja, dass Elizabeth niemals ihre richtige Tochter sein könnte, sosehr sie es sich auch wünschte. Also nahm sie sie bei der Hand, führte sie aus dem Baum und sagte: ›Hoheit, bitte verzeiht mir. Ich war es, die Eure Tochter gestohlen hat. Ich habe mir so sehr ein eigenes Kind gewünscht, dass ich nicht anders konnte. Aber jetzt weiß ich, dass sie zu Euch gehört. Es tut mir sehr, sehr leid. Und weißt du, was der König und die Königin sagten?«
    » Runter mit ihrem Kopf!«
    Peter lächelte. » Im Gegenteil. Trotz allem, was passiert war, waren sie so glücklich, ihre Tochter wiederzuhaben, und so gerührt von der Reue der Feenkönigin, dass sie beschlossen, sie zu belohnen. Sie erließen eine königliche Proklamation: Die Feen sollten in Ruhe gelassen werden, und jedes Kind des Reiches sollte eine eigene Feenfreundin haben. Daher kommt es, dass bis heute nur Kinder sie sehen können.«
    Kate schwieg kurz. » Ist es zu Ende?«
    » So ziemlich, ja.« Er war ein bisschen verlegen. » Ich habe so was noch nie gemacht. Wie war es denn?«
    Kate überlegte kurz und nickte dann knapp. » Mir hat es gefallen. Es war eine gute Geschichte. Erzähl mir noch eine.«
    » Ich weiß nicht, ob mir noch eine einfällt. Bist du noch nicht müde?«
    » Bitte, Onkel Peter.«
    Die Nacht war klar, die Sterne funkelten. Alles war still, nichts war zu hören oder zu sehen. Peter dachte an Caleb, und er erschrak, als ihm klarwurde, wie sehr er den Jungen vermisste und wie sehr er sich danach sehnte, ihn in den Armen zu halten. Alicia hatte recht und Tifty auch, aber vor allem Amy. Er liebt dich, weißt du. Diese Wahrheit erfüllte ihn wie die Luft des Winters. Er würde nach Hause gehen und lernen, ein Vater zu sein.
    » Also gut…«
    Er redete und redete und erzählte ihr jede Geschichte, die er kannte. Als er fertig war, gähnte Kate, und sie wurde schlaff in seinen Armen. Er zog den Reißverschluss seines Parkas herunter, drehte sie auf dem Schoß um, zog sie an sich und legte den Parka um sie.
    » Ist dir kalt, Schatz?«
    Ihre Stimme war leise, und sie schlief halb. » M-m.«
    Sie schmiegte sich an ihn. Nur noch eine Minute, dachte Peter und schloss die Augen. Nur noch eine Minute, dann bringe ich sie hinein. Er spürte Kates warmen Atem an seinem Hals, und ihre Brust hob und senkte sich an seiner eigenen wie die langen Wellen an einem Strand. Die Minute verging, dann noch eine und noch eine, und Peter ging nirgendwo mehr hin, denn er war fest eingeschlafen.
    Im Badezimmer der Apotheke war Lucius Greer dabei, sich zu rasieren.
    An diesem Tag und fast den ganzen Abend hatte ihn eine Lawine von Aufgaben unter sich begraben. Eine Sitzung des Rats der Baracken, in der Lucius und Eustace sich bemüht hatten, das Lotterieverfahren für die Evakuierung zunächst noch einmal zu erläutern und dann noch einmal zu
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