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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens
Autoren: Fay Juliette
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und die chaotische Horde von Jungen verwandelte sich mit einem Mal in zwei hoch konzentrierte, zielgerichtete Mannschaften. Für ungefähr sechs Sekunden. Dann nämlich schienen Gradys Blocker zu vergessen, dass sie noch etwas anderes zu tun hatten, als ihre Freunde anzurempeln oder zu ihren Wasserflaschen zu laufen. Die gegnerische Mannschaft stürmte auf Grady zu, der zur Ziellinie seiner eigenen Mannschaft zurückgerannt war. Ein Junge zerrte von hinten an seinem Trainingstrikot und brachte ihn zu Fall. Sofort begannen Spieler beider Mannschaften sich auf die am Boden Liegenden zu stürzen, bis die kleinen Körper sich fast einen Meter hoch türmten. Und Grady ganz unten drunter. Dana entfuhr ein panisches »Du lieber Gott!«
    »Aufstehen, ihr Affen! Runter von ihm!«, dröhnte Coach Ro, packte die Spieler an ihren Schulterpolstern und hievte sie zur Seite. »Geht’s dir gut, Stelly? Alles in Ordnung, oder?«
    Dana wollte zu Grady rennen, kam jedoch nur ein oder zwei Schritte weit, ehe eine Hand sie am Unterarm packte. »Sie wissen , dass Sie nicht zu ihm können«, sagte die Stimme hinter ihr. Dana drehte sich um und stand Amy Koljian, der Mutter von Timmy, dem Quarterback, gegenüber. »Wenn’s schlimm ist, winkt der Coach Sie zu sich«, sagte Amy mit wissendem Kopfnicken.
    »Er könnte aber verletzt sein!« Amy hatte gut reden. Danas Sohn saß jetzt am Rand und kaute auf seinem Mundschutz, als hätte er eine Woche lang nichts zu essen bekommen.
    »Keine Eltern auf dem Spielfeld, es sei denn, der Coach sagt es«, wies Amy sie zurecht. »Grady wird es peinlich sein, wenn Sie hingehen.«
    »Der Coach sagt es?«, wiederholte Dana. »Der Coach weiß nicht mal seinen Vornamen!«
    Amy deutete aufs Spielfeld. »Sehen Sie?«, sagte sie süffisant. »Ihm geht’s gut.« Gerade setzte Grady sich auf, sein kleiner Körper hob und senkte sich mit der Atmung. Dana wünschte sich mit aller Kraft, dass er herschaute, um ihn ihrer Anwesenheit versichern zu können. Sein Helm drehte sich in ihre Richtung, und dann stand er langsam auf. Der Coach schlug ihm auf die Schulter. »So, ihr Schwachköpfe, was zum Teufel war denn DAS jetzt?«, brüllte er.
    »Gott, wie ich Football hasse«, stieß Dana durch die Zähne hervor.
    Amy neben ihr schmunzelte. »Neue Football-Mütter sind immer so ängstlich.« Timmy war der jüngste von Amys Söhnen, und Amy genoss es, die überlegene, erfahrene Mutter zu sein.
    Dana bemühte sich um ein dankbares Lächeln. Grady wäre es bestimmt peinlich gewesen, und letztlich war er nicht schwer verletzt worden. Seine Wirbelsäule war noch intakt, seine Zähne saßen noch fest. Und dennoch hatte Dana gute Lust, der selbstgefälligen Amy den Hals umzudrehen – oder noch besser, den Frauenabend zu erwähnen, den ihre Freundin Polly veranstaltete, wohl wissend, dass Amy nicht eingeladen war.
    Diese untypische Anwandlung von Rachsucht überraschte Dana. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Sie verletzte niemals mit Absicht die Gefühle anderer. Und genau das hatte sie auch ihren Kindern von dem Moment an eingetrichtert, als sie ihre ersten Freundschaften schlossen: Sprich nicht über Einladungen. Erwähne nicht, dass du nach dem Kindergarten mit zu Cassandra gehst und dass ihr vielleicht mit Fingerfarbe aus Schokoladenpudding malt, falls ihre Mutter nicht vergisst, welchen zu kaufen. Posaune nicht raus, dass du zu Owens Geburtstagsfeier in einer Laser-Tag-Arena gehst und gedacht hast, alle Jungs wären eingeladen. Ja, du solltest nicht mal in der Pause hinter dem Klettergerüst die Hand deines Gastgebers drücken und ihm ins Ohr flüstern: »Ich kann’s gar nicht erwarten!«
    Als das Training vorbei war, kam Grady auf sie zu – war das ein Humpeln? –, packte ihren Daumen und begann, sie zum Auto zu ziehen. »Alles in Ordnung?«, fragte sie ihn. »Das war ja vielleicht eine Massenkarambolage.«
    »Ja«, sagte Grady. »Kann Travis morgen zu uns kommen?«
    »Klar, sobald wir zu Hause sind, rufe ich seine Mutter an.«
    » TRAVIS !«, brüllte Grady über den Parkplatz hinweg. » WILLST DU …«
    Dana hielt Grady die Hand vor den Mund, ein Blitzschlag elterlicher Maßregelung. »Was hab ich dir zu dem Thema gesagt?«, murmelte sie in strengem Ton.
    »Das interessiert doch keinen, Mom«, beharrte er, sich ihr entwindend.
    Und ob es das tut , dachte sie. Selbst wenn die anderen Kinder keine Lust haben, möchten sie doch gefragt werden .

- 2 -
    D ie Geschichte von Danas Scheidung langweilte sogar sie selbst. Der
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