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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition)
Autoren: Meg Gardiner
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ging Riss weiter rückwärts. Mit dem Vertrauen einer fliegenden Trapezkünstlerin, die weiß, dass ihr Partner sie auffangen wird, schaute sie Boone an.
    »Bleib stehen, Riss«, rief Rory.
    Ungerührt legte Riss noch einmal zehn Meter zurück, bis sie den El Camino erreichte. Dann nahm sie Addie von der Hüfte und setzte sie auf die Ladefläche. Riss hob beide Hände. »Nicht schießen, ich bin unbewaffnet.«
    Sie stand mitten auf der Straße, die Arme kapitulierend nach oben gestreckt. Doch ihre Augen leuchteten herausfordernd, und ihr Blick hing an Boone.
    »Nein.« Rory erschrak und steuerte auf sie zu. »Nein.«
    Ohne zu zögern, ging Boone von der Kupplung und jagte den Abschleppwagen hoch.
    Riss stürzte davon.
    Der Laster machte einen Satz nach vorn. Bergab, direkt auf den El Camino mit der Kleinen auf der Ladefläche zu.
    »Addie«, rief Rory. »O Gott.« Und dann rannte sie, rannte, so schnell es ging. Komm schon, du schaffst es. Auf den ersten Metern konnte ein Mensch schneller beschleunigen als ein schwerer Wagen. In vollem Tempo raste sie vor dem Laster dahin, der allmählich aufholte, ihr Innerstes zerrissen von Furcht.
    Addie schob sich hoch und sah dem heranröhrenden Abschleppwagen entgegen. Sie hatte nicht den Hauch einer Chance.
    Rory warf sich auf die Ladefläche des El Camino und packte Addie am Arm, um sie nach draußen zu reißen, in Sicherheit. Sie hörte den Motor brüllen, spürte schon die Hitze.
    Dann krachte ein Schuss, und unmittelbar darauf prallte der Laster auf den El Camino.
    S charf und klar kam der Knall aus Seths Glock. Dann wurde er verdrängt durch das Aufjaulen von Boones Abschleppwagen.
    Im Moment des Aufpralls hatte Rory dem Laster den Rücken zugekehrt. Addie hing halb in ihrem Griff, die Augen rund vor Angst, die kleinen Füße in der Luft. Hoffend und betend hielt Rory sie fest, dann wurden sie gerammt.
    Der Schlag war so heftig, dass sie über die Ladefläche geschleudert wurden. Nicht loslassen. Instinktiv schlang sie die Arme um Addie, um sie zu schützen. Vage hörte sie einen weiteren Schuss, der jedoch kaum durch das Brüllen des Motors drang.
    Der wuchtige Laster schob den Elco seitlich die Straße hinunter, vorbei an den Bäumen. Rory hatte das heiße, lärmende Kühlergitter direkt vor dem Gesicht. Sie umklammerte Addie und versuchte sich gleichzeitig kriechend in Richtung Heck zu bewegen. Polternd und schaukelnd rollten sie auf eine Kurve zu. Und auf die tiefe Schlucht dahinter. Unaufhaltsam. Irgendetwas in ihr schrie: Spring! Dann waren sie in der Luft. Zusammengerollt zu einem Ball prallte sie auf den Boden.
    Schmerzhaft scheuerte sie über den Asphalt und schlug mit dem Kopf auf. Sie krachte mit Ellbogen und Knien auf die Straße, dann überschlug sie sich. Addie mit ihr. Und noch immer schob sich der Laster näher. Unerbittlich drang er in ihr Blickfeld vor, bis sie vom Boden aus nichts anderes mehr sehen konnte.
    »Nein …«
    Plötzlich drehten sich die Räder des Abschleppwagens zur Seite, und er schlingerte eine Handbreit an ihrem Gesicht vorbei.
    Völlig benommen lag sie da und keuchte. Addie hing über ihrer Brust. Nach einem zuckenden Atemzug brach sie in herzzerreißendes Schluchzen aus.
    Rory wandte langsam den Blick von den Steinen, die sich in dem alten Asphalt abzeichneten. Sie blutete. Auch Addies Hello-Kitty-Shirt war mit Blut verschmiert, aber wohl nicht mit ihrem eigenen. Weit oben drehte sich das blaue Himmelssegel um die Sonne.
    Trotz Addies Wimmern konnte sie hören, wie der El Camino über die Kante der Schlucht rutschte und polternd in die Tiefe stürzte.
    Rory umfing Addie, die sich zitternd an sie presste. »Schon gut, nichts passiert. Alles in Ordnung.«
    Sie hob den Kopf. Der Abschlepplaster war nach sechzig Metern von der Straße abgekommen und frontal gegen einen Eukalyptusbaum geprallt. Noch immer röhrte der Motor, und die hinteren Räder drehten durch; die Front war eingedrückt, und aus dem Kühler schoss der Dampf.
    An der offenen Fahrertür ließ Seth das Lenkrad los und zerrte Boone vom Sitz. Er hatte sie gerettet. Schwer wie ein Mehlsack, stürzte ihr Cousin in den Dreck und blieb reglos liegen. Seth hielt die Glock mit beiden Händen auf Boone gerichtet und spähte nach allen Richtungen, auf der Hut vor möglichen Gefahren.
    Dann fiel sein Blick auf Rory.
    Im Hintergrund brach Amber in lautes Jammern aus.
    Mit Addie im Arm stemmte sich Rory auf die Knie. Ihre ganze linke Seite war wund gescheuert wie rohe Wurst. Es brannte
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