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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)
Autoren: Kelly McCullough
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sich hatte, und ich konnte keinen Vertrauten entdecken, aber als sie sich anfangs über dich gebeugt hat und ihr Schatten auf mich gefallen ist, hat er nach der Magiergabe geschmeckt – einer Gabe, die erst kürzlich benutzt wurde, anderenfalls hätte ich es nicht gemerkt.« Nachdenklich legte er den Kopf schief. »Wahrscheinlich hat ihr Vertrauter draußen auf sie gewartet, allerdings wäre es auchmöglich, dass sie sich mit einem geringeren Geist verbündet hat, der ganz einfach unsichtbar war.«
    Ich unterdrückte das Bedürfnis, Triss anzuknurren. Für eine Nacht hatten wir genug gestritten. »Nun, wenn sie Magierin und adlig ist, dann wäre es kein Wunder, wenn sie ihren Vertrauten verstecken würde, was immer er sein mag.« Vielleicht etwas, dass Wunden in Schultern schlägt, wenn es dort thront? Womöglich ein Falke oder ein Adler? Aber das war im Grunde nicht wichtig. »Die Zhani zeigen sich nicht gerade erfreut, wenn Angehörige des hohen Adels Magie wirken. Sie behaupten, das würde das ganze Herausforderungssystem zur Nachfolgeregelung infrage stellen.« Was es auch tat, und das könnte auch erklären, warum sie verkleidet zu mir gekommen war.
    Ich setzte mich auf meine Truhe und wünschte mir, ich hätte einen Trunk zur Hand. Das Letzte, was ich wollte, war, in die höfische Politik von Zhan verwickelt zu werden ... aufs Neue. Ich trug noch immer die Narben am Bein und den Preis auf meinem Kopf vom letzten Mal, damals, vor einer Dekade. Bekümmert massierte ich mir die Schläfen.
    »Triss ...«
    »Ich weiß. Ich hätte es dir sagen sollen. Aber du wirst den Auftrag doch nicht jetzt noch ablehnen, oder?«
    »Nein. Ich habe ihr Geld genommen, und schließlich gehe ich grundsätzlich nicht davon aus, dass mir ein Auftraggeber die Wahrheit erzählt. Du andererseits ...« Ich seufzte. »Wenn du das nächste Mal Magie im Schatten von irgendjemandem schmeckst, dann gib mir unauffällig einen Wink, dann reden wir vorher darüber.« Wir wussten beide, dass er das bereits dieses Mal hätte tun müssen, aber ich ging nicht weiter darauf ein – er kann recht eigensinnig sein, wenn er will, und er ist vermutlich der Klügere von uns beiden. »Kein Geruckel mehr, als hätte dir jemand einen Becher Schattenameisen in die Schattenhose geschüttet, ja? Damit siehst du nur aus wie ein nervöser Anfänger.«
    »Ich ... du ... ich habe nicht ... Hmpf.«
    Triss ergoss sich wieder in die Form meines Schattens, hob die Schattenhände an die Schattenohren, dass sie aussahen wie ein Geweih, und wackelte dann einfach mit den Fingern vor mir, womit das Gespräch wirkungsvoll beendet war. Schon kapiert . Ich grinste und machte mich auf, das Licht wieder abzudecken. Ich brauchte dringend anständige zehn oder zwölf Stunden Schlaf, wollte ich die magischen Brunnen wieder auffüllen und für die morgige Lieferung auf der Höhe sein.

    Spät am Nachmittag stand ich auf, und während ich darauf wartete, dass die Sonne unterging, schlug ich die Zeit tot, indem ich abwechselnd mit Triss Schattenfechten spielte oder tat, als würde ich ein Buch lesen, das ich mir aus Ismere »geborgt« hatte, einer Leihbücherei, gegründet von einem reichen Handelsherrn. Es war irgendeine alberne Abenteuergeschichte, die im längst zerstörten Reich der Nekromanten spielte, das einst am Nordrand der Magierwüstenei gelegen hatte. Doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Stattdessen kreisten meine Gedanken um Maylien und die Frage, ob sie tatsächlich eine Magierin war und was für ein Spiel sie wirklich spielte, und so glitten mir die Worte einfach nur durch den Kopf, ohne eine Spur zu hinterlassen. Vage bekam ich mit, dass im letzten Kapitel etwas über die Methoden zur Stärkung der diversen Rassen ruheloser Toter geschrieben stand, aber das war auch schon alles.
    Als die Sonne endlich eine Handbreit über dem Horizont hing, klappte ich erleichtert das Buch zu und eilte wieder hinauf in meine kleine Kammer. Dort wickelte sich Triss um mich, und wir öffneten das magische Schloss, mit dem ich meine Truhe abzusperren pflegte – noch so ein Durkotherzeugnis. Die Schmiede der Andersartigen waren die Besten der ganzenWelt, allerdings konnte ich mir kaum ihre billigsten Stücke leisten.
    Der Truhe entnahm ich ein Paar übereinstimmender, ramponierter Kurzschwerter, gerade, zweischneidige Klinge mit schlichter Parierstange und für die Nachtarbeit geschwärztem Stahl. Anständige Handwerksarbeit, aber nicht gerade kunstvoll und nicht annähernd so
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