Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Kim Kestner
Vom Netzwerk:
hält. »Ist das der berühmte Apfelkuchen?«
    »Ich muss zugeben, dass meine Schwägerin Rose ihn gebacken hat. Ich hoffe, er ist jetzt noch in einem Stück«, antwortet Mum. »Wir wussten ja nicht, dass wir zu Fuß …«
    »Er wird wunderbar sein«, erwidert Hillary und sieht zu einer schweren Holztür, gleich neben dem Bärenkopf. »Er sollte Alison jetzt sehen, bevor er wieder schläft …«
    »Schläft?«, rufe ich. »Wie kann er schlafen wollen?«
    »Alison, wieso Alison?«, fragt meine Mutter im gleichen Moment, doch Hillary ist schon durch die Tür gegangen und winkt mich in den noch dunkleren Raum, so klein, dass nicht mehr als ein Bett darin Platz findet sowie ein Regal, mit einigen Büchern darauf, und ein Tropf. Das nehme ich aber nur am Rande wahr, genau wie das Schließen der Holztür, denn ich blicke auf Kay.
    Er liegt mit lang gestreckten Beinen unter einer gehäkelten Decke und lächelt mich an. Sein Gesicht ist eingefallen, von Falten durchzogen, die Haut wirkt dünn, fast gläsern und ist von braunen Flecken gezeichnet. Es sind Altersflecken.
    »Da bist du ja …«, sagt Kay mit immer noch fester Stimme.
    Ich merke, dass ich die Hand vor den Mund presse, lasse sie sinken.
    »Dein wievielter Geburtstag ist das?«, frage ich erstickt.
    »Mein hundertvierter«, antwortet Kay. »Ich habe lange warten müssen, aber jetzt bist du ja da.«
    »Aber … Ich habe immer gedacht, dass wir … dass wir in der gleichen Zeit leben, vielleicht in unterschiedlichen Realitäten, ja, aber in der gleichen Zeit …«
    »Tun wir doch …« Kay lächelt.
    Ich starre den zerbrechlichen Mann auf dem Bett an und merke, dass ich ihn auch jetzt noch liebe. Vorsichtig berühre ich seine Hand, in dessen Rücken der Zugang für den Tropf gesteckt ist.
    »Bist du krank?«
    »Nur alt …«, murmelt Kay. »Alt und müde. Aber jetzt kann ich sterben.«
    »Sag das nicht.«
    »Hillary wird froh sein, wenn sie nicht mehr durch den Wald stapfen muss, um mich zu versorgen …« Kay wirkt belustigt, aber im nächsten Moment sieht er mich ernst durch seine tief dunklen, runzeligen Augen an. »Ich konnte dir nicht alles erklären, nicht alles beibringen. Du warst plötzlich verschwunden und ich habe nur hoffen können, dass mein Leben lang genug andauern wird, um mein Versäumnis nachzuholen.«
    »Dann lass uns los. Zeig mir, wie man mit einem Speer jagt oder Feuer mit Steinen macht …« Ein blöder Scherz, aber ich kann der grässlichen Tatsache nicht ins Auge sehen, dass es keine Zukunft für Kay und mich gibt.
    »Was ist geschehen? Wieso hast du mich nicht mehr auf dich aufpassen lassen, mich betäubt …«
    Langsam lasse ich mich auf das Bett sinken, streiche durch Kays ergrautes Haar, während ich ihm von der anderen Alison erzähle, den Tropfen in der Flasche, meinem Urururgroßvater Hamilton, den ich als Kind am Fluss entdeckt habe, seinem Spielkameraden, dem Brandstifter und schließlich der Mojave-Klapperschlange und Wum Randy.
    Kay unterbricht mich nicht, drückt nur einmal stolz meine Hand, als ich ihm von der Schlange berichte, aber er sieht müde aus.
    »Du hättest ihn töten sollen … den Jungen. Ich hätte es getan«, sagt er schließlich.
    »Hättest du nicht.«
    »Er war der Mörder meiner Frau.«
    »Deiner Frau?«
    Kay nickt. »Alison. Deine Urgroßtante. Sie war im dritten Monat, als die Destille explodierte.«
    »Oh mein Gott …«, höre ich mich flüstern und lasse die Stunden des Jahres 1929 an meinem geistigen Auge vorbeiziehen.
    Stück für Stück fügt sich alles. Kay, der sich so selbstverständlich in den Zwanzigern bewegte, sich der Sprache mit Leichtigkeit anpasste, sofort wusste, wie das komplizierte Gefährt zu starten war, das wir auf halber Strecke gestohlen hatten. Natürlich wusste er, wo die Plantage lag. Sie war sein Zuhause. Ihr Zuhause …
    Jetzt erinnere ich mich an die ungefähren Worte meiner Urgroßtante. »Ich warte auf meinen Mann. Er ist gestern nicht nach Hause gekommen …«
    »Sie haben dich einen Tag vor dem Brand geholt …«, sage ich zu Kay.
    »Und zwei Jahre später mit dir zusammen zurückgeschickt, ja. Aber ich habe es nicht geschafft. Ich konnte den Brandstifter nicht finden, nicht das Leben ihres Kindes retten, auch nicht, nachdem Wum Randy mich plötzlich aus diesem Wald hierher portierte … direkt in das Jahr 1929. Ich konnte nicht wissen, dass du es warst, die Wum dazu gezwungen hat. Ich dachte, sie hätten die Show abgesetzt …«
    »Und hast du sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher