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Die Zan-Spieler

Die Zan-Spieler

Titel: Die Zan-Spieler
Autoren: M. A. Foster
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glatteren und weicheren Züge des Lergesichts gewöhnt waren (welches innerhalb des menschlichen Bezugsfeldes entsprechend kindlich erschien), war er primitiv, roh, grobgeschnitten gewesen. Aber sie erinnerte sich mit Angst und Schrecken an ihn, so harmlos er ihr auch erschienen war, denn sie wußte, daß, wenn sie sie wieder holen kommen würden, sobald sie zu der Meinung gelangt wären, daß sie genug Zeit in dem Kasten zugebracht hätte, er mit ihnen kommen und sie mit ihm wie mit einem Vertrauten sprechen würde, nur um mit irgend jemandem Kontakt, irgendeinen Stimulus zu haben. Bürger Eykor, so hatten sie ihn genannt. Sie würde anfangen zu reden, und sie würde nicht mehr aufhören können. Irgend etwas würde ihr in ihrer Erleichterung entschlüpfen, und sie würde mit der Geschichte anfangen, und es würde kein Ende abzusehen sein. Sie vermutete, daß sie den Kasten nicht überleben würde; sie wußte, daß sie ihr Schweigen nicht bewahren konnte, wenn sie sie herausholten und wieder anfingen, sie zu verhören. Eine krampfartige Angst durchfuhr sie, hielt sie für einen Augenblick fest; vielleicht würde sie ihn lieben, nur weil er gleich nach dem Kasten mit ihr redete. Ja, das war möglich. Er würde sie beruhigen, wahrscheinlich die Hand ausstrecken, um sie an der Schulter zu berühren, ohne zu wissen, daß die Bewegung für sie offen sexuelle Konnotationen hatte … und das konnte nicht sein, durfte nicht sein; es durfte nicht einmal annähernd zu so etwas kommen. Es gab nichts, was sie mit dem Bürger Eykor teilen konnte, und das, was ihr mit ihm zu reden erlaubt war, war noch weniger.
    Sie durften nichts erfahren, nicht ein Wort davon, dachte sie. Die Woge hatte unter sich die ersten Andeutungen des Bodens gespürt und wurde langsam höher, nachdem sie Meilen und Jahre zurückgelegt hatte. Eigentlich Jahrhunderte, so lange war sie in Bewegung gewesen. Ja. Laß alles zu seiner Zeit geschehen. Dann wird es nicht mehr darauf ankommen, was sie wissen; eigentlich könnten wir ihnen sogar eine Abschrift der geschichtlichen Abhandlungen hinunterwerfen; sollen sie doch versuchen, sie zu kopieren und ihnen in die Nacht hinaus folgen. Dann wird es nicht mehr darauf ankommen. Aber jetzt? Es wäre weder passend, noch würde es genügen, wenn sie jetzt, zusammengebrochen, zum Berg des Wahnsinns, zu dem Heiligen Ort zurückginge und dem Schatten sagte: „Ich habe ausgehalten, so lange ich konnte, aber am Schluß ging es nicht mehr. Ja, ich habe darüber gesprochen, und sie wissen davon. Sie werden morgen oder übermorgen kommen, sie werden es für sich selbst nehmen, und für uns wird es für immer verloren sein.“ Und bei unserer niedrigen Geburtenrate und unseren labilen Genen werden wir für immer die Mündel der Vorläufer bleiben und mit ihnen an die alte Erde gefesselt sein. Unerträglich.
    Sie unterbrach diesen Gedankengang, denn er führte zu schweren Wahlmöglichkeiten. Wahlmöglichkeiten, deren Ausgang nur zu deutlich war. Sie kehrte noch einmal in die Gegenwart zurück. Der Nullpunkt nirgendwo, nirgendwann, ein Universum, in dem sie der einzige Einwohner war. Sie und ihre Erinnerung. Sie war ganz nackt, aber sie konnte nicht mehr das geringste empfinden; das wenige, das der Kasten ihr gelassen hatte, war schnell geschwunden, war wie periodisch wiederkehrende Einzelheiten ohne Bedeutung von ihrem Verstand fallengelassen worden, so wie man aufhört, eine gewohnte Uhr zu hören und anfängt, sich zu fragen, ob sie immer noch läuft. Im Kasten war es so, daß diese Berichte, die man sich selbst erstattet und die selbst unter normalen Umständen schwer zu erfassen sind, einfach verschwanden, ohne an der Stelle, an der sie untergegangen waren, auch nur ein Kräuseln zu hinterlassen. Sie kam wieder auf ihre Nacktheit zurück, versuchte, sie in irgendeiner Weise zu empfinden. Sie konnte es nicht. Es war kein Körper da! Wütend dachte sie: Ich kann ihn jetzt vielleicht nicht fühlen, aber ich kann mich daran erinnern. Das könnt ihr mir nicht nehmen. Es ist mein Körper und mein Geist, ihr Hifzer Dranloons {3} ! Sie kam abermals darauf zurück. Nackt, ja, es war angenehm, ohne Kleider zu sein, wenn jemand dabei war, der einen interessierte … mehr als bloß angenehm, erregend. Wenn ein Körper-Freund dabei war, jemand, den man liebte. Noch besser jemand, den man innig liebte. Als heranreifende Ler machte sie keine scharfe Trennung zwischen Freunden und Liebhabern. Sex mit Freunden des anderen Geschlechts
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