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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)
Autoren: Sarwat Chadda
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entlangkommen, der am Garten des Bauernhauses vorbeiführte.
    Dad kommt, Gott sei Dank .
    »Komm her, Wassilissa«, sagte Billi und packte sie am Arm.
    »Nein!« Sie wand sich und kratzte, aber Billi verstärkte ihren Griff. Wassilissa wich zurück und warf dabei ihren Nachttisch um. Die Lampe darauf zerbrach, aber Billi sah, wie etwas Glänzendes auf den Boden rollte.
    Es war eine dieser russischen Puppen: Wenn man sie öffnete, fand man eine weitere darin, und darin noch eine und so weiter. Wie hießen sie doch gleich? Wie auch immer, diese hier war wunderschön. Zierlich bemalt mit einem rotgoldenen Kopftuch, Blumen auf der Bluse und rosigen Wangen. So poliert, dass sie glänzte.
    »Aua!«, schrie Billi. Wassilissa klammerte sich an sie und hatte ihre winzigen weißen Zähne tief in Billis Handgelenk gegraben. »Lass los!« Sie schüttelte Wassilissa ab. Die Bisse bildeten einen regelmäßigen Bogen roter Dellen. Verstand das Mädchen denn nicht? Billi versuchte, sie zu retten!
    »Wo ist meine Ma…« Billi presste dem Mädchen die freie Hand auf den Mund.
    Irgendetwas kratzte an der Tür.
    »Pelleas?«, fragte Billi.
    Es schnüffelte am Türspalt.
    Billis Eingeweide wurden kalt. Pelleas würde nicht kommen. Nie mehr.
    »Will Mädchen«, knurrte es. Der Kehlkopf der Wölfin verzerrte ihre Stimme, aber Billi verstand gut genug, was sie sagte. Sie sah wieder Wassilissa an.
    Viele Leute waren schon um dieses Mädchens willen gestorben. »Hoffentlich bist du es auch wert«, murmelte Billi.
    Die Tür ächzte, als kräftige Arme gegen das Holz drückten.
    Die ältere Werwölfin – sie musste es sein. Wenn Billi schnell war, konnte sie vielleicht ihr Schwert unter der Tür hindurchstoßen und die Bestie treffen. Sie griff nach ihrem Gürtel.
    Mist. Kein Schwert. Sie hatte es beim Kampf gegen die Rote fallen lassen. So ein verdammter Mist!
    Die Tür wackelte in ihrem Rahmen, als die Werwölfin sich dagegenwarf. Sie heulte. Lange, senkrechte Risse bildeten sich in der Tür.
    Billi stemmte sich mit der blutenden Schulter gegen einen schweren Kleiderschrank und schob. Er glitt über den Holzfußboden, bis seine Füße an einer unsichtbaren Kante hängen blieben. Billi schob fester, und der Schrank kippte, um dann schwer vor die Tür zu stürzen und sie zu blockieren.
    Sie musste durchhalten und kämpfen. Das hätte jeder Templer getan. Billi suchte das Zimmer ab und hob einen Kinderhockeyschläger auf. Die Tür wackelte erneut, als die Alte Graue dagegenprallte, und der umgefallene Schrank bewegte sich ein paar Zentimeter.
    »Will Mädchen!«
    Billi musterte Wassilissa, die wimmernd in der Ecke kauerte.
    Es würde keinen Kampf geben. Die Werwölfin würde Billi töten und das Mädchen bekommen. Das Mädchen schien wichtig zu sein. Vielleicht war sie doch eine Seherin.
    »Komm, wir gehen«, sagte Billi und schlug das Fenster mit dem Hockeyschläger ein. Die Bestie im Flur heulte noch einmal und rammte die Tür; jeder Aufprall klang wie eine Totenglocke.
    »Wassilissa!«, befahl Billi. Wassilissa schrie, als Krallen sich durch einen Spalt in der Tür gruben und ein leuchtendes grünes Auge hereinspähte.
    Billi warf den Schläger weg und packte das Kind um die Taille. Sie kletterte aufs Fensterbrett hinaus und setzte den rechten Fuß aufs Spalier. Es bog sich, hielt aber.
    Holz zersplitterte, und der Kleiderschrank sprang in die Luft. Die Alte Graue riss die Überreste der Tür aus den Angeln und schleuderte sie aufs Fenster. Billi packte eine dicke Ranke. Ihr linker Fuß tastete über die Wand, suchte nach einem noch so geringen Halt, fand aber nichts. Ein langer, haariger Arm fuhr durch die Luft und verfehlte ihr Gesicht nur knapp. Billi rutschte das vier Meter hohe Gewirr aus Ranken und Spalier hinunter und schürfte sich Arme und Knie auf, während sie vergeblich versuchte, sich an etwas festzuhalten. Sie landeten hart auf dem Boden, Wassilissa auf ihr, so dass es ihr den Atem verschlug. Billi blinzelte und versuchte, die Funken daran zu hindern, weiter vor ihren Augen zu tanzen. Sie stand taumelnd auf und bekam im zweiten Versuch Wassilissas Ärmel zu fassen. Sie hörte, dass das Auto näher kam.
    Die Alte Graue hockte auf dem Fensterbrett, hüpfte hinunter und landete lautlos. Billi rannte los; halb zog sie Wassilissa mit, halb trug sie sie. Hinter der Hecke hallte der Lärm des näher kommenden Autos in der Luft wider: Die Scheinwerfer waren auf Fernlicht gestellt, beleuchteten den ganzen Garten und bildeten auf dem
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