Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)
Autoren: Sarwat Chadda
Vom Netzwerk:
Bürgersteig auf, so dass scharfe Betonsplitter umherflogen. Die Gebäude ächzten, und Billi wirbelte herum, als sie die Fensterscheiben der Schule knarren hörte; Bruchrisse breiteten sich wie Spinnweben im Glas aus, das sich vor Schmerz krümmte, aber dennoch hielt.
    Die Polenitsy knieten gleichzeitig nieder – alle bis auf die Alte Graue. Sie hob trotzig den Kopf, ihr Gesicht nun eher das eines Wolfs als eines Menschen, langschnäuzig und mit schwarzen Lefzen.
    Die Bäume verneigten sich, und die dicken Stämme ächzten, als ihre Zweige den Boden berührten.
    Billi beschirmte ihre Augen, als der Wind sie traf. Sie zog Wassilissa an sich und beschützte sie, so gut sie konnte.
    Dann wurde die Luft still.
    Baba Jaga stand zwischen den Polenitsy. Sie fuhr sich mit den krallenbewehrten Fingern durch das schüttere weiße Haar, und ihr runzliges Gesicht mit den eisernen Reißzähnen verdüsterte sich, während sie ihren Knochenstab auf den Schnee schmetterte. Die uralte Hexe reckte sich und erhob sich hoch über sie, so dass ihr Schatten auf die Templer fiel, als sie sich zu voller Größe aufrichtete: beinahe sechs Meter.
    »Muttergottes!«, flüsterte Mordred.
    »Ruhig, Junge«, sagte Arthur, obwohl seine eigene Stimme alles andere als ruhig war.
    Baba Jaga starrte auf sie herab; ihre schwarzen Diamantaugen funkelten.
    »Das MÄDchen. Gebt sssie MiR«, zischte sie.
    »Komm und hol sie dir«, sagte Billi.
    Sechzig Meter , schätzte Billi, zwischen ihr und Gareth . Komm einfach ein paar Schritte näher, du alte Vettel!
    »Vertrau mir, in Ordnung?«, flüsterte Billi und legte Wassilissa dann den Säbel an die Kehle. Wassilissa erstarrte.
    Einige Werwölfinnen schlichen näher heran.
    »Nein, ihr nicht.« Billi starrte Baba Jaga an. »Nur sie.«
    »ZUrüCK – BL eibt zurück.« Baba Jaga wedelte mit der Hand. Sie wandte langsam den Kopf, suchte die Umgebung ab, kam nicht näher heran.
    Rechnete sie mit einer Falle? Natürlich tat sie das. Aber Baba Jaga wollte das Frühlingskind, und was waren sie schon dagegen? Unbedeutende Menschen.
    »Los, hol sie dir«, reizte Billi sie. »Oder hast du etwa Angst vor ein paar Sterblichen?«
    »Du WIRST aM LAngsaMsten sterrrben , K leinE TempLERRRin.«
    Baba Jaga trat vor. Sie bewegte sich langsam. Jeder Schritt wühlte den vereisten Asphalt auf. Ihre Finger zuckten um den Knochenstab, ihre Armbänder und Halsketten rasselten. Ein tiefes, höllisches Fauchen grollte aus ihrer brüchigen Kehle hervor.
    Nur noch ein paar Meter .
    Sie dachte es. Sie alle dachten es. Billis Verstand war ganz auf die Pfeilspitze ausgerichtet, dieses kleine, scharfe Dreieck aus Stein, das Baba Jaga töten würde. Es kam alles auf die nächsten paar Schritte an. Sie dachte an Gareth, wie er in der Waffenkammer Pfeil um Pfeil mitten in die Zielscheibe schoss. Der Mann konnte im Dunkeln einer Haselmaus einen Pfeil ins Auge schießen.
    Nur noch einen Schritt, dann war’s das .
    Billi konnte den drängenden Wunsch, das Verlangen, nicht aus ihrem Verstand heraushalten. Keiner von ihnen konnte das. Sie schrien Baba Jaga förmlich zu, noch einen Schritt zu machen.
    »N eein, NeIIN …« Baba Jaga blieb stehen. Sie starrte Billi böse an; ihre schwarzen Augen schienen in der Dunkelheit zu wachsen. Ihre Zähne knirschten übereinander.
    Nur noch einen Meter .
    Baba Jagas Blick schoss zum Fenster der Schulbibliothek empor. »NE IN !«
    Oh nein .
    Baba Jaga war ein Avatar, aber einer, der sämtliche Kräfte der Tausende von Frühlingskindern angehäuft hatte, die sie verschlungen hatte. Sie konnte über die Elemente gebieten. Sie hatte den ersten Polenitsy beigebracht, die Gestalt zu wandeln. Sie konnte Gedanken lesen . Sie hörte sie – wie hätte es auch anders sein können? Sie schrien ihr alle zu, weiter in die Falle der Templer zu tappen.
    Das Schwirren der Bogensehne klang so laut wie ein Donnerschlag, und wie der Blitz brachte der Pfeil die Strecke zwischen Gareth und Baba Jaga binnen eines Augenblicks hinter sich. Baba Jaga schrie und fiel hintenüber, als die Pfeilspitze ihr in die Schulter drang. Die Polenitsy jaulten, und drei von ihnen eilten ihrer Göttin zu Hilfe.
    Mein Gott, es funktioniert! Die kleine Pfeilspitze hatte gewirkt.
    Die Polenitsy wichen zurück, als Baba Jaga sich regte. Sie erhob sich wieder, das Gesicht zu einer Maske des Entsetzens verzerrt. Der eisenvolle schwarze Mund öffnete sich, und sie schrie und brach den Pfeil mit einem Schnipsen ihres krallenbewehrten Fingers ab. Galliges
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher